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Donald Trump umgibt sich nur noch mit Claqueren.
© Brendan Smialowski/AFP

Der US-Präsident und sein Werk: Trump muss weg!

Mit Verteidigungsminister Mattis verlässt der letzte "Erwachsene" Trumps Kabinett. Jetzt gibt es selbst für Loyalisten nur noch eine Möglichkeit. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Anna Sauerbrey

Gegen Ende des zweiten Jahres der Epoche Donald Trump ist die Lage dramatisch. Dramatisch mag ein in Leitartikeln über Donald Trump inflationärer Begriff sein, doch: Er ist nicht stark genug. Der Superlativ, der all das Gefährliche, Deprimierende, Zerstörerische fasst, existiert nicht.

Seit beinahe zwei Jahren schaut die Welt der Trump-Administration nun weitgehend tatenlos beim zersetzenden Dilettieren zu. In den letzten Wochen erreichte das Chaos einen neuen Höhepunkt.

Von Putins Gnaden

Donald Trump ist ein Präsident von Gnaden Russlands. Man kann das nach allem, was zuletzt aus der Untersuchung des Sonderbeauftragten Robert Mueller und über die Aktivitäten Russlands bekannt wurde und nach dem, was US-Gerichte entschieden, nicht mehr anders sagen.

Nur die jüngsten News-Bits: Schon 2015 unterschrieb Trump eine Absichtserklärung über Verhandlungen für ein Bauprojekt mitten in Moskau. Noch während des Wahlkampfes suchte Trumps Anwalt Kontakt zur russischen Regierung, damit sie das Vorhaben unterstützte. Außerdem: Donald Trump hat außerdem während des Wahlkampfs seinen Anwalt angewiesen, Schweigegeld an zwei Frauen zu zahlen, mit denen er Affären hatte.

Donald Trump wollte vermutlich nie Präsident werden, er wollte Türme bauen, doch dann vertrauten ihm die Wahlmänner ein Land an. Manche (Wladimir Putin und der saudische Prinz Mohammed bin Salman) freuten sich einen Ast. Die anderen hielten sich daran fest, die „Checks and Balances“ würden schon reichen.

Die letzte Nanny ist weg

Bislang, so beschreibt es der Journalist Bob Woodward in seinem Buch, wurde das Chaos im Weißen Haus mühsam von einer Art selbsternannter Nanny-Truppe in Schach gehalten. Jetzt ist die letzte Nanny weg.

Nach Donald Trumps Stabschef John Kelly geht mit Verteidigungsminister James Mattis der letzte „Erwachsene“ im Weißen Haus, der letzte Multilateralist, der letzte Europäer. Der Mann, der Ansprechpartner nicht zuletzt der Deutschen war. Sein Abschiedsbrief ist eine Lossagung und ein Warnsignal an die Welt.

Alles Schutzwände sind eingerissen

Einer wie Mattis geht nur, wenn er glaubt, nichts mehr tun zu können. Und was bliebe auch noch zu tun, welcher Tabubruch zu verhindern? Nach dem Abzug von US-Truppen aus Syrien und wohl auch aus Afghanistan, der Unfähigkeit, Saudi-Arabien zu konfrontieren, einer nicht existenten Russlandpolitik, einem Handelskrieg mit Verbündeten?

Alle Schutzwände sind niedergerissen. Trump schlägt jetzt durch auf Amerika und die Welt. Die Börsen brechen ein. In Washington droht außerdem in der Nacht zu Samstag, nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe, ein Shutdown der Regierung. Paniktalk im US-TV.

Eine letzte Hoffnung

Die letzte Hoffnung ist – und sie ist nicht unbegründet –, dass diese Panik nun endlich auch die republikanische Partei ergreift. Erste Anzeichen dafür gab es am Freitag. Politiker wie Lindsey Graham und Mitch McConnell, die noch jeden, excuse the language, Mist mitgemacht haben, den Trump serviert hat, griffen nach scharfen Worten und warfen damit.

Vielleicht, so könnte man hoffen, macht sich auch in den Reihen der Loyalisten und Opportunisten endlich die Erkenntnis breit, dass Trump nicht zu kontrollieren ist, sondern dass es nur einen Weg zurück zu Stabilität und Sicherheit gibt, innen- wie außenpolitisch: Trump muss weg. Für ein Impeachment braucht es eine Zweidrittelmehrheit im Kongress.

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