Rod Rosenstein: Vizejustizminister brachte Absetzung von Trump ins Gespräch
Medien berichten, dass Rod Rosenstein im vergangenen Jahr vorgeschlagen haben soll, Trump abzuhören um ihn aus dem Amt zu drängen. Er dementiert.
Medienberichte über regierungsinterne Gespräche zu einer möglichen Absetzung von US-Präsident Donald Trump haben in Washington für Unruhe gesorgt. Vizejustizminister Rod Rosenstein soll den Berichten zufolge im vergangenen Jahr vorgeschlagen haben, Trump heimlich abzuhören sowie ihn gegebenenfalls für amtsunfähig erklären und aus dem Amt entfernen zu lassen. Rosenstein dementierte die Berichte am Freitag: Sie seien "fehlerhaft und von der Faktenlage her inkorrekt".
Die "New York Times" und die "Washington Post" beziehen sich bei ihren Angaben auf geheime Gesprächsnotizen des ehemaligen FBI-Interimchefs Andrew McCabe und auf andere Informanten aus dem Regierungsapparat.
Rosenstein soll demnach im Mai vergangenen Jahres in internen Diskussionen vorgeschlagen haben, dass Trumps Äußerungen hinter verschlossenen Türen mitgeschnitten werden könnten - und zwar mit dem Ziel, das "Chaos" im Weißen Haus offenzulegen.
Zudem habe der Vizeminister über Trumps Absetzung auf Grundlage des 25. Zusatzartikels der US-Verfassung gesprochen. Diese Artikel besagt, dass der Präsident auf Betreiben seines Kabinetts abgesetzt werden kann, wenn er "unfähig" ist, "die Pflichten und Vollmachten seines Amtes auszuüben". Kriterien für diese "Unfähigkeit" sind nicht definiert, gemeint sind generell physische oder mentale Beeinträchtigungen.
Nur sarkastisch gemeint?
Rosenstein widersprach diesen Berichten vehement. Die zitierten anonymen Quellen seien offensichtlich negativ gegen das Justizministerium eingestellt, kritisierte er. "Aufgrund meines persönlichen Umgangs mit dem Präsidenten gibt es keine Grundlage dafür, den 25. Zusatzartikel anzurufen", stellte Rosenstein klar.
Zu Rosensteins Unterstützung veröffentlichte das Justizministerium eine Stellungnahme, in der ein ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter angibt, "im Raum" gewesen zu sein, als Rosenstein die Äußerungen gemacht haben soll. "Die Aussage war sarkastisch und wurde nie mit der Absicht diskutiert, eine Unterhaltung mit dem Präsidenten mitzuschneiden", hieß es darin.
Der republikanische Politiker und Ex-Gouverneur Mike Huckabee forderte Justizminister Jeff Sessions im Kurzbotschaftendienst Twitter dazu auf, Rosenstein zu feuern. Sollte das nicht geschehen, solle Trump alle beide rausschmeißen.
Der Anführer der oppositionellen Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sagte unterdessen, die Geschichte dürfe "nicht als Vorwand benutzt werden", Rosenstein zu feuern.
US-Präsident Trump reagierte nicht direkt auf die Zeitungsberichte, sprach aber bei einer politischen Veranstaltung im US-Bundesstaat Missouri am Freitag von Enthüllungen im Justizministerium und beim FBI. Die "Bösen" seien "alle weg". Es bleibe aber ein "Gestank", den "wir ebenfalls beseitigen" werden, sagte Trump.
Rosenstein steht schon länger in Trumps Visier
Präsidentensohn Donald Trump junior sprach von einem weiteren Sabotageversuch aus dem Regierungsapparat. "Niemand würde es wundern, wenn diese Typen alles versuchen würden, Donald Trump zu unterminieren", twitterte der Sohn.
Bereits Anfang September hatte ein anonymer und als "ranghoher Regierungsmitarbeiter" beschriebener Autor in der "New York Times" berichtet, kurz nach Trumps Amtsantritt im Januar 2017 hätten Regierungsmitglieder über die Anwendung des 25. Zusatzartikels diskutiert.
Rosenstein steht bereits sei längerem im Visier des Präsidenten. Er hatte Ende April 2017 sein Amt angetreten und die Oberaufsicht über die Ermittlungen zur Russland-Affäre übernommen, weil sich Ressortchef Sessions wegen seiner Rolle in Trumps Wahlkampfteam und seiner früheren Kontakte zum russischen Botschafter für befangen erklärt hatte.
Laut dem "NYT"-Bericht spiegeln die damaligen angeblichen Überlegungen Rosensteins zur Absetzung Trumps seine "Befindlichkeit in den verwirrenden Tagen" nach Comeys Entlassung wider.
Als Reaktion auf den Rauswurf Comeys ernannte der Vizeminister nur wenige Tage danach den früheren FBI-Direktor Robert Mueller als Sonderermittler zur Russland-Affäre. Die Mueller-Ermittlungen haben Trump und seine Regierung im Verlauf der Zeit unter wachsenden Druck gesetzt. Der Präsident bezeichnet die Untersuchungen zur Russland-Affäre als "Hexenjagd". (AFP)