OECD zur Integration: Viele Migranten - gute Schule
Die Integration von Einwanderern und ihren Kindern macht in den Industrieländern weltweit Fortschritte. Eine neue OECD-Studie zeigt aber auch, woran es noch fehlt - und dass gerade Deutschland Grund hätte, den negativen Blick von Migranten etwas zu mildern.
Die Chancen von Einwanderern und ihren Kinder haben in den letzten Jahren in den Industrieländern zugenommen. Zu diesem Schluss kommt der Bericht „Integration von Zuwanderern“, den die OECD, die „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ der 34 höchstentwickelten Länder erstellt hat. Besonders die Beschäftigungsraten von Migranten stiegen in den letzten zehn Jahren in fast allen OECD-Ländern. In Deutschland war dieser Trend besonders stark, hier hatten 2010 64 Prozent der Zuwanderer im Erwerbsalter Arbeit. Zehn Jahre zuvor waren es erst 57 Prozent.
Erstmals berücksichtigten die Forscher der in Paris ansässigen Organisation bei ihrer regelmäßigen Beobachtung von Integrationsdaten aber nicht nur Arbeitsmarkt-, sondern auch soziale Daten: die Einkommen der Einwanderer, ihre Wohnbedingungen, ihren Gesundheitszustand und ihre medizinische Versorgung, die Bildung ihrer Kinder, ihr gesellschaftliches Engagement und die Diskriminierung, die ihnen entgegenschlägt.
Dass oft genug nicht Bildung der Schlüssel zur Integration ist, sondern die Tore für Einwanderer einfach öfter verschlossen werden, zeigt gerade die Lage der höhergebildeten zweiten Generation: In Deutschland, den Niederlanden und Estland sind sie besonders oft unterhalb ihrer Qualifikation beschäftigt. Während 16 Prozent der jungen Leute, deren Eltern schon in Deutschland geboren wurden, für ihre Arbeit überqualifiziert sind, sind das bei ihnen 24 Prozent.
Hochqualifizierte würden als solche „nicht wahrgenommen“, sagt Thomas Liebig, Mitglied des Pariser Expertenteams. Migrant gleich niedrigqualifiziert, diese Sicht sei ihr Problem. Zudem habe Deutschland - anders als etwa Norwegen – erst in letzter Zeit erkannt, dass der öffentliche Dienst ein Motor sein könne für eine andere Wahrnehmung: Zwar arbeitet mehr als ein Viertel der Kinder deutscher Eltern zwischen 15 und 34 Jahren im öffentlichen Sektor, in Behörden, Schulen, Sozialeinrichtungen. Unter den gleichaltrigen Migranten ist der Anteil aber nur halb so groß. Das Beamtenrecht, das für viele Posten den deutschen Pass fordere, sei kein Grund: „Wir sehen die Lücke auch bei Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft.“ Dass Migranten immer noch mit „unqualifiziert“ assoziiert würden, liege aber auch an der Statistik: Noch sieben Jahre nach Einführung der Kategorie Migrant unterschieden viele Statistiken weiter nach In- und Ausländern: „Der gut integrierte Türke mit deutschem Pass fällt dann raus.“
Es gebe „kein Land mit einer Spitzenposition“ in der Integrationspolitik, betonte Liebig. Alle hätten ihre Stärken und Schwächen. Erklärte Einwanderungsländer wie Kanada oder Australien schnitten jedoch insgesamt am besten ab. An ihnen ließen sich aber auch „Scheinhindernisse der Integration“ studieren, etwa die Konzentration von Migranten an Schulen. Problematisch sei vielmehr deren soziale Lage: „In Australien und Kanada sind Schulen mit hohem Migrantenanteil oft die besseren.“
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