zum Hauptinhalt
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
© imago/epd/Christian Ditsch

Organspende-Debatte: Spahn für Widerspruchslösung

Die Zahl der Organspender ist so gering wie nie. Gesundheitsminister Jens Spahn schlägt nun vor, dass jeder, der nicht ausdrücklich widerspricht, automatisch als Spender gilt.

Um zu mehr Organspenden in Deutschland zu kommen, hat sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für eine Widerspruchslösung ausgesprochen. „Nur so kann die Organspende zum Normalfall werden“, sagte der CDU-Politiker der „Bild“-Zeitung (Montag).

Widerspruchslösung bedeutet, dass jeder automatisch als Organspender gilt - außer man selbst oder Angehörige widersprechen. Bisher sind Entnahmen in Deutschland nur möglich, wenn jemand ausdrücklich zustimmt. Eine solche Neuregelung stelle zwar einen Eingriff des Staates in die Freiheit des Einzelnen dar, sagte Spahn. Doch seien alle bisherigen Versuche der Politik, die Zahl der Organspender zu steigern, leider ohne Erfolg geblieben. „Deshalb brauchen wir eine breite gesellschaftliche Debatte über die Widerspruchslösung.“ Einen Gesetzentwurf werde er dazu nicht in den Bundestag einbringen, kündigte Spahn an und sprach sich zunächst für eine Diskussion zu dem Thema im Bundestag aus.

Zahl der Organspender auf Tiefpunkt

Zur Steigerung der Spendezahlen hatte Spahn bereits angekündigt, dass Transplantationsbeauftragte in Krankenhäusern mehr Zeit für diese Aufgabe bekommen und die Vergütung der Einrichtungen für den ganzen Prozess einer Organspende verbessert werden sollen.

Die Zahl der Organspender hatte nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation im vergangenen Jahr mit 797 einen Tiefpunkt erreicht. Im ersten Halbjahr 2018 gab es eine Zunahme. Ende August hatte Spahn gesagt, dass 10 000 Menschen in Deutschland auf ein Spendeorgan warten.

SPD-Vize Lauterbach begrüßt Spahns Vorstoß

SPD-Vize-Fraktionschef Karl Lauterbach hat den Vorstoß des Bundesgesundheitsministers begrüßt. „Ich bin ein klarer Befürworter der Widerspruchslösung“, sagte Lauterbach der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Dienstag). Es sei eine Schande, dass zurzeit so viele Menschen unnötig litten, weil keine Organe für sie vorhanden seien. Die niedrige Zahl von Organspendern in Deutschland nannte der SPD-Politiker eine „medizinische Tragödie“. (dpa, epd)

Zur Startseite