Clinton und Carter rufen zur Abwahl Trumps auf: US-Demokraten küren Biden offiziell zum Präsidentschaftskandidaten
Jetzt steht es fest: Joe Biden ist der Kandidat der US-Demokraten für die Präsidentschaftswahl im November. Er soll Donald Trump im Weißen Haus ablösen.
Die US-Demokraten haben Ex-Vizepräsident Joe Biden offiziell zu ihrem Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im November gekürt. Beim virtuellen Parteitag der Oppositionspartei stimmte am Dienstagabend (Ortszeit) eine klare Mehrheit der Parteidelegierten für den 77-Jährigen. Biden wird damit bei der Präsidentschaftswahl am 3. November den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump herausfordern.
Biden dankte den Parteidelegierten in einer Video-Liveschalte „von tiefstem Herzen“. „Das bedeutet mir und meiner Familie alles.“ Der langjährige Senator wird am Donnerstag zum Abschluss des Parteitags von seinem Heimatstaat Delaware aus seine Nominierungsrede halten.
Die Nominierung beim Parteitag war eine Formalie: Biden hatte sich im Vorwahlrennen der Demokraten gegen die anderen Präsidentschaftsbewerber durchgesetzt. Als letzter Rivale warf Senator Bernie Sanders im April das Handtuch. Die Linken-Ikone stellte sich bei dem Parteitag dennoch zur Wahl. Wie erwartet stimmte aber eine große Mehrheit der Delegierten für Biden.
Bei der Abstimmung schalteten die Demokraten per Video in alle 57 Bundesstaaten und Territorien der USA. Beim sogenannten Roll Call wurde dann verkündet, wieviele Delegiertenstimmen an Biden und wieviele an Sanders gehen. Der Mitte-Politiker Biden ist nach seinem Vorwahlerfolg auf das linke Parteilager zugegangen und hat Vorschläge des progressiven Flügels übernommen, ohne grundsätzlich von seinem moderaten Kurs abzuweichen.
Der in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin organisierte Demokraten-Parteitag steht unter dem Motto „Amerika vereinen“. Er wird wegen der Corona-Pandemie weitgehend virtuell ausgetragen: Weder die Parteitagsdelegierten noch die zahlreichen Redner sind in die Großstadt im Mittleren Westen gereist.
Clinton: Trumps Jobverständnis ist stundenlanges Fernsehen
Vor Bidens Wahl hatten die früheren Präsidenten Bill Clinton und Jimmy Carter ihn geworben und zur Abwahl von US-Präsident Donald Trump bei der Wahl im November aufgerufen. „Wenn Sie einen Präsidenten wollen, der seinen Job so definiert, dass er täglich Stunden vor dem Fernseher verbringt und Leute in sozialen Medien fertig macht, dann ist er Ihr Mann“, sagte der 74-jährig Clinton in einer Videobotschaft am Dienstag.
Zur Wahl stehe entweder Trumps „Wir-Gegen-Sie“-Amerika oder Joe Bidens Amerika, „wo wir alle zusammenleben und zusammenarbeiten. Es ist eine klare Wahl. Und die Zukunft unseres Landes hängt davon ab.“
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Clinton sagte mit Blick auf die Corona-Krise und der infolge der Pandemie dramatisch angestiegenen Arbeitslosigkeit: „In einer Zeit wie dieser sollte das Oval Office eine Kommandozentrale sein. Stattdessen ist es ein Sturmzentrum“, kritisierte Clinton. Unter Trump gebe es nur Chaos – nur eine Sache ändere sich nie: „Seine Entschlossenheit, Verantwortung zu bestreiten und die Schuld abzuwälzen.“
Carter warb für Biden: „Joe hat die Erfahrung, die Charakterstärke und die Anständigkeit, uns zusammenzuführen und Amerikas Großartigkeit wieder herzustellen“, sagte er in seiner Audiobotschaft.
„Wir verdienen jemanden mit Integrität und Urteilsvermögen, jemanden, der ehrlich und fair ist, jemanden, der dem verpflichtet ist, was das Beste für die Amerikaner ist.“ Biden sei „bodenständig“ und erledige seine Arbeit.
Carter war von 1977 bis 1981 US-Präsident, Clinton von 1993 bis 2001. (dpa/AFP)