US-Einwanderungsrecht: "Time" reagiert auf Trumps Grenzpolitik
Dass die USA Flüchtlingsfamilien an der Grenze zu Mexiko voneinander trennen, ist weltweit kritisiert worden. Das Magazin "Time" hat das Thema nun mit einem eindrücklichen Bild auf den Titel gehoben.
John Moore ist eigentlich nicht so leicht zu erschüttern. Der preisgekrönte Fotograf dokumentiert seit gut vier Jahren die Situation von Flüchtlingen an der Grenze zwischen Mexiko und den USA, er hat viel Leid gesehen. Und darüber gerade auch ein Buch herausgebracht, mit seinen eindrücklichsten Bildern.
Doch dieses Mal, so berichtet er, war es anders, es war besonders hart. Moore hat festgehalten, wie ein zweijähriges Mädchen aus Honduras in Tränen ausbricht, als seine Mutter es absetzen muss, um von einem amerikanischen Grenzkontrolleur abgetastet und anschließend festgenommen zu werden. „Als es vorbei war, musste ich eine Pause machen und erstmal tief durchatmen. Alles, was ich wollte, war, das Mädchen auf den Arm zu nehmen. Aber ich konnte nicht.“
Stattdessen hat Moore, selbst Vater von drei Kindern, das getan, was er immer tut, er hat fotografiert. Und sein Bild von dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen mit dem rosa Pulli und den rosa Schuhen, das nicht versteht, was da gerade passiert und fassungslos zu seiner Mutter hochschaut, ist weltweit zum Symbol geworden. Dem Symbol von Donald Trumps Einwanderungspolitik, die nicht davor zurückschreckt, Flüchtlingsfamilien an der Grenze auseinanderzureißen. Dem Symbol eines anderen, eines unbarmherzigen Amerikas.
"Welcome to America"
Das Magazin „Time“ hat diese Ikone nun als Fotomontage auf den neuen Titel gehoben, Erscheinungstag ist zwar erst der 2. Juli, aber das neue Cover ist jetzt schon öffentlich. Das Mädchen steht auf einem roten Hintergrund und schaut zu US-Präsident Trump auf, der ungerührt und distanziert herabblickt. Daneben nur drei Worte in weißer schlichter Schrift: Welcome to America.
Und John Moore, der für Getty Images arbeitet, erzählt dem Magazin die Geschichte, erzählt von der zunehmenden Verzweiflung unter den Flüchtlingen, die das verschärfte Vorgehen an der Grenze ausgelöst hat. Zwar wurde diese Zweijährige nicht von ihrer Mutter getrennt, sie wurden beide gemeinsam in einen Wagen verfrachtet. Aber er habe die Angst in den Augen gesehen – von Mutter und Tochter. Alles sei anders, berichtet er „Time".
Mehr als 2000 Kinder sind betroffen
Mehr als 2000 Kinder und Babys sind seit April von ihren Eltern getrennt worden, seit der Justizminister Jeff Sessions die „Null-Toleranz-Politik“ im Umgang mit Flüchtlingen ausgerufen hat, die illegal die Grenze überschreiten. Die Eltern wurden eingesperrt, und da dies den Kindern nicht zuzumuten sei, so die krude Logik, wurden diese von ihren Müttern und Vätern getrennt. Ein Vorgehen, das nicht nur bei den Gegnern Trumps, sondern auch innerhalb seiner republikanischen Partei und sogar international scharf kritisiert wurde.
Donald Trump hat diese Politik am Mittwoch nun per Dekret beendet – nach Tagen, während derer er behauptete, nichts tun zu können und die Schuld dem Kongress zuschob. Er hat schließlich nachgegeben. Die Eltern werden nun künftig gemeinsam mit ihren Kindern eingesperrt. Was aus den mehr als 2000 Kindern wird, die zuvor getrennt wurden, ist noch völlig unklar.
Das im März 2018 erschiene Buch von Pulitzer-Preis-Gewinner John Moore heißt: „Undocumented: Immigration and the Militarization of the United States-Mexico Border“.