Trump will auf Plünderer schießen lassen: Twitter wirft US-Präsident Gewaltverherrlichung vor
In den USA eskalieren Proteste, nachdem ein Polizist einen Afroamerikaner wohl zu Tode gewürgt hat. Der US-Präsident droht den Krawallmachern mit Gegengewalt - und das Netzwerk limitiert seine Nachricht.
Donald Trump droht nach Ausschreitungen in der US-Großstadt Minneapolis mit dem Einsatz der Armee. Auf Twitter schrieb der US-Präsident am frühen Morgen mitteleuropäischer Zeit:
"Ich kann nicht tatenlos mit ansehen, was gerade mit dieser großartigen amerikanischen Stadt Minneapolis passiert... diese Gangster entehren das Andenken an George Floyd, das werde ich nicht zulassen. Ich habe gerade mit dem Gouverneur Tim Walz gesprochen und ihm gesagt, dass das Militär ihn unterstützt. Sobald es die kleinste Schwierigkeit gibt, werden wir die Kontrolle übernehmen, aber, wenn die Plünderungen beginnen, dann wird auch das Schießen beginnen. Danke!"
Twitter versah seinen Tweet daraufhin mit einer Meldung: Der Inhalt des Tweets würde gegen die Richtlinien des Netzwerkes hinsichtlich der Verherrlichung von Gewalt verstoßen.
Der Satz "Wenn Plünderungen beginnen, dann wird auch das Schießen beginnen" wurde 1967 vom Polizeichef in Miami, Walter Headley, geprägt. Er war dafür berüchtigt, schwarzen Demonstranten gewalttätige Repressalien anzudrohen.
Twitter schrieb mit Blick auf Trumps Nachricht, dass die Interaktion mit dem limitiert werde. Man könne den Tweet mit einem Kommentar retweeten, jedoch nicht darauf antworten oder ihn liken. Tatsächlich muss man sich Trumps Tweet durch einen Klick nun auch extra anzeigen lassen. Trump hatte zuletzt ein Dekret zur Beschneidung sozialer Medien unterzeichnet und so den Streit mit Twitter weiter eskaliert.
In Minneapolis kam es nach dem Tod des Schwarzen George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz erneut zu Ausschreitungen. Demonstranten drangen in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) in eine Polizeistation ein, wie örtliche Medien berichteten. Auf Fernsehbildern waren auch Feuer zu sehen.
Die Polizeistation sei evakuiert worden, berichtete der Sender CBS Minnesota unter Berufung auf eine Polizeimitteilung. „Demonstranten sind gewaltsam in das Gebäude eingedrungen und haben mehrere Brände entzündet“, zitierte der Sender weiter aus der Mitteilung. Auch in Denver kam es Medienberichten zufolge zu Protesten. Örtliche Medien berichteten dort über Schüsse. Laut Polizei wurden zunächst keine Verletzten gemeldet.
Schwere Ausschreitungen nach Mord an Afroamerikaner
Vor dem Polizeigebäude in Minneapolis riefen Dutzende Demonstranten „Keine Gerechtigkeit - kein Frieden“ („No Justice, No Peace“), wie die „Washington Post“ berichtete. Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd (46) war es in Minneapolis bereits zuvor zu schweren Ausschreitungen gekommen und Plünderungen von Geschäften gekommen. Der Gouverneur des US-Bundesstaats Minnesota, Tim Walz, hatte daraufhin die Nationalgarde mobilisiert. In seiner Anordnung hieß es, friedliche Demonstrationen seien weiterhin erlaubt.
Auslöser für die Wut und Empörung der Demonstranten war ein rund zehn Minuten langes Video von Floyds Tod, das sich wie ein Lauffeuer in Sozialen Medien verbreitete: Ein weißer Polizist drückte sein Knie mehrere Minuten lang an den Hals des 46-Jährigen, der wiederholt um Hilfe flehte, bevor er das Bewusstsein verlor. Wiederholt sagte der Afroamerikaner: „Ich kann nicht atmen.“ Er starb kurz danach in einem nahen Krankenhaus. Die insgesamt vier involvierten Polizisten wurden entlassen, aber bislang weder festgenommen noch angeklagt. (Tsp, mit dpa)