Flüchtlinge: Studie rät von Gemeinschaftsunterkünften ab
Notgedrungen leben derzeit die meisten Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften - aus Sicht der Robert-Bosch-Stiftung geht das auf Dauer nicht gut.
Wissenschaftler empfehlen dringend dezentrale und kleine Wohneinheiten für Flüchtlinge. Gemeinschaftsunterkünfte seien nicht nur belastend für die Bewohner, sondern führten auch zu geringerer Unterstützung und Akzeptanz der Asylsuchenden in der lokalen Bevölkerung, heißt es in einer am Donnerstag präsentierten Studie der Robert-Bosch-Stiftung.
Für wichtig halten die Autorinnen Jutta Aumüller, Priska Daphi und Celine Biesenkamp auch die frühzeitige Information und Beteiligung der Bevölkerung sowie die Einbindung der Flüchtlinge in das Leben vor Ort. Dies trage dazu bei, Vorurteilen entgegenzuwirken und Vertrauen in die Arbeit der Behörden zu schaffen. Erhoben wurde die Einschätzungen vom Zentrum Technik und Gesellschaft an der TU Berlin in Kooperation mit dem Institut für Protest- und Bewegungsforschung und dem Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration.
Eine wichtige Aufgabe der Verwaltung sehen die Autorinnen der Studie zudem darin, die in der Flüchtlingsarbeit engagierten Bürger zu vernetzen und professionell zu begleiten. Diese dürften nicht auf die Funktion der Unterstützer reduziert werden, die bei Versorgungslücken einspringen.
Außerdem regen die Autorinnen an, Flüchtlinge rasch in das Gemeinschaftsleben vor Ort einzubeziehen, beispielsweise durch Patenschaften, Freizeitangebote oder ehrenamtliche Aufgaben. Die Kommunen müssten die Aufnahme von Flüchtlingen als ressortübergreifende Aufgabe verstehen und beispielsweise bei der Förderung von sozialem Wohnraum, von Bildung und Arbeitsmarkt und der Gestaltung zivilgesellschaftlichen Engagements mitdenken.
Im Sommer hatte das Deutsche Institut für Menschenrechte den mangelhaften Schutz von Frauen angeprangert, die nach Deutschland geflohen sind. Zirka dreißig Prozent der Anträge auf Asyl stellten derzeit Frauen und Mädchen, hieß es in der Erhebung. Dies bedeute, dass „die Unterkünfte allein quantitativ von Männern dominiert werden“. Rückzugsräume für Frauen gebe es dennoch praktisch nicht in einer Situation, in der die Privatsphäre ohnedies und für alle stark eingeschränkt sei – etwa durch Überfüllung der Heime oder dadurch, dass deren Mitarbeiter Generalschlüssel zu allen Zimmern hätten.
Matthias Meisner