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Demonstranten fordern in Bonn die Umsetzung des Weltklimaabkommens.
© dpa/Roland Weihrauch

Vor Weltklimakonferenz in Bonn: Tausende demonstrieren für Kohleausstieg und Energiewende

Am Montag beginnt in Bonn die Weltklimakonferenz. Es geht um die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 - und ein Signal gegen die Politik von US-Präsident Trump

Zwei Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz haben in Bonn mehrere tausend Menschen für den Kohlesusstieg und eine umfassende Energiewende demonstriert. Sie schwenkten Transparente mit Aufschriften wie „Klimakiller = Menschenkiller = RWE“ oder „Trump: Climate Genocide“ (Trump: Klima-Genozid). „Ihr von der Kohle-Lobby, zieht euch warm an - wir lassen nicht mehr locker!“, rief eine Rednerin am Samstag in der Bonner Innenstadt.

Mehr als 100 Umweltschutz- und Bürgerrechtsorganisationen hatten zu der Kundgebung aufgerufen. Die Veranstalter sprachen von 25.000 Teilnehmern. Etwa 1000 Radfahrer stießen von Köln aus zu der Kundgebung. Nach Angaben der Polizei verliefen die Aktionen ohne Zwischenfälle.

Zu den Blickfängern des Demonstrationszuges gehörte eine große Erdkugel von Greenpeace, auf der Kohlekraftwerke eine dunkelgraue Wolke mit dem Gesicht von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ausstießen. Darunter stand die Forderung: „Raus aus der Kohle, Frau Merkel!“

Viel Aufmerksamkeit erregte auch eine Nachbildung der amerikanischen Freiheitsstatue mit rauchender Fackel und der Forderung nach „Freedom to pollute“ (Freiheit zum Verschmutzen).

Bei der am Montag beginnenden Weltklimakonferenz in Bonn geht es darum, die Beschlüsse des Pariser Klimaabkommens von 2015 konkret umzusetzen. Zudem hoffen viele Länder auf ein klares Signal gegen die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, aus dem Abkommen auszusteigen.

Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid sagte, der Klimaschutz sei die „erste Bewährungsprobe“ der künftigen Bundesregierung. „Die ganze Welt schaut auf Bonn und sieht, dass ausgerechnet der Gastgeber der Klimakonferenz dabei ist, sein eigenes Ziel meilenweit zu verfehlen“, kritisierte Smid. „Diese Blamage können sich weder Deutschland noch der Klimaschutz leisten.“

Kritik an Kanzlerin Merkel kam auch von dem Oxfam-Experten Jan Kowalzig. „Ausgerechnet zur Bonner Weltklimakonferenz muss die Bundesregierung kleinlaut ihr klimapolitisches Versagen einräumen“, sagte er. Das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, werde „krachend verfehlt“.

Drastischer US-Klimabericht

Kurz vor Beginn Klimakonferenz sorgt ein düsterer US-Klimareport für Aufsehen. In dem von 13 US-Behörden veröffentlichten Dokument kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die globale Erwärmung zum weitaus größten Teil von Menschenhand verursacht werde. Sie warnen zudem vor einem möglichen Anstieg der Meeresspiegel um bis zu gut 2,40 Meter bis zum Jahr 2100. Trotz des deutlichen Kontrasts zu den Standpunkten von US-Präsident Donald Trump versuchte das Weiße Haus nicht, die per Gesetz alle vier Jahre vorgeschriebene Veröffentlichung zu blockieren.

Der US-Klimareport bietet inhaltlich im Grunde wenig Überraschendes - allerdings finden sich noch einmal deutliche Formulierungen. „Es ist extrem wahrscheinlich, dass menschliche Aktivitäten, insbesondere der Ausstoß von Treibhausgasen, die dominante Ursache der seit Mitte des 20. Jahrhunderts beobachteten Erwärmung ist“, heißt es darin etwa. Es gebe „keine alternative Erklärung“.

Befürchtungen von Kritikern, die Regierung Trumps könne vor der Veröffentlichung des Reports Änderungen an den wissenschaftlichen Schlussfolgerungen vornehmen, bewahrheiteten sich nicht. Das sei nicht geschehen, zitierten Medien mehrere Experten.

Allerdings versuchte das Weiße Haus, die Aussagekraft des Reports herunterzuspielen. „Das Klima hat sich geändert und ändert sich stets“, hieß es in der schriftlichen Erklärung eines Sprechers. Zudem werde in dem Report selbst betont, dass das Ausmaß des künftigen Klimawandels stark von „andauernden Ungewissheiten über die Sensibilität des Klimas“ für Treibhausgas-Emissionen abhänge. (dpa)

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