zum Hauptinhalt
Im kleinen Kreis: Große Familienfeiern zu Weihnachten soll es 2020 nicht geben.
© Karl-Josef Hildenbrand/dpa-tmn

Corona-Weihnachten in Europa: Vom ganz einsamen Fest bis zur finnischen Sauna-Party

Beim Weihnachtsmann in Lappland kann noch eine große Feier steigen, anderswo müssen die Kinder zwischen dem Besuch von Opa oder Oma wählen. Ein Europa-Überblick.

Deutschland geht in den Weihnachts-Lockdown: Maximal fünf Erwachsene aus zwei Haushalten dürfen sich noch privat treffen. Just an Heiligabend sowie dem 25. und 26. Dezember aber wird die Regel aufgeweicht. Dann darf ein Hausstand vier weitere Erwachsene treffen – sofern es sich um Verwandte aus „gerade Linie“ handelt; also Eltern, Großeltern sowie Geschwister. Eine feste Begrenzung der Personenzahl gibt es dann nicht.

Damit ist in Deutschland das Fest über die Kernfamilie hinaus mit engsten Verwandten möglich. Auch der Gang in die Kirche ist prinzipiell erlaubt. Es sollte jedoch 1,5 Meter Abstand gehalten und eine Maske getragen werden. Zudem ist das Singen verboten und eine vorherige Anmeldung zum Gottesdienst nötig. Die meisten Geschäfte, die nicht zur Versorgung des täglichen Bedarfs nötig sind, schließen ab Mittwoch. Unter dem Tannenbaum dürfte sich also mehr als nur Nüsse und Mandarinen befinden, aber deutlich weniger Last-Minute-Geschenke.

Ist der deutsche Weihnachts-Lockdown vergleichsweise hart oder eher weich? Je nach Pandemie-Lage wird Weihnachten in anderen Ländern Europas unterschiedlich gefeiert, mit noch strikteren Regeln einerseits aber auch einem deutlich laxeren Umgang andererseits. Ein Überblick.

Weihnachten in Finnland

In Finnland, wo in Lappland der Weihnachtsmann wohnen soll, können noch regelrechte Partys gefeiert werden – Besuchsbeschränkungen über die Feiertage gibt es gar keine. Theoretisch erlaubt, wenngleich überhaupt nicht ratsam, wäre hier sogar eine finnische Sauna-Party. Die Regierung des Landes, in dem es gerade einmal insgesamt 219 Infizierte in den Krankenhäusern gibt, empfiehlt lediglich recht allgemein, die Menschen sollten die Feiertage nur mit einem möglichst kleinen Kreis von engen Freunden und Verwandten feiern. Ratsam sei es angesichts von einer Inzidenz von knapp über 100 je 100.000 Einwohnern zudem, statt des Besuchs auf alternative Online- Kommunikationsmethoden zurückgreifen.

Und natürlich sollten die Menschen auch auf Hygiene- sowie Abstandsregeln achten. Das gilt auch in den Geschäften. Denn der Weihnachtseinkauf ist nach wie vor in vollem Umfang möglich. Der Chef der finnischen Gesundheitsbehörde, Taneli Puumalainen, sagt: „Unsere Situation ist alarmierend, aber immer noch ziemlich gut im europäischen Vergleich.“

[Wenn Sie die wichtigsten News aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können.]

Weihnachten in Norwegen

Relativ lax feiern auch die Norweger die Festtage: Sie können sich zwischen Weihnachten und Neujahr bei zwei verschiedenen Gelegenheiten bis zu zehn Gäste in ihr Haus einladen. „Die Abstandsregel gilt während der gesamten Party. Von dem Moment an, in dem Sie Gewürzwein servieren, bis Sie sich an den Tisch setzen. Wenn die Geschenke geöffnet werden. Und wenn Kaffee und Weihnachtsgebäck serviert werden“, ermahnt Premierministerin Erna Solberg. In den Kirchen dürfen sich 50 Menschen treffen.

Auch zum Scherzen ist man in Norwegen, wo seit zwei Wochen die Fallzahlen wieder sinken, mitunter aufgelegt. Solberg meint: „Der Weihnachtsmann kommt vom Nordpol ... wo keine Infektionsfälle gemeldet worden sind. Wir müssen also davon ausgehen, dass er kommen kann.“

Weihnachten in der Schweiz

Eine Skipiste in der Schweiz
Eine Skipiste in der Schweiz
© AFP

In der Schweiz dürfen ebenfalls maximal zehn Personen inklusive Kinder zu privaten Feiern zusammenkommen, aber möglichst aus nur zwei Haushalten. Während des Fests soll auf das Singen und Blasinstrumente verzichtet werden. Landesweit dürfen maximal 50 Menschen pro Gottesdienst teilnehmen, es gibt Platzkarten. Raclette oder Käse-Fondue können die Eidgenossen jetzt auch nicht mehr in Restaurants genießen, sie werden ab Dienstag geschlossen.

Das Skifahren bleibt in der Schweiz übrigens mit Schutzkonzepten und Kapazitätsbeschränkungen für die Lifte erlaubt. Doch mit Blick auf die Fallzahlen erscheint fraglich, ob sich das nicht doch noch Weihnachten ändert: Die Infektionszahlen in der Schweiz gehören - im Verhältnis zur Einwohnerzahl - zu den höchsten in Europa, das Gesundheitssystem stößt vielerorts an seine Grenzen. Über sieben Tage betrachtet lag die Ansteckungsrate pro 100.000 Einwohner zuletzt über 300, in Deutschland liegt sie bei 211.

Weihnachten in Italien

In Italien werden die Skigebiete über die Weihnachts- und Neujahrsfeiertage geschlossen bleiben. Das Land wurde im europäischen Vergleich besonders hart von der Corona-Pandemie getroffen: Bislang gab es mehr als 1,855 Millionen Infektionen und mehr als 65.000 Tote – so viele wie sonst in keinem anderen Land in Europa. Aktuell liegen die täglichen Todeszahlen sogar wieder über denen vom März, das Land kämpf gegen den Beginn einer dritten Welle.

Inzwischen hat das Land für Weihnachten eine Ausgangssperre zwischen 22 Uhr abends und 5 Uhr morgens verhängt. Bars und Restaurants sind geschlossen, die Geschäfte oftmals auch. Reisen zwischen einzelnen italienischen Regionen sind vom 21. Dezember bis 6. Januar verboten, in einigen Teilen des Landes dürfen die Menschen ihren Wohnort gar nicht mehr verlassen.

Pünktlich zu Heiligabend wird das ganze Land vier Tage lang zur „roten Zone“: der erneute Lockdown - wie schon im Frühjahr. Demnach sind vom 24. bis 27. Dezember nur dringend notwendige Besorgungen wie Lebensmittel, Medikamente oder beruflich bedingte Fahrten erlaubt. Zu Weihnachten ist pro Tag ein Besuch von jeweils zwei Personen bei Verwandten oder Freunden in der eigenen Kommune erlaubt. Die Kirchen in dem katholisch geprägten Land bleiben zudem offen. Die generelle Empfehlung von Premierminister Giuseppe Conte: Bitte keine Umarmungen und Küsse.

Weihnachten in Großbritannien

Großbritannien wollte 2020 eigentlich in der „Weihnachtsblase“ („Christmas Bubbles“) feiern: Ähnlich wie in Deutschland hätten sich insgesamt drei Haushalte über die Festtage treffen dürfen – aber sich dann keinesfalls ein weiteres Mal in anderer Zusammensetzung treffen. Die Menschen sollen also nicht am ersten Weihnachtsfeiertag mit zwei Haushalten und am zweiten Weihnachtsfeiertag dann mit zwei anderen Haushalten zusammenkommen. So Geschäfte hätten geöffnet werden sollen.

Doch jetzt ist die neue Virus-Variante VUI2020/12/01 aufgetaucht. Angeblich soll sie um 70 Prozent ansteckender sein. Nun gilt in London und weiten Teilen Südostenglands über die Weihnachtstage ein harter Shutdown mit Ausgangssperren. Alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte und Einrichtungen wie Friseure oder Kinos sind dicht. 16 Millionen Menschen dürfen ihre Häuser nur noch zur Arbeit und in wichtigen Ausnahmen wie Arztbesuchen oder Lebensmitteleinkäufen verlassen. Und wer in der Region mit der höchsten Corona-Stufe 4 lebt, darf dieses Gebiet jetzt gar nicht mehr verlassen.

Weihnachten in Frankreich

Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, setzt seinen Mund-Nasen-Schutz ab
Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, setzt seinen Mund-Nasen-Schutz ab
© dpa

In Frankreich gilt wegen der hohen Corona-Zahlen zu Weihnachten eine allgemeine Ausgangsbeschränkung zwischen 20.00 und 6.00 Uhr – und das ist bereits eine Lockerung. Beschränkungen, wonach jede Fahrt außerhalb des Hauses aus einem triftigen Grund erfolgen und schriftlich bescheinigt werden muss, werden damit aufgehoben. Denn aufgrund der drastischen Maßnahmen sind die Infektionszahlen zuletzt stark gesunken. Und falls die Zahlen der Neuinfektionen kurz vor Weihnachten bei etwa 5000 liegen, dürfen die Franzosen auch wieder quer durchs Land reisen.

Zu Weihnachten gilt für die Gottesdienste eine 30-Personen-Obergrenze, die aber massiv in der Kritik steht. Zudem dürfen sich sechs Erwachsene egal in welchem Verwandtschaftsverhältnis zueinander treffen. Um Oma und Opa dabei zu schützen, empfiehlt Premier Jean Castex jedoch, in den fünf Tagen vor den Feiertagen die sozialen Kontakte signifikant einzuschränken. Auf den Weihnachtssparziergang werden die Franzosen aber verzichten müssen. Es sei denn, sie führen dabei ihren Hund aus. Dann ist der Gang erlaubt.

Weihnachten in Belgien

Besonders einsam wird es zu Weihnachten für die Menschen in Belgien. Premierminister Alexander De Croo erlaubt seinen Landsleuten den Kontakt mit nur einer einzigen weiteren Person, die nicht im selben Haushalt wohnt. Lediglich Menschen, die ohnehin bereits alleine leben, können zwei weitere Personen treffen. Für Familien beispielsweise heißt das dann: Entweder darf nur Oma kommen, oder aber nur Opa.

Zur Startseite