Abschiedsrede des abgewählten US-Präsidenten: Trump wünscht neuer Regierung Glück – und nennt Biden nicht beim Namen
Der abgewählte Trump will für die neue Regierung beten. Zum Abschied lobt er vor allem sich selbst – und kündigt an, dass seine Bewegung erst am Anfang stehe.
Am Tag vor dem Ende seiner Amtszeit hat der abgewählte US-Präsident Donald Trump in einer Abschiedsrede an die Nation der künftigen Regierung seines Nachfolgers Joe Biden Erfolg gewünscht. „In dieser Woche führen wir eine neue Regierung ins Amt ein und beten für ihren Erfolg, damit Amerika sicher und wohlhabend bleibt“, sagte Trump in einer am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichten Videobotschaft aus dem Weißen Haus.
„Wir überbringen unsere besten Wünsche und wollen auch, dass sie Glück haben - ein sehr wichtiges Wort“, sagte Trump mit Bezug auf die Administration unter dem 46. US-Präsidenten Biden – dessen Namen er allerdings in seiner 20-minütigen Rede nicht ein einziges Mal erwähnt. „Die Welt respektiert uns wieder. Bitte verlieren Sie diesen Respekt nicht.“
Trump lobte zum Abschied vor allem seine eigene Arbeit als Präsident. „Ich stehe vor Ihnen erfüllt von Stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben“, sagte er. Seine Regierung habe ihre Ziele übererfüllt. „Wir haben getan, wozu wir hierher gekommen sind - und noch viel mehr.“
Die Administration unter seiner Führung habe die Stärke Amerikas zu Hause und im Ausland wieder hergestellt. „Wir haben unsere Allianzen wiederbelebt und die Nationen der Welt zusammengeführt, um China die Stirn zu bieten wie nie zuvor“, lobte Trump seine Politik.
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Tatsächlich aber ist das Verhältnis zu traditionellen Verbündeten wie Deutschland nach den vier Jahren Amtszeit von Trump schwer belastet. Mit der EU hatte der Präsident einen Handelskrieg vom Zaun gebrochen. Trump hatte zudem mit dem Rückzug der USA aus der Nato gedroht. „Ich bin besonders stolz, dass ich der erste Präsident seit Jahrzehnten bin, der keine neuen Kriege angefangen hat“, sagte der scheidende US-Präsident weiter.
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Trump pries sich auch für sein Krisenmanagement in der Corona-Pandemie – ungeachtet der inzwischen mehr als 400.000 Toten, die in den USA an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben sind. „Wir haben in Rekordzeit nicht nur ein, sondern zwei Impfstoffe produziert“, sagte Trump. Andere Regierungen hätten drei, vier, fünf, vielleicht zehn Jahre dafür gebraucht. „Wir haben das in neun Monaten geschafft“, lobte sich Trump, dessen Umgang mit der Pandemie keine Strategie erkennen ließ und immer wieder heftig kritisiert worden war.
Trump: „Die Bewegung steht erst am Anfang“
Wie schon in Reden zuvor machte Trump klar, dass jenseits des politischen Amtes weiter mit ihm und seiner Bewegung „America First“ – das Motto seines Wahlkampfs und seiner Präsidentschaft – zu rechnen ist. „Gemeinsam mit Millionen hart arbeitender Patrioten in diesem Land haben wir die größte politische Bewegung in der Geschichte unseres Landes aufgebaut“, sagte er. „Es ging um 'Amerika Zuerst', weil wir alle Amerika wieder großartig machen wollten.“ Er fügte hinzu: „Nun, da ich mich darauf vorbereite, am Mittwochmittag die Macht an eine neue Regierung zu übergeben, möchte ich, dass Sie wissen, dass die Bewegung, die wir begonnen haben, erst am Anfang steht.“
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Trumps Nachfolger Biden wird am Mittwochmittag (Ortszeit) in Washington vereidigt. Trump hat angekündigt, der Zeremonie fernzubleiben. Er ist damit der erste Präsident seit Andrew Johnson im Jahr 1869, der nicht an der feierlichen Amtseinführung seines Nachfolgers am Kapitol teilnimmt.
Trump hatte über Wochen mit äußerst fragwürdigen Methoden versucht, Bidens Sieg bei der Wahl am 3. November nachträglich zu kippen. Vor wenigen Tagen behauptete Trump immer noch, er habe die Wahl gewonnen und sei um den Sieg betrogen worden
Trumps Widerstand gegen seine Niederlage gipfelte vor knapp zwei Wochen darin, dass gewaltbereite Anhänger des abgewählten Präsidenten das Kapitol stürmten. Zuvor hatte Trump seine Unterstützer bei einer Kundgebung aufgestachelt.
In seiner Videobotschaft zum Abschied aus dem Weißen Haus sagte Trump nun: „Politische Gewalt ist ein Angriff auf alles, was wir als Amerikaner wertschätzen. Sie kann niemals toleriert werden.“ (mit Agenturen)