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Präsident Donald Trump winkt, als er am Flughafen Orly bei Paris ankommt.
© Jacquelyn Martin/AP/dpa

Vor Gedenken an Weltkriegs-Ende: Trump setzt weiter auf Konfrontation mit Europäern

Zum „Weltkriegs-Gipfel“ hat Frankreichs Präsident zahlreiche Staatschefs nach Paris geladen. Es sollte um Versöhnung gehen - doch vor allem Trump macht Ärger.

Gemeinsam gedenken Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel des Endes des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Dazu werden die beiden eine Gedenkstätte in der Nähe der nordfranzösischen Stadt Compiègne besuchen, wo am 11. November 1918 auf einer Waldlichtung der Waffenstillstand in einem umgebauten Speisewagen unterschrieben worden war.

Am Vormittag wird Macron seinen US-Kollegen Donald Trump im Élyséepalast in Paris empfangen. Für Trump ist es die erste Auslandsreise nach den Kongresswahlen. Am Sonntag beginnt dann der „Weltkriegs-Gipfel“ in Paris.

Ungeachtet des Gedenkens an den Weltkrieg sei das Spitzentreffen in Paris spannungsgeladen, meinten Diplomaten. Zu Verstimmungen zwischen den USA auf der einen und Frankreich und Deutschland auf der anderen Seite kam es spätestens mit Trumps einseitigem Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran. Zudem entfachte Trump einen Handelskonflikt mit der EU und stieg aus dem Weltklimaabkommen aus.

Trump wirft Macron Beleidigung vor

Neuen Ärger gab es dann kurz nach dem Eintreffen des US-Präsidenten in Frankreich. Trump kritisierte die jüngsten Forderungen Macrons nach der Gründung einer eigenen europäischen Armee. "Frankreichs Präsident Macron hat gerade vorgeschlagen, dass Europa sein eigenes Militär aufbaut, um sich vor den USA, China und Russland zu schützen", schrieb Trump am Freitagabend auf Twitter. Das sei "sehr beleidigend" fügte er hinzu. "Aber vielleicht sollte Europa erst einmal seinen fairen Anteil an den Kosten der Nato bezahlen, welche die USA in hohem Maße subventionieren", schrieb der US-Präsident weiter.

Frankreichs Staatschef begründete seine Forderung mit der Warnung vor "autoritären Mächten, die an den Grenzen Europas aufsteigen und die sich wieder bewaffnen". Europa müsse sich verteidigen "mit Blick auf China, auf Russland und sogar auf die USA", sagte er dem Sender Europe 1.

Rund 60 Staats- und Regierungschefs werden am Wochenende in der französischen Hauptstadt erwartet, unter ihnen der russische Präsident Wladimir Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Höhepunkt wird am Sonntag eine große Gedenkfeier im Schatten des Pariser Triumphbogens sein. Am Nachmittag besucht die Kanzlerin ein Friedensforum, bei dem sie die Eröffnungsrede hält.

Der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff forderte zum Jahrestag des Kriegsendes neue Impulse für die deutsch-französische Partnerschaft. 100 Jahre nach diesem Krieg „reicht es nicht aus, dieser europäischen und insbesondere deutsch-französischen Katastrophe nur zu gedenken“, sagte Lambsdorff der Deutschen Presse-Agentur.

FDP will Austauschprogramme stärken

„Klar ist: Deutschland muss jetzt endlich die ausgestreckte Hand des französischen Präsidenten für eine Reform Europas ergreifen und die Vorschläge Emmanuel Macrons aufgreifen“, sagte der FDP-Fraktionsvize im Bundestag weiter. „Wir brauchen eine europäische Außenpolitik mit einer Verteidigungsunion, wirksames Management von Migration und Außengrenzen, gemeinsame Initiativen für den Klimaschutz und konsequenten Einsatz für Freihandel.“ Berlin und Paris müssten „auf all diesen Feldern die Führung übernehmen“.

Um die deutsch-französische Freundschaft auf Dauer zu erhalten, müssten sich Deutsche und Franzosen noch viel besser kennenlernen, forderte der frühere Europa-Abgeordnete. „Deshalb setzen sich die Freien Demokraten für die Stärkung des Austauschs von Schülern, Studenten, Auszubildenden und jungen Berufstätigen zwischen unseren Ländern ein.“

Der Erste Weltkrieg gilt manchen Historikern als „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts. Fast 9 Millionen Soldaten und mehr als 6 Millionen Zivilisten starben. Die Kaiserreiche Österreich-Ungarn, Deutschland und Russland brachen ebenso zusammen wie das Osmanische Reich. Aus den Trümmern ging eine Vielzahl neuer Staaten vor allem in Mitteleuropa und auf dem Balkan hervor. Auch Machtzentren verschoben sich danach allmählich, etwa von Großbritannien zu den USA. (dpa, AFP)

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