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Friedrich Merz
© dpa/Christoph Soeder

CDU: Was aus Friedrich Merz werden könnte

Die CDU will Friedrich Merz am Kabinettstisch der Kanzlerin - Parteichefin Kramp-Karrenbauer sieht keinen Platz. Wie wäre es mit Baden-Württemberg? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Friedrich Merz, immer wieder. Aus der Weihnachtsruhe, die er sich und der CDU wünschte, wird nichts. Gerade mal unterm Baum war er kein Thema. Doch kaum wird das Lametta weggeräumt, sind die Ideen wieder zurück, was mit ihm alles werden könnte. Was er alles werden könnte. Er wird, je länger der Bundesparteitag der CDU her ist, umso mehr eine Projektionsfläche.

Tatsache ist, dass immerhin fast die Hälfte der Delegierten in Hamburg ihn gewählt hat. Und dass nicht nur die Mehrheit der Delegierten konservativ ist und sehen möchte, dass sich der Kurs ändert. Angela Merkel war gestern, so viel steht fest. Annegret Kramp-Karrenbauer ist jetzt. Aber sie bleibt eben doch eine Ahnung davon schuldig, was morgen in der CDU sein könnte. Und je länger das so ist, desto eher wird Merz eine fixe Idee.

Zumal die Umstände ihm in die Hände spielen. Nachrichten, die mindestens eine konjunkturelle Delle ankündigen, mehren sich. Der Dax ist, im Jahresvergleich, um 18 Prozent gesunken. Ein außergewöhnlich schlechtes Börsenjahr. Was, wenn die wirtschaftliche Lage schlechter wird? Dann kommt die Zeit, in der nach einem verlangt wird, der die Sache in die Hand nimmt. Der einen neuen Aufschwung verheißt.

Ein wirtschaftlicher Abschwung könnte Merz helfen

Das wissen AKK und Merkel. Und deswegen sehen sie keinen Platz für Merz am Kabinettstisch. Man stelle sich vor, er könnte doch Wirtschaft, wie man so schön sagt. Jede Belebung würde mit ihm verbunden. Besser nicht, oder?

Besser doch. Denn AKK steht quasi im Wort, ihm eine Stellung oder Stelle zu verschaffen, die alle Zweifler an ihr als Chefin und ihrer Integrationswilligkeit zerstreut. Die wachsen in diesen Tagen mit jeder spitzen Bemerkung von ihr in Richtung Merz. Sie sollte sich aber vielleicht doch besser absichern mit Blick auf die kommenden Wahlen, deren Ergebnisse auf ihr Konto gehen. AKK könnte Merz mit einbeziehen – im Verbund mit Merkel im Kabinett oder in der Partei.

In diese Gemengelage hinein kommt die Überlegung, Merz nicht nur einzubeziehen, sondern ihn in Baden-Württemberg herauszustellen. Wenn er schon nicht Bundesminister wird oder Kanzlerkandidat, dann Kandidat fürs Ministerpräsidentenamt, der in einem traditionell eher konservativen Land originär konservativ ist – und nicht Thomas Strobl heißt?

Dem CDU-Landeschef traut man den Erfolg gegen den grünen Konservativen Winfried Kretschmann nicht zu. Statt des Schäuble-Schwiegersohns also der Schäuble-Protegé für die Wahl 2021. Das zwar in einem Land, aber in einem, gegen das im Bund nichts geht und gewiss nicht in der CDU. Was zeigt, dass der Wunsch, aus Merz möge etwas werden, ernst ist.

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