SPD holt in Umfrage auf: Union verliert drei Prozentpunkte – schlechte Werte für Laschet
In einer Forsa-Umfrage liegt die SPD nur noch vier Prozentpunkte hinter CDU/CSU. Für die meisten Wähler ist der Unions-Spitzenkandidat verantwortlich.
Die Union hat in einer neuen Forsa-Umfrage zur Bundestagswahl im Vergleich zur Vorwoche drei Prozentpunkte verloren und kommt nun nur noch auf 23 Prozent. Die SPD mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz legte dagegen drei Prozentpunkte zu und erreichte 19 Prozent, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten RTL/NTV-Trendbarometer hervorging. Dies sei der beste Wert seit April 2018.
Die Grünen mit Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock blieben unverändert bei 20 Prozent und damit nur noch einen Punkt vor den Sozialdemokraten. Auch für die AfD änderte sich mit zehn Prozent nichts. Die FDP gewann einen Prozentpunkt auf zwölf Prozent, die Linke verlor einen Punkt und kam auf sieben Prozent.
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In den neuen Bundestag würden 748 Abgeordnete einziehen, 39 mehr als 2017. Die Mandatsverteilung sähe so aus: CDU/CSU 192, Grüne 164, SPD 155, FDP 98, AfD 82 und Linke 57 Sitze. Linke und AfD wären im neuen Bundestag mit jeweils zwölf Abgeordneten weniger vertreten als im derzeitigen. Den größten Verlust hätte die Union: Sie würde 54 Mandate einbüßen. Die Grünen würden 97, die FDP 18 und die SPD 2 Sitze hinzugewinnen.
Vier Regierungs-Konstellationen wären möglich
Die starken Verschiebungen bei den Parteien hätten auch Auswirkungen auf die Regierungsbildung. Weder die derzeit regierende Koalition aus Union und SPD noch Schwarz-Grün kämen auf eine regierungsfähige Mehrheit von 374 Sitzen. Regieren könnten stattdessen eine Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP, eine Koalition aus CDU/CSU, SPD und FDP, die sogenannte Deutschland-Koalition, die Ampel sowie ein rot-grün-rotes Bündnis.
Bei der Kanzlerpräferenz kann Scholz im Vergleich zur Vorwoche fünf Prozentpunkte zulegen. Laschet verliert nochmals drei Prozentpunkte. Auch Baerbock erzielt zwei Prozentpunkte weniger als vor einer Woche. Wenn die Deutschen ihre Kanzlerin oder ihren Kanzler direkt wählen könnten, würden sich derzeit 26 Prozent für Scholz, 16 Prozent für Baerbock und zwölf Prozent für Laschet entscheiden.
Wenig Unterstützung für Laschet bei Unions-Anhängern
Auch auf die Anhänger seiner Partei kann Laschet nicht zählen: Nur 39 Prozent der Unions-Anhänger würden derzeit den CDU-Chef zum Kanzler wählen. Von den Unions-Wählern von 2017 würden sogar nur 24 Prozent Laschet ihre Stimme geben.
Zum Vergleich: Baerbock und Scholz kommen unter den Anhängern ihrer Parteien jeweils auf eine klare Mehrheit. Von den SPD-Anhängern würden 72 Prozent den Kanzlerkandidaten ihrer Partei wählen, wenn dies direkt möglich wäre. Bei den Grünen-Anhängern würden sich 59 Prozent für Baerbock entscheiden.
Der CSU-Vorsitzende Markus Söder wäre aus Sicht vieler Wähler der bessere Kandidat der Union. 40 Prozent würden dem bayerischen Ministerpräsidenten bei einer Kanzler-Direktwahl die Stimme geben – das sind mehr als dreimal so viele wie für Laschet. Söder war Laschet im Rennen um die Kanzlerkandidatur der Union unterlegen.
Viele halten Söder für den besseren Kandidaten
Auch für die Wähler anderer Parteien wäre Söder ein attraktiver Kandidat. 27 Prozent der Wähler anderer Parteien als der Union können sich vorstellen, ihn zum Kanzler zu wählen. Das gilt für 44 Prozent der FDP-Wähler, für 39 Prozent der Unentschlossenen und 55 Prozent der Unions-Wähler von 2017, die derzeit nicht mehr CDU oder CSU wählen wollen.
Zwei Drittel der Deutschen machen vor allem Laschet für die schlechten Werte der Unionsparteien verantwortlich. Auf die Frage, wer für die schwachen Werte der Union in erster Linie verantwortlich ist, entscheiden sich 9 Prozent für die Antwort „Markus Söder wegen seiner Kritik am Wahlkampf der CDU und am Kanzlerkandidaten" und 68 Prozent für die Antwort „der Kanzlerkandidat Armin Laschet“. Unter den Anhängern der CDU sehen 80 Prozent die Verantwortung bei Laschet und acht Prozent bei Söder, unter den Anhängern der CSU ist das Verhältnis 90 zu fünf.
Laschet sollte verzichten, findet die Hälfte der Befragten
Vor dem Hintergrund der schwachen Unions-Werte ist die Hälfte der Wahlberechtigten (50 Prozent) der Meinung, Laschet solle zugunsten von Söder auf seine Kanzlerkandidatur verzichten. 35 Prozent meinen, er solle an seiner Kandidatur festhalten. Bei den Wahlberechtigten aus Nordrhein-Westfalen, Laschets Heimat-Bundesland, finden 49 Prozent, ihr Ministerpräsident solle verzichten. 36 Prozent der Befragten aus Nordrhein-Westfalen sagen, er solle an der Kandidatur festhalten. 59 Prozent der CDU-Anhänger und 64 Prozent der CSU-Anhänger fänden es richtig, wenn Laschet die Kanzlerkandidatur Söder überlassen würde.
Deutlich gesunken ist auch der Anteil derjenigen, die der Union am ehesten zutrauen, mit den Problemen in Deutschland fertigzuwerden. Während dieser Kompetenzwert bei den Grünen gegenüber der Vorwoche unverändert bei zehn und bei der SPD gleichbleibend bei 6 Prozent liegt, sinkt er bei der CDU/CSU um sieben Prozentpunkte auf 17 Prozent.
Im Januar hatte die Union im RTL/NTV-Trendbarometer noch einen Kompetenzwert von 41 Prozent erreicht. 58 Prozent trauen in dieser Woche keiner Partei zu, mit den Problemen des Landes fertig werden zu können - das sind acht Prozentpunkte mehr als vor einer Woche.
Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten. Das Institut gibt eine statistische Fehlertoleranz von 2,5 Prozentpunkten an.
Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa war die Union mit Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) vor wenigen Tagen auf 25,5 Prozent der Stimmen gekommen, die Grünen und die SPD hatten 17,5 Prozent erreicht. (dpa, Tsp)