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Übertreibt gerne: Donald Trump hält seine „State of the Union“-Rede.
© Drew Angerer/Getty Images/AFP

Donald Trumps Rede im Faktencheck: „Verzerrte Fakten und zweifelhafte Zahlen“

31 Unstimmigkeiten in 78 Minuten: US-Medien haben die Behauptungen in Donald Trumps „State of the Union“-Rede untersucht.

Donald Trump neigt dazu, Fakten zu verdrehen und Statistiken zu seinen Gunsten auszulegen. Das war auch bei seiner „State of the Union“-Rede nicht anders, die der US-Präsident am Dienstagabend in Washington hielt. Die Rede sei „wieder einmal vollgestopft mit verzerrten Fakten und zweifelhaften Zahlen“ gewesen, schreibt die Zeitung Washington Post.

31 Aussagen hat die Zeitung gefunden, die entweder falsch oder übertrieben waren. Auch die New York Times deckte zahlreiche Unstimmigkeiten auf. Was sind die gröbsten Unwahrheiten in Trumps Rede?

Größte Steuersenkung aller Zeiten?

„Unsere Wirtschaft steht so gut da wie nie zuvor,“ diese Message steht im Zentrum von Trumps Rede. Er brüstet sich damit gerne und oft: 260 Mal habe er diese Aussage in seinen Reden bereits getätigt, wie Datensätze der Washington Post ergeben. Wahrer macht es sie nicht.

Während die US-Wirtschaft gerade wirklich gut dasteht, ist die historische Einzigartigkeit eine Lüge.  Die Arbeitslosenquote war 1953 mit 2,5 Prozent bereits niedriger als die 3,5 Prozent heute. Auch die Wirtschaftswachstumsrate war in der Geschichte schon deutlich höher als heute, beispielsweise Ende der 90er oder in den 50er und 60er Jahren, wie die Washington Post darlegt.

Trumps Behauptung, dass er die größten Steuersenkungen aller Zeiten durchsetzen konnte, stimmt ebenfalls nicht. Das tat Ronald Reagan 1981. Verglichen mit der US-Wirtschaft seien Trumps Steuersenkungen die achtgrößten, schreibt die Washington Post.

Mit Zahlen nimmt Trump es nicht genau

Mit Zahlen nimmt es Trump ohnehin nicht ganz genau. In seiner Rede rundet er mehrmals erheblich auf, um besser dazustehen. So behauptet Trump, er habe 12.000 neue Fabriken in den USA geschaffen– seit seinem Amtsantritt sind laut New York Times aber weniger als 11.000 neue Fabriken entstanden. Außerdem sind seitdem nicht wie von Trump angegeben 7 Millionen, sondern 6,7 Millionen neue Jobs entstanden.

Angeblich würden seit seinem Amtsantritt 7 Millionen Amerikaner weniger Lebensmittelmarken beziehen – in Wirklichkeit sind es 4,2 Millionen. Trumps Behauptung, dass das Handelsabkommen mit Mexiko und Kanada USMCA 100.000 neue Jobs in der Autoindustrie bringen würde, ist ebenfalls eine Lüge.

Wie die New York Times berichtet, liegen die Schätzungen hier bei 28.000 bis 76.000 neuen Jobs. Fragwürdig ist auch Trumps Darstellung der USA als „energie-unabhängig“. Laut Washington Post importierten die USA 2018 Öl aus 90 verschiedenen Ländern.

Nancy Pelosi zerriss Trumps Redemanuskript

Auch viele von Trumps Aussagen, die er zum Gesundheitssystem machte, sind falsch. „Wir werden immer Patienten mit Vorerkrankungen beschützen“, sagte er beispielweise. Eine glatte Lüge, kämpft Trumps Regierung doch dafür, den Affordable Care Act, abzuschaffen. Das unter Obama eingeführte Krankenversicherungssystem schützt Patienten mit Vorerkrankungen.

Neben offensichtlichen Übertreibungen und Lügen fehlt vielen Aussagen Trumps schlicht der Kontext. So scheint Trump bei den Vergleichen mit seinem Vorgänger immer zu entfallen, dass die USA bei Obamas Amtsantritt 2009 in einer Wirtschaftskrise steckten.

Bei den Demokraten sorgte Trumps Rede und seine Umgangsformen am Dienstag für Empörung. Die oberste Demokratin im Repräsentantenhaus Nancy Pelosi ärgerte sich so sehr, dass sie nach Trumps Ansprache das Redemanuskript zerriss.

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