Krawalle am Montagabend: Verfassungsschutz soll Polizei in Chemnitz früh gewarnt haben
Die Chemnitzer Behörden waren offenbar vom Verfassungsschutz informiert, dass wieder mit Krawallen zu rechnen sei. Demnach lag die Warnung seit Montagmittag vor.
Die Polizei in Chemnitz und weitere sächsische Polizeibehörden waren vor den Krawallen am Montagabend über einen größeren Zustrom von Extremisten informiert. Der sächsische Verfassungsschutz hatte nach Informationen des Tagesspiegels in einer "Lagebewertung" gewarnt, aus ganz Sachsen und anderen Bundesländern würden Rechtsextremisten, Hooligans, rechte Kampfsportler und weitere Angehörige der rechten Szene zu der von einem Rechtsextremisten angemeldeten Demonstration "Sicherheit für Chemnitz" kommen.
Das Tötungsdelikt an einem deutschen Staatsangehörigen "unter Beteiligung von Tatverdächtigen mit Migrationshintergrund bewirkt einen sehr hohen Emotionalisierungsgrad", steht im Papier. Aufgrund der flächendeckenden bundesweiten Mobilisierungen und Anreisebekundungen "wird die Teilnehmerzahl im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich erwartet". Es seien Angriffe von Rechtsextremisten auf den politischen Gegner, die Polizei sowie auf "neuralgische Örtlichkeiten" wie Wahlkampfbüros und Flüchtlingsunterkünfte nicht auszuschließen.
Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Polizei nicht reagierte
Der Nachrichtendienst berichtete auch von Erkenntnissen, dass 200 Autonome aus Leipzig, Thüringen und Niedersachsen in Chemnitz zu erwarten seien. Die Informationen gingen Montagmittag an die Polizeidirektion Chemnitz, das städtische Ordnungsamt, das sächsische Landeskriminalamt, die Landesdirektion der Polizei, die Direktion der Bundespolizei in Pirna sowie an den bundesweiten Verbund der Behörden für Verfassungsschutz.
Wie der Tagesspiegel aus Sicherheitskreisen erfuhr, versammelten sich am Montagabend in Chemnitz Rechtsextremisten aus ganz Sachsen sowie aus Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin und weiteren Ländern. Warum die Chemnitzer Polizei trotz der Warnungen des Verfassungsschutzes nicht genügend Kräfte im Einsatz hatte, sei nicht nachvollziehbar, hieß es.