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Und tschüss. Donald Trump verlässt den UN-Sitzungssaal nach seiner Rede.
© imago/UPI Photo

UN-Vollversammlung: Trump und wie er die Welt sieht

Der Präsident attackierte vor der UN-Vollversammlung seine üblichen Gegner - in unüblichen Tönen. Mit Diplomatie hatte das wenig zu tun. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Gerd Appenzeller

Es ist fraglich, ob Donald Trump den australischen Historiker Christopher Clark kennt oder von seinem 2012 erschienenen Buch „The Sleepwalkers“ gehört, es gar gelesen hat. Clark belegt darin seine These, dass der Erste Weltkrieg nicht zwingend gewesen sei. Die an ihm Beteiligten wären vielmehr wie die Schlafwandler – so der Titel der deutschen Übersetzung – in ihn hineingestolpert, weil sie die Risiken ihres Tuns und vor allem Redens nie abwogen.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hingegen dürfte Clarks fundamentales Werk kennen. Es dürfte kaum ein Zufall sein, dass er in seiner Ansprache zum Beginn der Vollversammlung im Blick auf die Korea-Krise vor der Gefahr warnte, dass die Welt in einen Krieg hinein schlafwandele. Auf die Ausdrucksweise des amerikanischen Präsidenten bezog er sich mit der Mahnung, feurige Worte könnten zu tödlichen Missverständnissen führen. Ob Donald Trump Guterres nicht hören wollte oder nicht verstand, ist nebensächlich. Er benutzt Sprache wie eine Waffe und geht damit das Risiko ein, dass die von seinen Worten Getroffenen irgendwann nicht mehr nur verbal zurückschießen. Einen potenziellen Gegner im Unklaren über die eigenen Reaktionen im Falle eines militärischen Konfliktes zu lassen, gehört zu den auch von der Nato angewandten Strategien. Die Drohung mit der kompletten Vernichtung eines Staates, wie Trump sie an die nordkoreanische Führung richtete, ist jedoch verantwortungslos eskalierend.

Der Iran-Deal ist nicht perfekt, aber er sorgt für Sicherheit

Wer Staaten wie Iran als korrupte Diktatur bezeichnet, andere Länder wie Syrien, Kuba oder Venezuela autoritäre Mächte nennt, mag damit faktisch aus westlicher Sicht sogar richtig formulieren, aber mehr als Punkte in den USA macht man so nicht. Vielleicht reicht ihm das ja – America First auch hier –, aber Diplomatie gestaltet man auf diese Weise nicht. Der Atomdeal mit Teheran ist mängelbehaftet – zum Beispiel, was die Kontrollen betrifft –, aber das Abkommen von 2015 hat jedenfalls aus einer Jahre währenden Unsicherheit über die nuklearen Absichten Irans eine besser beherrschbare Situation gemacht.

Es gab in Trumps selbstgefälligem Auftreten durchaus auch Momente der Hoffnung. Zwar kritisiert er immer noch (und steht damit wahrhaftig nicht alleine) das Zuviel an Bürokratie der Weltorganisation. Aber er wirbt, und das geradezu leidenschaftlich, eben auch für eine Koalition souveräner Staaten, „die Millionen von Menschen vom Hunger befreien“. America First, das Loblied auf souveräne, starke Nationen, das sind hingegen nicht wirklich neue Töne.

An der Wiege der Vereinten Nationen, in der Konferenz von Dumbarton Oaks bei Washington im Jahre 1944, erörterten die USA, die Sowjetunion, China und Großbritannien die Strukturen einer Nachkriegs-Weltorganisation. Die Generalversammlung, der Sicherheitsrat, der Internationale Gerichtshof haben hier ihre Wurzeln. Aber an einem wäre die Konferenz fast gescheitert: als klar wurde, dass alle eine künftige Weltorganisation vor allem zur Durchsetzung eigener Positionen nutzen wollten.

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