Serbischer Nationalist: Vojislav Seselj beschimpft Gericht nach Freispruch
Der serbische Ultranationalist Vojislav Seselj wurde in Den Haag freigesprochen. Danach zeigte er seinen Ärger.
Der serbische Nationalist Vojislav Seselj hat nach seinem überraschenden Freispruch durch das UN-Tribunal das Gericht beschimpft. Es sei „ein antiserbisches Gericht in der Hand der westlichen Mächte“, sagte der 61-Jährige am Donnerstag in Belgrad: „Es hat juristisch keinerlei Bedeutung.“ Für seine über 12-jährige Untersuchungshaft beim UN-Tribunal werde er eine Entschädigung von 14 Millionen Euro verlangen. Es sei von „Anfang an klar gewesen, dass ich unschuldig bin“, erklärte der Extremist. Er habe „die dort präsentierten gefälschten Beweise zerstört“.
Zuvor war Vojislav Seselj in allen Anklagepunkten freigesprochen worden. Dem 61-Jährigen waren Verbrechen gegen die Menschlichkeit in drei Fällen sowie Kriegsverbrechen in sechs Fällen vorgeworfen worden. Er soll die als "ethnische Säuberungen" verharmlosten Pogrome gegen andere Bevölkerungsgruppen beim Aufbau "Großserbiens" propagiert und bei ihrer Umsetzung unterstützt haben. Die Beweise reichten jedoch nicht aus. Seselj war einer der engsten Gefolgsmänner von Serbenpräsident Slobodan Milosevic, der in Haft verstarb, bevor ein Urteil gegen ihn gefallen war. Zehntausende Kroaten und Muslime wurden von den serbischen Nationalisten vertrieben, viele getötet. Der Vorsitzende Richter Jean-Claude Antonetti kündigte die Aufhebung des Haftbefehls gegen Seselj an. "Vojislav Seselj ist jetzt ein freier Mann", sagte er. Wegen seines schlechten Gesundheitszustands war der Haftbefehl schon 2014 außer Kraft gesetzt worden.
Trotz aller Verfahren gegen seine serbischen Landsleute in Den Haag bleibe „die Idee von Großserbien machtvoll mit mir oder ohne mich“, sagte Seselj. In Kroatien und Bosnien-Herzegowina beschrieben die Medien den Freispruch als Schock und Schande. Doch „interessieren mich diese Reaktionen überhaupt nicht“, sagte Seselj. Er beschuldigte die USA und die EU, „alle serbischen Feinde zu unterstützen“. Da der Westen 1999 Serbien bombardiert habe, „könne er jetzt nicht erwarten, dass wir seine Freunde werden“. Bei den vorgezogenen Wahlen in drei Wochen werde seine bisher nicht mehr im Parlament vertretene Radikale Partei (SRS) mit bis zu 25 Prozent zur zweitstärksten politischen Kraft aufsteigen. (dpa/rtr)