Wut-Rede des Außenministers: Steinmeier-Sprecher legt nach: "Unverschämtheit"
Mehr als 800.000 Mal wurde die Berliner Wut-Rede von Frank-Walter Steinmeier inzwischen auf Youtube abgerufen. In den sozialen Netzwerken muss der Außenminister nun wüste Beschimpfungen erdulden, berichtet sein Sprecher. Sehen Sie hier das umstrittene Video.
Über die große Resonanz auf seinen emotionalen Auftritt am Berliner-Alexanderplatz ist Außenminister Frank-Walter Steinmeier "überrascht". Das teilte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, am Mittwoch auf entsprechende Fragen vor der Bundespressekonferenz mit. "Das Video spricht für sich", sagte Schäfer. Nach seinen Worten hätte es der Minister es gerne vermieden, sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die verhindern wollten, dass andere ihre Meinung sagen. Der Sprecher sagte, seiner persönlichen Meinung nach sei es eine "Unverschämtheit, eine Regierung, die nachweislich seit Monaten alles tut, um Krieg zu vermeiden, als Kriegstreiber zu bezeichnen".
Auch auf den Facebook- und Twitter-Angeboten des Auswärtigen Amtes erregt Steinmeiers Auftritt die Gemüter so sehr, dass offenbar Grenzen überschritten und Personen verunglimpft werden. "Manches spottet jeder Beschreibung", erklärte Schäfer, es müsse deshalb gelöscht werden. Manche Beiträge könne man nur "wütend und empört" zur Kenntnis nehmen.
Frank-Walter Steinmeier schreit Demonstranten nieder
Auslöser der Aufregung ist ein Mitschnitt von einem SPD-Wahlkampfauftritt am Montagabend in Berlin. Steinmeier musste dabei lautstark vorgetragener „Kriegstreiber“-Parolen erwehren - und das tat er äußerst energisch. Bei Youtube wurde das Video seiner Wut-Rede inzwischen mehr als 800.000 Mal angeklickt.
„Hätten wir auf Leute wie die da hinten gehört, wäre Europa heute kaputt“, rief Steinmeier den mehreren tausend Zuhörern auf dem Alexanderplatz entgegen. Die Demonstranten hielten Plakate mit russlandfreundlichen Slogans hoch, auf einigen standen Parolen wie „Kiewer Junta tötet eigenes Volk“. Zudem gab es Proteste gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Über Minuten brüllten die Montagsdemonstranten derart laut, dass Redner auf der Bühne nicht zu Wort kamen. Nicht so Steinmeier: Er übertönte die Aufgebrachten und gab den "Kriegstreiber" zurück: "Wer eine ganze Gesellschaft als Faschisten bezeichnet, der treibt den Konflikt."
Sehen Sie Steinmeiers wütende Antwort hier:
Allerdings hatte der Außenminister noch mehr zu sagen. Steinmeier warb mit EU-Spitzenkandidat Martin Schulz und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit für Frieden und Dialog in Europa. „Diese Europäische Union ist die Lehre aus zwei Weltkriegen“, betonte Steinmeier und warb für seinen Dialog-Kurs in der Ukraine. Die Gegner setzten immer auf einfache Rezepte wie raus mit Griechenland aus dem Euro oder zurück zur D-Mark. Steinmeier rief dazu auf, Stärke und Selbstbewusstsein zu zeigen, „auch wenn wir wissen, dass wir den schwierigeren Weg gehen“.
Spitzenkandidat Schulz will das TTIP-Abkommen sicher verhandeln
Schulz betonte, er wolle nach der Wahl am Sonntag der nächste EU-Kommissionspräsident werden. Ein Ziel sei, die Steuerflucht multinationaler Konzerne zu bekämpfen. Steuern müssten dort bezahlt werden, wo das Geld verdient werde. „Ich will Europa anders organisieren, ich will es gerechter machen.“ Die Globalisierung brauche Regeln. „Mit mir wird es keine Niedrig-Standards geben“, sagte mit Blick auf das Freihandelsabkommen. Zudem brauche es ein Datenschutzabkommen mit den USA. Tsp
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