zum Hauptinhalt
Eine Rede, ein berühmter Satz: John F. Kennedy vor 50 Jahren vor dem Rathaus Schöneberg.
© dpa

"Ich bin ein Berliner" vor dem Rathaus Schöneberg: Berlin erinnert an Kennedys Rede

Mit einem Festakt im Rathaus Schöneberg erinnert Berlin an die legendäre Rede von John F. Kennedy vor 50 Jahren. Es war nicht vorherzusehen gewesen, welche Begeisterung sich vor dem Rathaus entladen würde, erzählt Egon Bahr. Und er gab kleine Details vom großen Pathos preis.

Auf dem Turm des Rathauses Schöneberg wehte stolz die Flagge mit dem Berliner Bären. Auch wenn die Bewohner des Stadtzentrums sich nur noch in großen Ausnahmefällen in die Nähe des Rathauses Schöneberg verirren, kann man ahnen, wie es damals war, als am 26. Juni 1963 hier 400 000 Menschen in Jubel explodierten. Diese Reaktion sei überhaupt nicht voraussehbar gewesen, erzählte beim Festakt zum 50-jährigen Jubiläum von John F. Kennedys berühmter Rede Egon Bahr, der damals ganz nah dabei war. Er musste etwa Willy Brandt helfen, den Strom der Leute in sein Amtszimmer zu stoppen.

Adenauer habe natürlich hinein gedurft, sich auf Brandts Stuhl niedergelassen und die SED-Zeitung „Neues Deutschland“ gelesen. Währenddessen probte der US-Präsident mit dem Dolmetscher noch mal die neue Passage seiner Rede, aber niemand habe etwas Genaues mitbekommen.

Im Gespräch gab Bahr kleine Details abseits vom großen Pathos preis. Er erinnerte daran, dass Kennedy als junger Mann schon mal in Berlin war und lauter Nazis gesehen hätte, sich also auf dem Weg in die Stadt ganz sicher gefragt haben müsse, wie verlässlich die Deutschen eigentlich sind. Und das irgendetwas zwischen der Landung und der Rede ihn überzeugt haben muss, dass sie sein Vertrauen verdienten.

Mut und Hoffnung, diese Worte zogen sich wie ein Faden durch den Festakt, den Schüler der John-F.-Kennedy-Schule musikalisch und künstlerisch gestalteten. Immer wieder gab es Variationen zu dem Satz „Ich bin ein Berliner“.

US-Botschafter Philip D. Murphy sprach von vier einfachen Worten, „die zum einprägsamsten Satz des Kalten Krieges wurden“ und Berlin „zu einem dauerhaften Symbol dafür machten, wie man die Herausforderungen bewältigen kann, die an die Freiheit gestellt werden“. Wie Kennedy ist der Botschafter Spross einer irischstämmigen Familie aus der Gegend von Boston und hat in den letzten Jahren immer wieder betont, was für ein großes persönliches Vorbild dieser Präsident für ihn war.

Er hat dessen Gedankengut bei seinen vielen Begegnungen mit tausenden Jugendlichen jeglicher Herkunft immer wieder mitreißend weitervermittelt. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit dankte dem scheidenden Botschafter im Laufe seiner Rede dafür, dass er in den vergangenen vier Jahren „Herausragendes geleistet hat für den Austausch zwischen Amerika und Berlin“.

Wowereit erinnerte daran, dass vor dem Jubel für Kennedy Wut und Verzweiflung standen, weil viele Berliner damals nicht begreifen konnten, wieso die Amerikaner den Mauerbau überhaupt zugelassen hatten. Bahr wiederum erklärte, wie diese Rede den Status quo verfestigt habe. „Von da an wussten die Berliner instinktiv, dass sie sicher waren.“ Insofern habe die Rede bis zur Einheit gewirkt.

Noch waren etliche Zeitzeugen beim Festakt dabei. Auch wenn deren Zahl kleiner wird, bleibt Berlin ein symbolischer Ort. Sowohl Murphy als auch Wowereit gingen auf den Besuch des US-Präsidenten Barack Obama vor einer Woche ein. Der habe Berlin bewusst gewählt für seine Botschaft an die ganze Welt, weil die Stadt auch heute noch inspirierend wirke für eine Politik, welche weltweit noch bestehende Mauern zum Einsturz bringen wolle, sagte Wowereit. „Gedenktage wie dieser erhalten die Leidenschaft dafür am Leben.“ Auf dem Weg zum Fall der Mauer sei Kennedys Rede ein entscheidender Moment gewesen.

Aus Boston war der Direktor der John-F.-Kennedy-Presidential-Library, Thomas Putnam, gekommen. „Könnte Kennedy heute bei uns sein, würde er uns ermutigen, weiter hoffnungsvoll für einen besseren Planeten zu kämpfen“, sagte er.

Elisabeth Binder

Zur Startseite