Buchvorstellung unter Kronprinzen: Und dann muss Söder „halt was Gutes sagen“ über Laschet
In Zeiten ungeklärter K-Fragen in der Union wird die Buchvorstellung von „Der Machtmenschliche“ zum Politikum. Kann Laschet Machtmensch? Söder weicht aus.
„Ich stamme von Max ab“, sagt Markus Söder. „Is’ mein Vater.“ Das könnte der Welt relativ egal sein, aber an diesem Mittwochmorgen haben Abstammungsfragen eine gewisse Relevanz. Der CSU-Chef ist nach dem Corona-Gipfel im Kanzleramt extra in Berlin geblieben, um die erste Armin-Laschet-Biographie vorzustellen.
Die hat für einiges Gekicher gesorgt, weil Laschets Bruder den Autoren erzählt hatte, dass man sich in der Familie auf Karl den Großen zurückführe. Bei Söders, obwohl vom Stamm des Franken-Kaisers, ist ähnliches nicht aktenkundig.
Söder mag auf der Schmonzette nicht zu sehr rumreiten: „Wenn zwei Journalisten recherchiert haben und es gibt keinen Skandal, außer dass man mit Karl dem Großen verwandt ist ...“ Außerdem habe Laschet ihm versichert, das sei vom Bruder scherzhaft gemeint und im Buch „überpointiert“ worden.
Die Buch-Präsentation ist ein Politikum
Söder hat den CDU-Kollegen nämlich vorher gefragt, ob es ihm recht ist, dass er den Laudator macht. Die Präsentation ist ja aus naheliegenden Gründen ein Politikum, zumal Laschet selbst nur als papierner Gast dabei ist – vom Foto des Buchcovers, „Der Machtmenschliche“, schaut er mit verschränkten Armen in den Meistersaal. Laschet fands aber okay. „Ich soll halt was Gutes sagen“, sagt Söder dazu.
Das ist nun nicht ganz einfach. Denn Co-Autor Tobias Blasius fasst den Werdegang des 59jährigen als „Karriere gegen so viele Wahrscheinlichkeiten“ zusammen. Und Funke-Chef Jörg Quoos als Moderator kreist um die Frage, ob der Aachener nicht zu wenig Machtbewusstsein für den CDU-Vorsitz oder gar eine Kanzlerkandidatur aufbringe. Vor allem, zum Beispiel, im Gegensatz zum leibhaftigen Bühnengast.
Doch so richtig lange und gut kennen sich die beiden gar nicht. Norbert Röttgen, der CDU-Vorsitzkonkurrent, ja, der war Junge-Union-Chef in NRW und handelte mit dem Bayern-Chef Söder die Macht in der Jugendorganisation aus. „Der Armin war da nicht so auf dem Schirm“, sagt Söder. „Er war auch mal beim Bayerischen Rundfunk – hat man aber hinterher nicht mehr gemerkt.“ Laschet ätzte nämlich später oft gegen Edmund Stoiber. Erst als Ministerpräsidenten trafen sie sich: „Da ist mir sein Humor sehr aufgefallen.“
Menschlich, lustig, verbindlich, und wenn er ausrutscht und in einen Pool fällt, hält er den Zigarillo hoch und nicht das Handy – „Bei mir wär’s umgekehrt“, sagt Söder. Da will der Moderator erst recht wissen: Ist einer, über dessen Ambitionen auf den CDU-Vorsitz die Verfasser das schon etwas ältere Zitat überliefern: „Es kann sein, dass ich am Ende übrig bleibe“? – ist der Machtmensch genug? Zumal, wie gesagt, im Vergleich zu seinem Laudator?
Ist Laschet Machtmensch genug?
Söder weicht der Fangfrage ein bisschen aus. Die politische Kultur zwischen Rhein und Pegnitz respektive Isar sei nun auch sehr unterschiedlich: „Bei mir war’s ja so, dass am Anfang immer erst mal alle dagegen waren.“ Aber wenn einer eine Wahl in Nordrhein-Westfalen gewinne, unterschätze man ihn besser nicht. Dort sehr unterschiedliche Flügel zu integrieren – auch keine Selbstverständlichkeit. Und über Laschets Umgang mit Macht könne Vorgänger Röttgen sicher etwas erzählen: „Ich glaube, er kann schon beides.“
Andererseits, sagt Söder, „im Endeffekt ist das völlig wurscht.“ Wer hat auf Angela Merkel am Wahlabend 2005 noch wetten mögen, als der statt mit Erdrutschsieg fast in der Niederlage endete? „Hätt’s Gerhard Schröder nicht gegeben in der Elefantenrunde, wer weiß, wie das am Ende ausgegangen wäre“, sagt Söder. „Jeder reift an und besteht oder nicht die Prüfungen des Lebens.“
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Also zum Beispiel am Management der Corona-Krise? Da erzählt Söder doch einfach eine Geschichte: Wie sie anfangs im Kreis der Ministerpräsidenten zusammensaßen, seien er und wenige andere für Schulschließung gewesen. Laschet nicht. Er glaubte die Wissenschaft auf seiner Seite. Der Virologe Christian Drosten, der als Gast erwartet wurde, hatte sich tags zuvor skeptisch gezeigt. „Wirst sehen, der Drosten ist dagegen“, habe Laschet ihm zugeflüstert. Drosten hatte aber quasi über Nacht aus historischen Studien dazugelernt.
Am Ende beschlossen alle miteinander, die Schulkinder nach Hause zu schicken. Und Laschet, sagt Söder, habe ihm eine SMS geschickt: „Hast recht, war der richtige Weg.“ Dafür habe ihm jüngst die NRW-Idee für Masken zu Beginn des Schuljahrs eingeleuchtet – die habe Bayern dann übernommen. Immer wieder über den richtigen Weg zu reflektieren und die eigenen Schritte abzuwägen, das sei ja richtig. Doch ein Unterschied lässt sich schwer leugnen: „Stimmt schon“, sagt Söder, „ich geh’ gern voraus.“