Mord an Präsident: USA geben Kennedy-Akten frei - aber nicht alle
Eigentlich war die Veröffentlichung der letzten Geheimakten über den Mord an JFK erwartet worden. Doch Trump beugt sich Bedenken der Sicherheitsdienste.
Die US-Regierung hat tausende bislang unter Verschluss gehaltene Dokumente zur Ermordung des früheren Präsidenten John F. Kennedy freigegeben, einen Teil jedoch auf Wunsch der Geheimdienste vorerst weiter gesperrt. Auf Anordnung von Präsident Donald Trump seien insgesamt 2891 Dokumente veröffentlicht worden, teilte das US-Nationalarchiv am Donnerstag mit. Die nun freigegebenen Dokumente wurden ungeschwärzt auf der Internetseite des Nationalarchivs veröffentlicht.
Die Papiere rund um das Attentat auf Kennedy, um das sich bis heute Verschwörungstheorien ranken, enthalten unter anderem teils jahrzehntealte handschriftliche Aufzeichnungen über die Ermordung des charismatischen Präsidenten, der am 22. November 1963 in Dallas bei einer Fahrt im offenen Wagen von Schüssen tödlich getroffen wurde.
Auch eine Abschrift eines Gesprächs des damaligen FBI-Chefs J. Edgar Hoover vom 24. November 1963 befindet sich darunter. Darin gibt Hoover an, dass das FBI die Polizei darüber informiert habe, dass das Leben von Lee Harvey Oswald in Gefahr sei - einen Tag bevor Oswald getötet wurde.
Verschwörungstheoretiker zweifeln die offizielle Version an
Eine offizielle Untersuchung war nach Kennedys Tod zu dem Ergebnis gekommen, dass er von dem Einzeltäter Oswald erschossen wurde, der wiederum zwei Tage später von dem Nachtclub-Besitzer Jack Ruby getötet wurde. Die Version wurde vor allen von Verschwörungstheoretikern immer wieder angezweifelt. Experten gehen indes davon aus, dass die nun freigegeben Dokumente weder aufsehenerregende Enthüllungen nach sich ziehen, noch die Verschwörungstheorien verstummen lassen.
Teile der Geheimakten bleiben ohnehin vorerst weiter vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen. Einige "sensible" Dokumente würden weiter zurückgehalten, teilte das weiße Haus mit.
Trump sei damit einer Bitte des FBI, des Auslandsgeheimdienstes CIA und weiterer Geheimdienste nachgekommen, da die entsprechenden Dokumente Informationen etwa über die Identität und die Rolle von Informanten enthielten. Trump habe den Diensten deshalb sechs weitere Monate Zeit gegeben, um darzulegen, warum diese Dokumente nicht veröffentlicht werden sollten.
Trump fürchtet "irreversiblen Schaden" für nationale Sicherheit
Trump hatte in der vergangenen Woche seine Absicht zur Offenlegung von mehr als 3000 Dokumenten zu dem Präsidentenmord bekundet, zugleich aber eingeschränkt, diese stehe "vorbehaltlich des Erhalts weiterer Informationen". Am Donnerstag sagte er, er habe "keine andere Wahl" gehabt, als zu akzeptieren, dass "gewisse Informationen" weiter redigiert werden sollten. Andernfalls drohe der nationalen Sicherheit "irreversibler Schaden" zugefügt zu werden. Nach Ablauf des sechsmonatigen Frist sollten jedoch alle Dokumente freigegeben werden, sofern die Geheimdienste einen weiteren Verschluss nicht begründen könnten, bekräftigte Trump.
Kennedy-Experten dämpften unterdessen die an die Veröffentlichung der Geheimakten geknüpften Erwartungen. Diejenigen, die von den Dokumenten "eine Auflösung des Falls, auf die sich jeder einigen kann" erhofften, würden enttäuscht werden, sagte der Buchautor Gerald Posner der Nachrichtenagentur AFP. "Niemand lässt von seinem Glauben an eine Verschwörung ab, weil die veröffentlichten Akten sie nicht beweisen", sagte er.
Debatte war durch "JFK"-Film neu aufgeflammt
Die Dokumente könnten hingegen womöglich Licht in ein besonderes Kapitel im Leben von Lee Harvey Oswald bringen: seine Reise nach Mexiko-Stadt rund sieben Wochen vor Kennedys Ermordung, wo Oswald mutmaßlich kubanische und sowjetische Agenten traf. CIA und FBI könnten die Freigabe einiger Dokumente blockieren, um ihre eigenen Fehler zu verbergen, sagte der Politikwissenschaftler Larry Sabato von der Universität von Virginia. "Sie hatten jedes Indiz, dass Oswald ein Sonderling und ein Soziopath war", sagte er.
Die Diskussion über die Hintergründe des Attentats auf Kennedy war unter anderem durch den Film "JFK" des US-Regisseurs Oliver Stone aus dem Jahr 1991 aufgeflammt. Ein Gesetz verfügte im Jahr darauf die Veröffentlichung von nahezu allen der rund fünf Millionen Dokumente zu Kennedys Tod. Nur ein Bruchteil fiel unter eine 25-jährige Geheimhaltungsfrist - diese lief nun am 26. Oktober aus. (AFP)