Nach Trumps Entscheidung: Tillerson: US-Botschaft "wahrscheinlich" nicht vor 2019 in Jerusalem
US-Präsident Trump hatte den Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem und den Beginn der sofortigen Vorbereitungen angekündigt. Nun tritt US-Außenminister Tillerson auf die Bremse.
Die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem wird nach Angaben von US-Außenminister Rex Tillerson "wahrscheinlich" nicht vor 2019 stattfinden. "Das ist nichts, was dieses Jahr geschieht, und wahrscheinlich auch nicht nächstes Jahr", sagte der US-Außenminister am Freitagnachmittag auf einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit seinem französischen Kollegen Jean-Yves Le Drian in Paris. Allerdings wolle US-Präsident Donald Trump, "dass wir auf sehr konkrete und entschlossene Art vorankommen".
Tillerson sagte weiter: "Das wird jedoch Zeit brauchen, für die Standortsuche und den Bau der Botschaft." Die Entscheidung des US-Präsidenten zur Verlegung der Botschaft hätte zudem keinen "finalen Status" der Stadt vorwegnehmen und indizieren wollen. Dies sei zwischen allen beteiligten Akteuren auszuhandeln und zu entscheiden, fügte Tillerson hinzu.
Die Pressekonferenz fand Stunden nach dem Ende der muslimischen Freitagsgebete statt, nach welchen vor allem in Jerusalem, im Westjordanland und im Gazastreifen Tausende Menschen demonstrierten. Dabei kam es zu zahlreichen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten. Bis zum frühen Nachmittags wurden bereits über 100 Menschen verletzt. Allein in der Nähe von Nablus gab es mindestens 40 Verletzte, unter anderem durch den Einsatz von Tränengas und Gummimantelgeschossen, wie der Rettungsdienst Roter Halbmond mitteilte. Nach einem Bericht des Fernsehsenders Al-Dschasira setzten Sicherheitskräfte in Hebron auch scharfe Munition ein. Auch in Istanbul fanden sich Tausende zu Demonstrationen zusammen, im iranischen Teheran waren es Hunderte.
Begleitet von internationalen Protesten hatte Trump am Mittwoch Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels anerkannt. Er wies das US-Außenministerium an, sofort mit den Vorbereitungen für den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu beginnen. Der endgültige Status von Jerusalem ist einer der größten Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Die Palästinenser beanspruchen den 1967 von Israel besetzten und 1980 annektierten Ostteil Jerusalems als künftige Hauptstadt ihres angestrebten eigenen Staates.
Tillerson und sein französischer Amtskollege trafen sich anlässlich des Treffens einer internationalen Unterstützergruppe für den Libanon, zu dem auch der libanesische Regierungschef Saad Hariri anreiste. An dem Treffen in Paris nahmen auch die übrigen ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats sowie Deutschland, Italien, die EU und die Arabische Liga teil. (mit AFP)