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"Das ist grün". Bahn-Chef Richard Lutz will den Schienenkonzern in den kommenden Wochen als Klima-Vorreiter darstellen.
© imago/Reiner Zensen

Neue Klimaziele: Bahn will CO2-Ausstoß bis 2030 halbieren

Der Schienenkonzern will den Anteil an Ökostrom auf 70 Prozent steigern. Bahn-Chef Richard Lutz setzt auf politische Unterstützung

Deutschlands größter Stromverbraucher, die Deutsche Bahn, setzt sich neue, anspruchsvollere Klimaziele. Bis 2030 will der Schienenkonzern seinen CO2-Ausstoß weltweit um 50 Prozent im Vergleich zu 2006 reduzieren. Bis 2016 hatte die Bahn rund 25 Prozent erreicht. Der Konzern will einschließlich seiner weltweiten Spedition Schenker (Lkw, Schiff, Flugzeug) bis 2030 zusätzlich neun Millionen Tonnen CO2 einsparen und ab 2050 zum klimaneutralen Unternehmen werden. Gleichzeitig soll im elektrischen Schienenverkehr der Anteil von Ökostrom von heute 42 Prozent auf 70 Prozent steigen. Dies kündigte Bahn-Chef Richard Lutz am Montag in Berlin an – zwei Wochen vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Bonn. Bislang hatte sich die Bahn bis 2020 eine CO2-Reduktion um 30 Prozent vorgenommen, für 2030 gab es kein Klimaziel.

„Bahnfahren ist Klimaschutz“, sagte Lutz. Der Staatskonzern wolle seiner „besonderen Verantwortung für die Umwelt“ gerecht werden. In den kommenden Wochen soll dies mit einer Werbekampagne „Das ist grün“ unterstrichen werden.

100 Prozent Ökostrom im Fernverkehr ab Januar 2018

Im Fernverkehr der Deutschen Bahn (DB) seien die jährlich 140 Millionen Fahrgäste schon ab Januar 2018 zu 100 Prozent mit Ökostrom aus Wind- oder Wasserkraft unterwegs, sagte Lutz. Bislang galt dies nur für Bahncard- und Zeitkarten-Besitzer sowie Reisende, die einen Euro pro Strecke zusätzlich bezahlt haben. Auswirkungen auf die Ticketpreise werden die neuen Klimaziele kurzfristig nicht haben. Die Bahn hatte kürzlich bekannt gegeben, die Preise zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember um durchschnittlich 0,9 Prozent zu erhöhen.

Zum Nulltarif ist der Öko-Kurs dennoch nicht zu haben, denn Strom aus erneuerbaren Quellen ist auch für den Großkunden Bahn teurer als konventioneller. Über die Mehrkosten wollte Lutz nicht spekulieren. „Ökostrom kostet zunächst mehr Geld“, sagte er. So zahle der Konzern pro Jahr etwa 150 bis 160 Millionen Euro EEG-Umlage, mit der der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert wird. Rund 100 Millionen Euro habe der DB Fernverkehr seit 2013 insgesamt in zusätzlich eingekauften Ökostrom investiert. Beim Einkauf wolle man vor allem auf Neuanlagen setzen, sagte Bahn-Chef Lutz. Eine Umstellung auf 100 Prozent Ökostrom sei auch bis 2030 noch nicht möglich, weil es langlaufende Lieferverträge für Kohlestrom gebe.

Verkehrsclub VCD mahnt Rückendeckung der Regierung an

Die Energiekosten machen etwa zehn Prozent der Gesamtkosten der Bahn aus. Lutz setzt darauf, dass die künftige Bundesregierung beim Klimaschutz eine entsprechende „Förderkulisse“ schaffe, um Investitionen zu erleichtern. „Ich nehme entsprechende Signale wahr“, sagte der Bahn-Chef.

Der ökologische Verkehrsclub VCD begrüßte die neuen ambitionierten Klimaziele. Wenn diese „ebenso konsequent verfolgt werden, trägt die Bahn damit ihren Teil zur Erreichung der Pariser Klimaziele bei“, sagte Philipp Kosok, Bahnexperte des VCD. „Dafür ist die Deutsche Bahn auf die Rückendeckung der neuen Bundesregierung angewiesen.“ Es müsse endlich Schluss sein mit Dieselsubventionen für Autos. Notwendig sei auch der vollständige Ausstieg aus der Kohle. Die Bahn gehe mit ihren Klimazielen über die der Bundesregierung hinaus.

In gut zwei Wochen beginnt in Bonn die Weltklimakonferenz der UN, die Deutschland für die Fidschi-Inseln ausrichtet, welche die Präsidentschaft inne hat. Der Verkehrssektor in Deutschland insgesamt steht beim Klimaschutz besonders in der Kritik, da er im Vergleich zum Jahr 1990 kein Treibhausgas eingespart hat.

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