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Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fordert die Landesregierungen auf, deutschen Medizinabsolventen polnischer Hochschulen die Approbation zu erteilen.
© Michael Kappeler/dpa
Update

Kampf gegen das Coronavirus: Spahn will polnische Medizinabschlüsse anerkennen

In der Corona-Pandemie fehlen Ärzte. Gesundheitsminister Spahn möchte polnische Studienabschlüsse anerkennen. Doch bislang weigerten sich die Bundesländer.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erhöht den Druck auf die Bundesländer, polnische Studienabschlüsse deutscher Mediziner anzuerkennen. Der Minister habe dies schon vor der Coronakrise versucht, nun werde er im Gespräch mit den Ländern deutlicher. Dies erfuhr der Tagesspiegel aus Ärzteverbänden. Spahn selbst sagte: "Sie könnten in dieser Situation erwägen, deutschen Absolventen des polnischen Medizinstudiums unmittelbar Approbationen zu erteilen."

Wie berichtet, erteilen hiesige Behörden seit Sommer 2019 deutschen Absolventen polnischer Medizinstudiengänge nicht mehr automatisch die Approbation. Grund dafür ist die neue EU-Richtlinie über die Berufsqualifikationsanerkennung, die so ausgelegt wird, dass die in Polen vorgeschriebenen Zertifikate „Lek“ und „Staż“ verpflichtend zum Studium gehören. Beim „Lek“ geht es um polnisches Recht, „Staż“ ist ein 13-monatiges Praktikum.

Insbesondere in Ostdeutschland herrscht vielerorts Ärztemangel. Die Lage verschärft sich in der Corona-Pandemie. Das Asklepios-Klinikum Uckermark, das in Schwedt den Brandenburger Nordosten versorgt, konnte zuletzt Arztstellen nicht besetzten.

"Ich bin sehr froh, dass Jens Spahn mit Mut und deutlichen Worten versucht, ausgebildete Ärztinnen und Ärzte dorthin zu bringen, wo sie im Zeichen der Coronakrise am dringendsten benötigt werden: an das Krankenbett", sagte Rüdiger Heicappell, der Ärztliche Direktor in Schwedt. Er sprach auch vom "Zweifel am Lösungswillen" in den Bundesländern, die monatelang versäumten, ein "formaljuristisches Problem" zu beheben.

Hintergrund über das Coronavirus:

Der Asklepios-Konzern kooperiert seit 2013 mit der Pommerschen Medizinischen Universität in Stettin. Dort werden pro Jahr 100 Männer und Frauen im englischsprachigen Medizin-Studiengang ausgebildet, darunter viele Deutsche.

Medizinstudenten mit Infektionsschutzgesetz zum Krankendienst verpflichten?

Der Berliner Medizinrecht-Anwalt Heynemann hatte den EU-Rechtsexperten Stefan Korte zu Jahresbeginn um ein Gutachten in der Causa gebeten: Korte, der als Jura-Professor an der TU Chemnitz lehrt, kam zum Schluss, dass die Studienabschlüsse in Deutschland und Polen auch ohne die Zertifikate „Lek“ und „Staż“ gleichwertig, die beiden Zusatztitel also für Ärzte in Deutschland unnötig seien.

Brandenburgs Landesregierung schloss sich dem bislang nicht an. Um Fachkräfte in der Coronakrise zu mobilisieren, sollen in Berlin bald Studenten aushelfen.

Womöglich erlaube das Infektionsschutzgesetz in der Krise, geeignete Studenten für Dienste in Kliniken zu verpflichten. Das sagte der Ex-Präsident des Technischen Hilfswerks und Berlins einstiger Landesbranddirektor, Albrecht Broemme, unter Vorbehalt am Freitag. Broemme leitet für den Berliner Senat den Ausbau der geplanten Covid-19-Klinik auf dem Messegelände in Berlin.

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