zum Hauptinhalt
Kanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsident bei einem Treffen in Düsseldorf.
© Sascha Schürmann/REUTERS

Wenn die CDU wieder den Kanzler stellen soll: Warum macht Merkel nicht jetzt schon den Weg frei?

Ihrer CDU hilft nur der Wechsel. Wer ihr nachfolgen müsste, ist auch klar. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Wenn denn die Umfragen nicht täuschen – und das tun sie ja zuweilen –, dann läuft zumindest gegenwärtig alles auf eine Koalition unter schwarzer Führung im Bund hinaus. Wohlgemerkt: im Herbst nächsten Jahres.

Wann im Herbst, das wird der Bundesinnenminister mitteilen. Was insofern noch wichtiger wird, als die Abgeordnetenhauswahl in der Bundeshauptstadt am selben Tag stattfinden soll. Wandel in einem Aufwasch, gewissermaßen; denn beide, Berlin/Bund und Berlin/Berlin werden neue Regierungschef*innen bekommen.

Ist im Bund also schon einmal ziemlich klar, dass gegen die CDU/CSU keine Koalition gebildet werden kann; ist außerdem klar, dass in Deutschland immer noch Parteien gewählt werden (und der Bundeskanzler erst nach gehabter Wahl im Bundestag von den Abgeordneten) – na dann, kurz gefragt: Was hält Angela Merkel noch?

Ja, sicher, sie ist gewählt, bis zum Ende dieser Legislaturperiode. Aber wir sind ja hier nicht bei Breschnew – Leonid Breschnew, einst KPdSU- Generalsekretär – und dessen Doktrin der strikten Einhaltung des einmal Vereinbarten. Nein, Politik verläuft und ist anders, deswegen darf man und frau schon mal nachdenken, vorausdenken, wie es weitergehen soll. Zumal die deutsche EU-Ratspräsidentschaft auch bald endet.

Die Kanzlerin dürfte ihrer Partei mal einen Gefallen tun

Da ist es nicht verboten, im christdemokratischen Sinn zu denken. Will sagen: Merkel als die einstige langjährige CDU-Bundesvorsitzende dürfte ihrer Partei einen Gefallen tun. Was bisher nie der Fall war. Aber vielleicht gerade darum, und gerade jetzt?

Sollte die Christdemokratin Merkel nicht wollen, dass anstelle eines Christdemokraten ein Christsozialer, ein CSU-Mann, sprich: Markus Söder, zuerst Kanzlerkandidat und dann Kanzler wird; sollte sie darüber hinaus nicht wollen, dass ihre Partei, die CDU, daraufhin verzwergt wird, weil der Vorsitzende der kleineren und regional auf Bayern begrenzten CSU (Söder) über die Unionsparteien als Kanzler bestimmen müsste – dann müsste sie den Weg freimachen.

Für einen Christdemokraten. Einen, der zuerst für den Parteivorsitz kandidiert. Für wen? Ist doch klar.

Fangen wir von hinten an: Norbert Röttgen hat sie einmal aus ihrem Kabinett geschmissen. Und das ist sonst nicht ihre Art. Grund: Überheblichkeit und Uneinsichtigkeit. Und ein grottenschlechter Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen. Der, der sich im Wesentlichen schon für kanzlerabel hielt, fiel tief, so wie die CDU in NRW mit ihm an der Spitze. Merkels und Röttgens Verhältnis verläuft asymptotisch zur X-Achse, wird sich vielleicht mal in der Unendlichkeit schneiden. Heißt, es ist keines.

„Merkel männlich“ muss an die Spitze der CDU

Friedrich Merz: Muss man dazu noch viele Worte verlieren? Die beiden sind einander in herzlicher Abneigung verbunden. So abgeneigt ist Angela, dass sie einen längeren persönlichen Brief des Friedrich nicht persönlich beantwortet hat. Ihr Verhältnis verläuft … genau. Also auch das ist keines.

Bleibt Armin Laschet, genannt „Merkel männlich“ oder auch „Merkel 2.0“. Bezeichnungen, die beide von seinen Gegnern kommen, in der Hoffnung, ihn mit Negativem zu koppeln. Was so nicht stimmt. Im Land ist Merkel beliebt. Nun stimmt das aber auch so nicht: Laschet ist ein echter Christdemokrat, ist dazu christlich-sozial und nicht in allem moderat. Das ist der eine Unterschied. Der andere: Er fährt seine eigene Corona-Politik, nicht unerfolgreich, nur damit umso ärgerlicher für die Kanzlerin. Dennoch: Wenn ein CDU-Mann Kanzler werden soll, dann der. Der dazu noch am ehesten zu Merkel passt.

Hier übrigens sind Berlin/Bund und Berlin/Berlin eins: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller möchte sich auch nicht im Sinn seiner Partei und seiner Nachfolge zurückziehen.

Zur Startseite