Erstklässler for Future: Was Abiturienten im Jahr 2031 erwarten könnte
Wer in diesem Schuljahr eingeschult wird, könnte im Jahr 2031 Abitur machen. Doch wird es das in zwölf Jahren in jetziger Form noch geben? Eine Glosse.
Das Schöne an der Zukunft ist, dass sie die Zukunft ist. Das ist auch das Schlimme an der Zukunft: Vorhersagen sind so möglich wie unmöglich. So oder so, 2031 werden von den Kindern, die an diesem Samstag eingeschult werden, nicht wenige die Schule mit dem Abitur verlassen. Da lohnt sich ein Blick in ihre Zukunft.
Abi 2031, das ist ein Faktum – oder ist es schon eine Annahme? Abitur, wird es das in zwölf Jahren in jetziger Form noch geben? Wird es wohl – wenn die stets schwankende Schulpolitik in der Hauptstadt es nicht abgeschafft hat oder abschaffen musste, weil der Lehrkörper entmündigt wurde und Wut-Eltern die Ansage übernommen haben.
Damit ist das tieferliegende Problem benannt: Strahlt der Blick nach vorn vor Optimismus oder ist er von Pessimismus getrübt? Ist eine Einstellungssache, das wenigstens ist sicher.
Achtung, Spoileralarm! Die kommenden Zeilen sind nicht aus dem Darkroom der Gesellschaft geschrieben. Was kommt, sind überwiegend positive Visionen. Dazu gehört, zwar nicht an erster Stelle und doch prioritär zu sehen, dass der ruhmreiche FC Bayern München die nächsten zwölf Bundesliga-Meisterschaften gewinnen wird. Hertha BSC spielt unverändert im Olympiastadion, der 1.FC Union vor 70.000 Zuschauern im Stadion an der Neuen Försterei.
Berlin hat schon 2020 den BER, das Humboldtforum und die verlängerte U5 eröffnet. Seitdem grübelt die Hauptstadt, was sie noch anstellen könnte, um nicht nur fertig, sondern immer fertiger zu werden. Der Berliner in seiner Grundkonstante muss einfach hinter Bauzäune schauen und in Gullydeckel starren können, sonst wird er nervös. Der Berliner ist der einzige Weltenbürger, der auch dann meckert, wenn es nichts zu meckern gibt.
Er braucht das wie Luft zum Atmen. Ja, es wird mindestens bis 2031 weiter geatmet. Gibt allen Grund dazu, schon heute schweben weniger Schadstoffe denn je in der Atemluft. Das hat der Mensch geschafft und deswegen wird er auch Kohlenstoffdioxid (CO2) und Feinstaub in den Griff bekommen. Klar, der Mensch agiert immer noch nachlässiger als nachhaltig, doch hat er seine Existenz nicht auf Selbstmord angelegt. Und je jünger er ist, desto mehr muss er den Älteren und Alten ihr zuweilen fahrlässiges Verhalten vor Augen führen.
Das wird gelingen. Der Klimawandel ist nicht von jetzt auf gleich über die Menschheit gekommen, also nicht heimlich und heimtückisch. Das wird in den nächsten Jahren noch mehr und von noch mehr Menschen begriffen. Wenn die Einsicht wächst, wächst auch die Bereitschaft zum Agieren.
Die Sehnsucht nach aufgelösten Krisen ist größer
Schön wäre, wenn der Ton nicht Verzweiflung und Vergeblichkeit wäre. Die Menschheitsgeschichte zeigt, dass Anpassung, Transformation und Risikobereitschaft die Menschheit stets nach vorne gebracht haben. Intelligenz, Wissen, Bildung sind rasant angewachsen, wer möchte ernsthaft bestreiten, dass mehr und bessere Instrumente bereitliegen, Grundübel wie Armut oder Hunger erfolgreich anzugehen?
Vor vielen Generationen wollte keiner glauben, dass epidemische Krankheiten wie Tuberkulose oder Kindbettfieber zu besiegen wären. Aber dann gab es, gibt es und wird es immer Forscher geben, die sich mit derartigen Lebensgefahren nicht abfinden wollten und wollen. Keiner möchte in einer schlechteren, jeder in einer besseren Welt leben. Heute nicht, 2031 nicht.
Wer aktuell um sich schaut, der sieht sich von Krisen umstellt. Aber die Sucht nach Krisen ist geringer als die Sehnsucht nach aufgelösten Krisen. War es nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs nicht so, dass eine weniger konfrontative Welt in Griffweite war? Das hat sich gedreht, mit all den Trumpisten in der Welt. Dabei wird es nicht bleiben, es wird eine Umkehr einsetzen, selbst wenn damit eingestanden wird, dass die Anthropologie des Menschen eine Achterbahn ist.
Also werden – um vom ganzen Großen zum großen Kleinen zu kommen – mehr und mehr Lehrer lernen, mit den Whiteboards einen sagenhaft interessanten Unterricht zu gestalten, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern, die ihre Tablets und Smartphones wie virtuose Werkzeuge beherrschen. Das Leben wird mehr und mehr digital gelebt. Aber die wahren Abenteuer sind im Kopf, und wenn sie dort nicht sind, dann sind im Miteinander, zu Hause und in der Welt. Deutschland nur in Deutschland kennenlernen zu wollen und zu können, ist ein Irrtum, der endgültig überwunden wird. Das Leben wird auch in zwölf Jahren eine (Flug-)Expedition sein müssen.
Was der subjektive Blick in die Glaskugel noch zeigt:
„Fridays for Future“ hat den Freitag als Schultag abgelöst, das richtige Demonstrieren wurde als Schulfach eingeführt, umso notwendiger, weil die eingebürgerte Greta Thunberg als Umweltsenatorin gescheitert ist. Gescheitert an der Du-kannst-mich-mal-Haltung der Eingeborenen: Trotz Verbotes wird weiter Fleisch gegrillt, die E-Scooter werden abgestellt, wo es dem Benutzer beliebt, Autofahrer kämpfen weiter mit den Fahrradfahrern.
Greta Thunberg als Umweltsenatorin? Ja, Berlin wird seit 2020 grün regiert. Immerhin zur Mitte des Jahrzehnts hat die Regierende Bürgermeisterin Ramona Pop begriffen, dass Menschen mehr mit Belohnungen zur Änderung ihres Verhalten verführt werden können statt mit Verboten dahin gezwungen werden können. Die Vernunft überwältigt die Unvernunft. Heißt auch: Das Regime der Angsthasen und Angstmacher und Apokalyptiker hat abgedankt.
Ja, und der Hass, wo bleibt der? Dort, wo die AfD geblieben ist. Die hat längst begonnen, sich selbst aufzufressen. Weil Destruktion Probleme niemals löst, sondern nur verschärft. Aber das ist ein Thema, das nicht 2019 beginnt und nicht 2031 aufhört. Wie die allermeisten.
Evolution ist eine Schnecke. Was Evolution sein kann und sein muss, das müssen die Kinder, die am Samstag eingeschult werden, nicht kennen. Aber die Schnecke und ihr Prinzip, das sollten sie lernen und gelernt bekommen: Es geht immer alles schnell genug, wenn nur die Richtung stimmt.