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  König Philippe von Belgien, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der griechische Premier Alexis Tsipras, US-Präsident Donald Trump, Polens Präsident Andrzej Duda, Großbritanniens Premierministerin Theresa May und Kanadas Premier Justin Trudeau sehen Flugzeugen über dem neuen Nato-Hauptquartier in Brüssel nach.
© Melanie Wenger/AFP

Bilanz der ersten Auslandsreise: Trump löst Sehnsucht nach Obama aus

Schlechtes Benehmen, eine Außenpolitik zum Verzweifeln, ein Weltbild nur aus Gut und Böse - dafür aber regelmäßig politische 180-Grad-Wenden. Gegenüber US-Präsident Donald Trump hilft nur: Cool bleiben! Die nächste Wahl kommt bestimmt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Wie soll man so einen Präsidenten vier volle Jahre aushalten? Donald Trumps erste Auslandsreise löst Sehnsucht aus: Sehnsucht nach Barack Obama, zumal der gerade in Europa ist. Der Kontrast in Stil und Inhalt lässt Trump noch schlechter aussehen, als es seine Außenpolitik ohnehin ist. Hier der lächelnde Obama, der noch immer wie ein Popstar wirkt und das Spannungsfeld zwischen Moral und pragmatischer Politik klug erklärt. Dort der missmutige Trump, die ungehobelte Sprache, das unhöfliche Benehmen. Die Deutschen nennt er „schlechte“ Partner, kleinere Nato-Verbündete schiebt er beiseite, wenn die ihm den Weg zum Familienfoto versperren. Er will im Zentrum stehen.

Der Nato- und der G-7-Gipfel zeigen: Nun müssen sich die Deutschen vorsehen. Sie sind ins Zentrum der Wut-Rhetorik gerückt. Vielleicht hat der Jubel für Obama dazu beigetragen. Trump nennt sie „bad“: nicht unbedingt böse Menschen, schließlich stammt Trumps Familie aus Deutschland, darauf legt er Wert, aber schlechte Partner. Sie zahlen den versprochenen Beitrag zur gemeinsamen Verteidigung nicht, sie bereiten anderen mit ihren Exportüberschüssen Probleme.

Wenn es nur um Stil und Fassade ginge, die Substanz aber akzeptabel wäre, ließe sich das ertragen. Doch was da an außenpolitischer Denke zutage tritt, ist zum Verzweifeln. Vielleicht muss man die Haltung als Verweigerung des Nachdenkens beschreiben. Trumps Weltbild wirkt zweidimensional: als gebe es nur Gut und Böse. Die Saudis lobt er distanzlos, den Iran verteufelt er. Beide sind problematisch, beide tragen auf ihre Weise zum Terrorismus bei. Doch im Iran gab es wenigstens eine Wahl, wenn auch keine demokratische; Hassan Rohani gewann hoch, er strebt Reform und Öffnung an.

Trump mag wenden - korrigieren kann er sich nicht so einfach

Man mag sich damit trösten, dass Trump schon manche 180-Grad-Wende in der Außenpolitik vollzogen hat. Russland war Wunschpartner und ist es nicht mehr. China galt als Bösewicht, wird nun aber im Atomkonflikt mit Nordkorea für eine Lösung gebraucht. Die Nato war obsolet und ist ihm nun einen Besuch wert. Die US-Botschaft in Israel wird nicht von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt. Das waren freilich Wenden vom Wahlkampf ins Amt hinein. Wenn der US-Präsident sich auf der ersten Auslandsreise so kompromisslos auf eine Seite im epischen Ringen zwischen Saudis und Iran, Sunniten und Schiiten schlägt, ist eine Korrektur nicht so leicht. Die Kriegs- und Terrorgefahr wächst durch diese Festlegung weiter.

Geradezu vermessen wirken Trumps luftige Verheißungen, er werde Frieden im Nahen Osten schaffen. Er redet wie einer, der keinen Schimmer hat, woran die Bemühungen kluger Menschen seit Jahrzehnten gescheitert sind. Statt neuer Ideen ignorante Selbstüberschätzung.

Ist ein Wunsch erlaubt? Die Deutschen mögen souverän reagieren, bis Trump sich abgeregt hat. Und vielleicht ein bisschen Einsicht zeigen. Es stimmt ja, dass die Bundeswehr zu klein gespart wurde und nicht voll einsatzfähig ist. Und dass Deutschland die ökonomischen Ungleichgewichte verschärft. Nur weil Trump es sagt, muss es nicht falsch sein, auch wenn dieser Trump ansonsten manchen Unsinn redet. Leider sind viele Deutsche, Bürger wie Politiker, Trump in zwei Dingen ähnlich: Sie wollen recht behalten. Und sie wollen geliebt werden.

Auch wenn’s schwer fällt: Cool bleiben wie Angela Merkel! Trumps Macht ist endlich. Der Countdown zur nächsten Wahl läuft.

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