Stau zu Ferienbeginn: Warum Deutschland eine Maut braucht
An diesem Wochenende gibt es Staus auf Deutschlands Straßen. Das zeigt: Wir brauchen Geld für Verkehrswege – über eine Maut und Investitionsmöglichkeiten für Bürger und Unternehmen. Ein Kommentar.
Den Satz „Der Weg ist das Ziel“ schreibt man Konfuzius zu. Goethe brauchte für diese alte Weisheit doppelt so viele Worte, als er schrieb: „Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen“. Diese weisen Männer standen nie im Stau.
Im Jahr 2015 fällt es schwerer, Reiselust zu verspüren als in vergangenen Jahren: Dieser Tage entscheidet das Personal von zwei der größten europäischen Fluggesellschaften, Lufthansa und Easyjet, darüber, ob sie aus mehr oder weniger nachvollziehbaren Gründen die Arbeit niederlegen. Millionen Fluggäste dürften wieder an Flughäfen stranden. Kunden der Deutschen Bahn fühlen da mit.
Nehmen wir den Zustand der Bundesautobahnen, der Bundesstraßen, von den Land- und Stadtstraßen ganz zu schweigen: Die Verkehrsinfrastruktur wurde über Jahre auf Verschleiß gefahren. Das behauptet nicht nur die befangene Bauindustrie. Das schrieb im Frühjahr auch die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel berufene „Fratzscher-Kommission“. Die sollte ausloten, wie man privates Kapital generieren könnte, um damit unter anderem Straßen, Schienen, Brücken, Tunnel, Schleusen, Kanäle zu erneuern.
Straßen, Bahntrassen und Wasserwege wurde über Jahre auf Verschleiß gefahren
Ja, vergessen wir die Wasserwege nicht! In Fürstenwalde, Ost-Brandenburg, gibt es zum Beispiel die kleine Industriefirma Reuther STC: Ihr Kern hat Weltkriege, DDR und Treuhand überlebt. Heute schweißt sie Windradtürme aus riesigen Stahlringen zusammen. Dieser für diese strukturschwache Region kleine aber feine Industriearbeitgeber muss seine megasperrigen Güter per Schwerlasttransport über die Autobahnen „verschiffen“– weil die für den Flusstransport nötige Renovierung von Schleusen nicht im Bundesverkehrswegeplan eingestellt ist. Das hält Autos auf – und ist teuer.
Der Weg ist das Ziel? Das sagte man, als die Post mit der Kutsche kam – und nicht über das Internet, in Zeiten, in denen man noch nicht jeden Strand jeder Karibikinsel vor der Buchung über Tripadvisor & Co. über Google-Maps ausspähen konnte. Das sagte man, als festangestellte Arbeitnehmer noch nicht rund 30 Urlaubstage im Jahr hatten, die sie gern weit weg vom Schreibtisch verbringen wollten.
Wir brauchen private Investitionen - und eine Maut
Heute ist das Ziel das Ziel! Dort angekommen juckelt man dann gern über Buckelpisten zur nächsten Pulversandbucht, kraxelt zur Berghütte. Da hat man Zeit für all die Abenteuer am Wegesrand. Aber nicht schon am verdreckten Rastplatz am Linumer Bruch an der A24. Es ist kein Abenteuer, auf den ausgefallenen ICE auf dem Weg zum Weltluftdrehkreuz Frankfurt am Main zu warten. Wegen Altersschwäche gesperrte Straßen und Schienen sind eine Schande für ein Land, das Rekordüberschüsse im Haushalt verbucht.
Der Bund sollte die Berater, die er aus Steuergeld bezahlt hat, ernst nehmen und Beteiligungsmöglichkeiten für Versicherungen, Pensionsfonds, auch für Kleinsparer schaffen. Die dürften sich in diesen Niedrigzinszeiten sehr gern an Infrastrukturprojekten wie dem Autobahnausbau beteiligen. Das Geld holen Investoren über eine Maut wieder rein. Das ist klar – und Praxis in vielen Ländern Europas. Maut ist die sozial gerechteste Lösung: Wer mehr reist, zahlt mehr. Ihnen allen eine gute Reise!
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