Razzien im Südstaat Mississippi: US-Behörden nehmen 680 illegale Einwanderer fest
Ein TV-Sender zeigt, wie die Kinder der Festgenommenen nach ihren Eltern weinen. Präsidentschaftsbewerberin Kamala Harris verurteilt die Razzien – und Donald Trump.
Bei Razzien gegen illegale Einwanderung haben die US-Behörden im Südstaat Mississippi fast 700 Migranten ohne gültige Papiere festgenommen. Laut Staatsanwaltschaft wurden am Mittwoch etwa 680 Migranten in lebensmittelverarbeitenden Betrieben von der Einwanderungspolizei ICE in Gewahrsam genommen. Ein örtlicher Fernsehsender zeigte, wie die Kinder der festgenommenen Migranten nach ihren Eltern weinten. Die mexikanische Regierung sagte am Donnerstag 107 festgenommenen Mexikanern Unterstützung zu.
"Sie müssen sich an unsere Gesetze und Regeln halten", sagte Staatsanwalt Mike Hurst über die überwiegend aus Lateinamerika stammend Migranten. "Sie müssen auf legalem Wege hierher kommen, oder sie sollten gar nicht kommen."
Der Staatsanwalt richtete auch eine Warnung an die Betriebe, die die Migranten eingestellt hatten: Wer illegale Einwanderer beschäftige, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen, und damit gegen US-Recht verstoße, werde zur Rechenschaft gezogen. Die Razzien waren den Angaben zufolge monatelang geplant worden.
Mexikos Außenminister Marceló Ebrard sagte bei einer Pressekonferenz in Mexiko-Stadt, unter den Festgenommenen seien auch 107 mexikanische Staatsbürger. Seine Regierung werde sie konsularisch betreuen und "die angemessene rechtliche Verteidigung aller mexikanischen Staatsbürger garantieren". Abgeschobene Mexikaner bekämen in ihrem Heimatland Zugang zu Arbeit, Bildung und Gesundheitsversorgung.
Ebrard vermied es, das Vorgehen der USA gegen mexikanische Einwanderer zu kritisierten. Er kündigte aber an, die Interamerikanische Menschenrechtskommission zu bitten, die Haftzentren zu inspizieren, in denen die Migranten in den USA festgehalten werden.
"Mein Papa hat nichts getan, er ist kein Krimineller."
Der Sender WJTV berichtete, viele Kinder von festgenommenen Migranten hätten nach der Heimkehr von der Schule entdeckt, dass sie ohne Eltern da stehen. "Ich brauche meine Mama und meinen Papa", sagte etwa die verzweifelte elfjährige Magdalena Gomez Gregorio dem Sender. "Mein Papa hat nichts getan, er ist kein Krimineller."
Christina Peralta, eine Nachbarin des Mädchens, sagte, Magdalenas Mutter sei bereits seit 15 Jahren in den USA und habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Peralta kümmerte sich nach eigenen Angaben um zwei Jungen, deren Mutter ebenfalls festgenommen worden war. "Seit sie von der Schule heimgekommen sind, haben sie den ganzen Tag geweint", sagte sie.
Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Kamala Harris verurteilte die Razzien gegen die Migranten scharf. Sie warf den Behörden vor, damit "Familien auseinanderzureißen, Angst zu verbreiten und Gemeinden zu terrorisieren". Die Kinder der festgenommenen Einwanderer stünden jetzt ohne ihre Eltern da, "weil Trump mit ihren Leben Politik spielen will".
US-Präsident Donald Trump hat den Kampf gegen die illegale Einwanderung zu einem seiner politischen Hauptanliegen gemacht. Im Juni kündigte er an, die Einwanderungspolizei werde damit beginnen, "Millionen" illegaler Einwanderer aus den USA auszuweisen.
Das US-Heimatschutzministerium teilte am Donnerstag mit, dass im Juli 82.000 Migranten nach einem illegalen Grenzübertritt von Mexiko in die USA festgenommen worden seien und ihre Zahl damit im Vergleich zum Vormonat um 21 Prozent zurückgegangen sei. Im Juni war die Zahl bereits um 28 Prozent gefallen. Das Heimatschutzministerium führte den Rückgang darauf zurück, dass die USA im Juni mit Mexiko ein Abkommen zur Eindämmung der illegalen Migration geschlossen hatten.