Robert Mugabe ist tot: Vom Freiheitskämpfer zum Tyrannen
Robert Mugabe, Gründungspräsident Simbabwes, führte sein Land in den Ruin. Nun ist der Diktator tot – die Diktatur geht weiter.
Robert Mugabe war für seine Prahlerei bekannt: „Ich bin mehr als einmal gestorben. In diesem Punkt habe ich sogar Christus etwas voraus“, hat er einmal gesagt. Gerüchte über seinen Tod waren in den letzten Jahren regelmäßig aufgetaucht. Jetzt ist Simbabwes früherer Präsident, einer der berüchtigsten Herrscher Afrikas, im Alter von 95 Jahren tatsächlich gestorben. Er hinterlässt ein Land im Chaos, dessen wirtschaftlichen und politischen Niedergang seine politischen Erben noch beschleunigten.
„Eine Ikone der Freiheit“ – „ein gieriger, selbstsüchtiger Diktator“. Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich die Nachrufe, die am Freitag in Simbabwe und anderen Staaten des südlichen Afrikas veröffentlicht wurden. In den frühen Morgenstunden hatte Präsident Emmerson Mnangagwa über das „Ableben des simbabwischen Gründungsvaters, Kamerad Robert Mugabe“, informiert.
Der „tiefen Trauer“ des Politikers, der Mugabe 2017 in die Rente putschte, schlossen sich bald andere Politiker an. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa nannte Mugabe einen „Helden in Afrikas Kampf gegen den Kolonialismus“. Kenias Präsident Uhuru Kenyatta ordnete an, dass die Flaggen am Wochenende auf Halbmast wehen sollen.
Viele der Nachrufe auf den „Panafrikanisten“ hätten Mugabe gefallen, wetterte er doch selbst in seinen letzten Regierungsjahren noch regelmäßig gegen den Westen. Dessen Sanktionen machte er bis zuletzt für den wirtschaftlichen Verfall seines Landes verantwortlich.
Doch weder in Simbabwe noch in Afrika herrscht kollektive Trauer. „Mugabe stirbt und eine ganze Nation weint“, kommentierte etwa ein südafrikanischer Cartoonist das Bild einer feiernden, jubelnden Menge. Ein Beobachter sprach von dem „schlimmsten Anführer, den Afrika je hatte“.
Ein weiterer macht Mugabe für den Ruin Simbabwes verantwortlich und fordert: „Wir sollten das auch nach seinem Tod nicht beschönigen. Das wäre zutiefst heuchlerisch.“ Treffend fasst der kenianische Radiomoderator Godfred Akoto Boafo die Biografie des Verstorbenen zusammen: „Ein beeindruckender Freiheitskämpfer, der zu einem paranoiden Diktator wurde.“
Viele verglichen ihn früher mit Mandela
37 Jahre lang stand Mugabe an der Spitze des südafrikanischen Landes. 1924 geboren, studierte er Philosophie, Recht, Wirtschaft und Pädagogik. Ruhm und Ansehen bei den Simbabwern verdiente er sich im Kampf gegen das weiße Minderheitsregime, das im einstigen Rhodesien herrschte. Viele verglichen ihn seinerzeit mit Nelson Mandela. Wie er wurde Mugabe wegen seines politischen Engagements inhaftiert.
Gegen die weiße Bevölkerung hegte er zunächst dennoch keinen Groll. Das änderte sich jedoch ab der Jahrtausendwende, als er Tausende weiße Farmer enteignete und aus dem Land jagen ließ. Je älter er wurde, desto diktatorischer wurden seine Herrschaft. Tränengas und Folter gehörten zu den Instrumenten, mit denen die Opposition unterdrückt wurde. Presse- und Redefreiheit gab es nicht mehr.
Die Fäden zieht nun ein anderer Despot
Dass Mugabe jetzt in Singapur gestorben ist, wo er regelmäßig für medizinische Behandlungen war, wirft ein Schlaglicht auf Simbabwes aktuelle Lage. Der Gesundheitssektor liegt in Trümmern, die Versorgung mit Alltagsgütern, der Bankensektor und die Verwaltung ebenso. Viele Grundnahrungsmittel sind unerschwinglich. Um eine Familie zu versorgen, benötigt ein simbabwischer Haushalt derzeit etwa 1600 US-Dollar monatlich. Doch nur wenige verdienen mehr als 500 Dollar. Noch weniger haben die 80 Prozent der Simbabwer, die keinen Job haben.
Nach dem Militärputsch vor zwei Jahren war die Hoffnung groß. Mnangagwa versprach den Simbabwern einen Neuanfang. Stattdessen verschlechterten sich die Lebensumstände in seiner Amtszeit weiter. Inzwischen lässt auch er Proteste mit Tränengas und Knüppeln niederschlagen. Etliche Regimekritiker kamen ums Leben.
Um den greisen Ex-Diktator Mugabe war es im vergangenen Jahr ruhig geworden; die Fäden zieht nun ein anderer Despot. Der südafrikanische Politologe und Simbabwe-Experte Steven Gruzd warnt vor den Auswirkungen der sozialen Krise: „Die Menschen sind verarmt, hungrig und wütend.“ Vor diesem Hintergrund könnte so gut wie „alles passieren: Festnahmen von Demonstranten, Ermordungen oder sogar ein erneuter Putsch“.
Markus Schönherr
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