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Demonstration mit einer ukrainischen Nationalflagge in Prag
© dpa/AP/Petr David Josek

Eklat um Kay-Achim Schönbach: Ukrainischer Botschafter wirft Marine-Chef „deutsche Arroganz und Größenwahn“ vor

Die Ukraine empört sich über Äußerungen des deutschen Marine-Chefs zu Russland. Deutschlands Glaubwürdigkeit stehe „massiv in Frage“, sagte Botschafter Melnyk.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat den Rücktritt des deutschen Marine-Chefs Kay-Achim Schönbach wegen umstrittener Äußerungen über den Ukraine-Konflikt als unzureichend bezeichnet. "Wir begrüßen zwar, dass Herr Schönbach seinen Rücktritt angeboten hat", sagte Melnyk am Samstagabend der "Welt". Der Eklat hinterlasse aber "einen Scherbenhaufen" und stelle die internationale Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit Deutschlands "massiv in Frage".

Schönbach hatte sich am Freitag bei einem Besuch in Indien zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine geäußert. Den von westlichen Staaten befürchteten Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine bezeichnete er dabei als "Nonsens". Was Russlands Präsident Wladimir Putin wirklich wolle, sei "Respekt auf Augenhöhe", sagte der Vizeadmiral. Schönbach hatte am Samstag nach dem Eklat seinen Rücktritt eingereicht, der von Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) angenommen wurde.

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Der Botschafter kritisierte, die Aussagen Schönbachs hätten "die gesamte ukrainische Öffentlichkeit in tiefen Schock versetzt". Melnyk zog dabei einen Vergleich zur Zeit des Nationalsozialismus: "Die Ukrainer fühlten sich bei dieser herablassenden Attitüde unbewusst auch an die Schrecken der Nazi-Besatzung erinnert, als die Ukrainer als Untermenschen behandelt wurden", sagte er.

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Melnyk sprach zudem von einer "zynischen Verharmlosung der völkerrechtswidrigen Krim-Besetzung" und einem mit Hochnäsigkeit vorgetragenen Bezweifeln der Souveränität der Ukraine. Aus den Äußerungen des inzwischen zurückgetretenen Marine-Chefs spreche "deutsche Arroganz und Größenwahn, mit denen einer der hochrangigsten Köpfe der Bundeswehr von einer heiligen Allianz mit Kriegsverbrecher Putin und einem deutsch-russischen modernen Kreuzzug gegen China träumt". Melnyk bezog sich damit auf eine weitere Äußerung Schönbachs, der gesagt hatte: "Wir brauchen Russland gegen China." (AFP)

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