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U.S. President Donald Trump speaks to reporters as he departs the White House en route to Paris from Washington, U.S., November 9, 2018. REUTERS/Kevin Lamarque
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Update

US-Präsident droht Journalisten: Trump fordert "Respekt" für das Weiße Haus

Präsidentensprecherin Sanders sieht sich im Streit um einen CNN-Reporter schweren Vorwürfen ausgesetzt. Der US-Präsident selbst setzt seine Attacken fort.

Der Streit um CNN-Reporter Jim Acosta und den Entzug seines Zutrittsrechts zum Weißen Haus wird zur Affäre um Präsidentensprecherin Sarah Huckabee Sanders und hat eine Debatte um die Grenzen von Regierungspropaganda in einer Demokratie entfacht. Die Vereinigung der White-House-Korrespondenten wirft ihr vor, sie habe ein manipuliertes Video verbreitet, um den Vorwurf gegen Acosta zu erhärten, er habe sich körperlich gegen eine Mitarbeiterin des Pressestabs gewehrt, die ihm das Mikrofon wegnehmen sollte.

Donald Trump hatte Acosta bei der Pressekonferenz zum Wahlausgang am Mittwoch das Wort erteilt, es ihm nach einem Wortwechsel aber wieder entzogen. Darauf ging die Mitarbeiterin zu Acosta. Der hielt das Mikrofon zunächst fest und redete weiter. Dabei kam es zum Körperkontakt.

Auf dem Video, das Sanders per Twitter verbreitete, sei die Handbewegung des gestikulierenden Acosta beschleunigt worden, analysieren Video- Experten. So wirke der kurze körperliche Kontakt mit der Mitarbeiterin nicht wie eine unbeabsichtigte Berührung, sondern wie ein Wegschlagen des Arms der Frau. Außerdem enthalte das manipulierte Video keine Tonspur, sodass Acostas Entschuldigung „Pardon me, ma’am“ nicht zu hören sei.

Das Weiße Haus hatte Acostas Zugangspass nach der Pressekonferenz suspendiert. Sanders begründete das damit, dass Acosta „Hand an eine junge Frau gelegt“ habe.

Die Reaktionen in den USA waren geteilt. Medien links der Mitte sehen in der Bestrafung Acostas einen Eingriff in die Pressefreiheit. Medien rechts der Mitte halten Acosta vor, er mache es zur Methode, den Präsidenten in Wortwechsel zu verwickeln, statt ihm Fragen zu stellen. Er agiere nicht wie ein Journalist, sondern wie ein Gegenspieler Trumps.

Nun aber wird dem Weißen Haus vorgeworfen, eine manipuliertes Video zwar nicht selbst gefälscht, aber verbreitet zu haben, obwohl die Quelle fragwürdig war. Whitney Shefte, Vorsitzender der Bildjournalisten im Weißen Haus, sagt: „Wer Bilder manipuliert, manipuliert die Wahrheit.“ Das sei „irreführend, gefährlich und unethisch“, ganz besonders, „wenn dies jemand im Namen des höchsten Staatsamts tut“. Melissa Chan von der „New York Times“, die zur Zeit als Bosch-Fellow in Berlin lebt, fühlt sich an China erinnert. Dort habe ihr die Regierung mit ähnlicher Begründung die Akkreditierung entzogen.

Trump drohte am Freitag bei einer weiteren Begegnung mit Journalisten, dass noch weiteren von ihnen die Akkreditierung entzogen werden könnte: "Es könnten auch Andere sein", sagte er. Seine persönlichen Angriffe auf einzelne Medienvertreter setzte er bei diesem Anlass fort. Der Journalistin Abby Phillip, die ebenfalls für CNN arbeitet, hielt er vor, eine "dumme Frage" gestellt zu haben. "Sie stellen viele dumme Fragen", sagte er.

Phillip hatte gefragt, ob der Präsident nach dem Rauswurf von Justizminister Jeff Sessions mit Hilfe von dessen vorläufigem Nachfolger Matthew Whitaker die Ermittlungen zu möglichen illegalen Kontakten des Trump-Teams nach Moskau im Wahlkampf 2016 bremsen wolle.

Bei seiner kurzen Pressebegegnung am Freitag beschimpfte Trump auch die Radioreporterin April Ryan als "Loserin" und "sehr fies". Von den Journalisten forderte er, das Weiße Haus mit "Respekt" zu behandeln, es sei ein "sehr heiliger Ort".

Medien wird häufig vorgeworfen, durch Auswahl und Beschnitt von Fotos besondere Effekte zu erzielen. Die Regierungen in Demokratien erleben das selten. Ein Beispiel war der Solidaritätsmarsch in Paris nach den Terrorangriff auf die Zeitschrift „Charlie Hebdo“ 2015. Das Foto, das angeblich mehrere Regierungschefs an der Spitze einer Großdemonstration zeigte, war in einer Nebenstraße aufgenommen worden.  Es transportierte aber dann doch keine falsche Nachricht, weil tatsächlich Hunderttausende marschierten.

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