Zum Konzernumbau bei Eon: Wandel mit Schmerzen
Der größte Energiekonzern Deutschlands hat sich eine Radikalkur verordnet. Wie stellen sich die anderen drei großen Stromerzeuger auf die Veränderungen durch die Energiewende ein?
Der hoch verschuldete Energiekonzern RWE will der Energiewende anders als Wettbewerber Eon nicht mit einer Aufspaltung begegnen. „Wir wollen unseren Konzern weiterhin entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufstellen“, sagte eine Sprecherin. Der RWE-Vorstand sei überzeugt, „durch Optimierungen wieder Tritt fassen zu können“. RWE macht die Energiewende wie Eon und zahlreichen Stadtwerken schwer zu schaffen. Durch den Ausbau des Ökostroms aus Sonne und Wind werden Kohle- und Gaskraftwerke immer weniger gebraucht und verdienen immer weniger Geld. Wie wenig RWE von der Debatte bei Eon hält, bewies der Konzern im Kurznachrichtendienst Twitter, wo RWE mittags schrieb: „Heute kein Wort zur Energiewende. Heute gibt es Wichtigeres! Weltaidstag“.
Für RWE ist die Lage besonders schwierig, weil der Konzern zahlreiche überschuldete Städte im Ruhrgebiet zu seinen Besitzern zählt. Dem Konzern fehlen aktuell die Investitionsmittel, um einen Komplettumbau in Gang zu setzen. RWE ist deshalb noch mehr als seine Wettbewerber darauf angewiesen, dass es in Zukunft Sonderzahlungen für gesicherte Kraftwerksleistung geben wird. Doch diese Debatte wird frühestens Ende 2015 so weit gediehen sein, dass sich daraus Schlüsse für das Energiegeschäft ziehen lassen.
Schweden will mit Braunkohle nichts mehr zu tun haben
RWE ist wie der schwedische Staatskonzern Vattenfall zudem im Braunkohlegeschäft tätig. Beide betreiben Braunkohletagebaue, RWE in Nordrhein-Westfalen, Vattenfall in der brandenburgischen und der sächsischen Lausitz. Nach dem Wahlsieg einer rot-grünen Koalition in Schweden zeichnet sich ab, dass auch Vattenfall aus dem Kohlegeschäft aussteigen könnte. Die Grünen wie die SPD haben in Schweden im Wahlkampf ein Ende des Braunkohlegeschäfts versprochen. Allerdings könnte sich das noch einige Jahre hinziehen, denn vor einem Ausstieg aus dem Kohlegeschäft soll ein neuer Energiekonsens in Schweden stehen. Derweil geben sich deutsche Landes- und Bundespolitiker in Stockholm die Klinke in die Hand und versuchen die schwedische Regierung von ihrem Plan abzubringen, das Geschäft mit den Tagebauen und Kohlekraftwerken aufzugeben.
Ein Radikalumbau mit politischer Hilfe
Im Südwesten dagegen befindet sich mit EnBW ein weiterer Energiekonzern schon mitten im Totalumbau. EnBW gehört mehrheitlich der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg. Kein Energiekonzern ist stärker von der Atomenergie abhängig als die EnBW. Deshalb hat sich der Konzern eine neue Strategie verordnet. Der Anteil erneuerbarer Energien soll bis 2020 von 19 auf 40 Prozent steigen. Ähnlich wie Eon will EnBW mit neuen Dienstleistungen und einem leistungsfähigen Netz im Geschäft bleiben. Und ähnlich wie Eon setzt auch die EnBW bereits mit einem gewissen Erfolg auf die Kreativität ihrer Kunden. So gibt es beispielsweise Abstimmungen im Internet über neue Produktideen. Finden sie eine Mehrheit, werden sie ausprobiert.