CDU-Vorsitzende: Kramp-Karrenbauer dämpft Merz' Ambitionen auf Ministerposten
Die neue CDU-Chefin sieht ihren Konkurrenten Friedrich Merz nicht im Bundeskabinett. EU-Kommissar Oettinger hält Merz für einen möglichen Kanzlerkandidaten.
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich reserviert zu den Ambitionen ihres vormaligen parteiinternen Konkurrenten Friedrich Merz auf ein Ministeramt geäußert. Sie habe "beim letzten Kabinettsfrühstück nochmal durchgezählt und festgestellt: Das Kabinett war vollzählig", sagte Kramp-Karrenbauer der Wochenzeitung "Die Zeit". "Es gibt da also für die Kanzlerin keinen Handlungsbedarf."
Kramp-Karrenbauer und Merz hatten kürzlich ein Vieraugengespräch geführt. Anschließend erklärte Merz öffentlich, er traue sich ein Amt als Minister im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu. Kramp-Karrenbauer sagte der "Zeit" nun über das Treffen: "Unser Gespräch war vertraulich, aber eines kann man sagen: Es ging nicht um die Frage, Minister oder gar nichts - das würde die Partei auch nicht schätzen."
Kramp-Karrenbauer widersprach zudem Gerüchten über einen Bruch mit ihrer Vorgängerin Merkel, weil diese sie nicht über ihren Rückzug vom Parteivorsitz informiert haben soll: "Als ich Generalsekretärin wurde, habe ich Angela Merkel ausdrücklich darum gebeten, nicht in ihre persönlichen Planungen einbezogen zu werden", sagte sie. Sie habe im Kopf frei sein wollen. "Insofern war es in Ordnung, dass die Kanzlerin auch mich an jenem Montag überrascht hat."
Oettinger: Merz als Kanzlerkandidat denkbar
EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) hält Merz trotz der Niederlage beim Kampf um den CDU-Vorsitz nach wie vor für einen möglichen Kanzlerkandidaten. "Fast die Hälfte der Parteitagsdelegierten wollten Friedrich Merz als CDU-Vorsitzenden - und ein CDU-Vorsitzender ist immer auch ein möglicher Kanzlerkandidat", sagte Oettinger den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Entscheidung über die nächste Kanzlerkandidatur liege aber "zuallererst" bei der neuen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer.
Die Parteichefin sei "für die programmatische und personelle Ausrichtung der CDU verantwortlich - und sie hat das erste Zugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur", sagte Oettinger. Doch gebe es dabei "keinen Automatismus".
Oettinger betonte, die CDU brauche "den Sachverstand und die Autorität von allen drei Bewerbern um den Parteivorsitz". Neben Merz und Kramp-Karrenbauer hatte sich noch Gesundheitsminister Jens Spahn beworben. Merz sollte ein Aktivposten in der CDU bleiben, betonte Oettinger. Dass für ihn "nicht sofort" die Regierung umgebildet werde, sei "doch völlig klar".
Es werde aber zu Veränderungen in der Bundesregierung kommen, spätestens 2021 mit der nächsten regulären Bundestagswahl, vielleicht auch früher. Oettinger riet seinem Parteifreund Merz, "zunächst einmal bei einem Parteiprojekt mitwirken - in einer Programmkommission oder in einem hochrangigen Beirat". (AFP)