CDU sucht neuen Chef: Sogar der Favorit erreicht nur Drittelmaß
Die CDU will am Samstag ein Verfahren für die Nachfolge von Parteichef Laschet finden. Das wird nicht so einfach, wie es scheint. Droht eine erneute Spaltung?
Umfragen sind auch nicht immer der Weisheit letzter Schluss. Aber was Infratest dimap am Freitag für den ARD-„Deutschlandtrend“ ermittelt hat, illustriert gut das aktuelle Hauptproblem der CDU.
Die Demoskopen wollten von Unionsanhängern wissen, wen sie von fünf denkbaren Aspiranten für den besten CDU-Chef halten. Die Reihenfolge fiel wenig überraschend aus: Friedrich Merz vor Norbert Röttgen, Jens Spahn, Carsten Linnemann und Ralph Brinkhaus deutlich dahinter.
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Doch genau gelesen sagen die Zahlen vor allem eins: So richtig toll finden selbst Anhänger von CDU und CSU keinen aus dem Männerquintett.
Favorit Merz bleibt mit 36 Prozent klar unter den Werten, die er bei den zwei früheren Anläufen an die CDU-Spitze zwischenzeitlich erzielte. Auf Schlusslicht Brinkhaus, immerhin Chef der Unionsfraktion, setzten gerade mal sechs Prozent der Befragten.
Wenn sich am Samstag die mehr als 300 Kreisvorsitzenden der CDU im Hotel Berlin Central District treffen, dürften diese Zahlen zumindest unausgesprochen mit im Raum stehen. Die basisnahen Funktionäre sollen zusammen mit Landeschefs und Generalsekretären einen Verfahrensweg für die Nachfolge Armin Laschets finden.
Das wird nicht so einfach, wie es scheint. Die Befürworter einer Mitgliederbefragung sind im Vorfeld am lautesten vernehmbar; auch Röttgen und Linnemann machten sich noch einmal dafür stark, faktisch die Basis entscheiden zu lassen. Formal müsste ein Parteitag das Votum noch bestätigen, weil die Parteisatzung einen echten Mitgliederentscheid nicht vorsieht.
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Doch inzwischen melden sich auch die Skeptiker zu Wort. Eine Gruppe von 13 Kreisverbänden etwa fordert zwar als Lehre aus der missratenen Kandidatenkür zwischen Laschet und CSU-Chef Markus Söder ein Mitgliedervotum über den nächsten Kanzlerkandidaten, nicht aber über den Parteichef. Andere Christdemokraten warnen vor der Fixierung auf eine Person, würden lieber erst über Inhalte reden oder plädieren für Teams.
Der Steglitzer Thomas Heilmann sieht im nächsten Parteichef sogar nur einen Mann des Übergangs: Noch nie habe ein Chef einer Volkspartei, der nach einer Niederlage ins Amt kam, die nächste Wahl gewonnen.
Das hat er historisch sicher gut geprüft. Es verweist aber wieder nur auf das Hauptproblem: Die CDU hätte nach zwei Gescheiterten an der Spitze gerne zur Abwechslung einen starken und unumstrittenen Chef.
Der ist nur nicht in Sicht. Die Umfrage zeigt im Gegenteil, dass die Spaltung zwischen konservativen Merz-Anhängern und dem liberaleren Flügel fortbesteht.
„Unsere Leute wollen gehört werden“
Die Basis-Fraktion verspricht sich von einem Mitgliedervotum, dass es diesen Riss irgendwie heilt. „Unsere Leute müssen jetzt einmal das Gefühl bekommen, dass sie gehört worden sind“, sagt ein führender Christdemokrat.
Doch wenn die Befragung auch nur annähernd so endet wie die Infratest-Umfrage, wäre wieder nur die Spaltung amtlich. Dann ginge ein CDU-Chef Merz nur als Drittel-Kandidat ins Ziel. Ein zusätzlicher Stichentscheid kostet Zeit, die sich die Partei angesichts der Landtagswahlen im nächsten Frühjahr eigentlich nicht lassen kann.
Von der erhofften Legitimation des Neuen bliebe wenig mehr als das, was er auch mitbekäme, wenn gleich ein Parteitag über die Kandidaten abstimmt.
Doch ob solche Argumente zählen, wenn die Basis-Fraktion laut auf Mitsprache drängt, bezweifelt selbst mancher Skeptiker. „Wir brauchen Argumente. Die anderen müssen einfach immer nur ’Basis’ sagen“, sagt einer aus der Parteiführung.
Die Parteizentrale hat jedenfalls vorsorglich alles für eine Abstimmung im Hotelsaal vorbereitet, notfalls sogar geheim. Formal würde das Ergebnis den Bundesvorstand nicht binden, der am kommenden Dienstag den Weg beschließen soll. Politisch müsste sich das Gremium nach seiner umstrittenen Rolle in der K-Frage einem klaren Votum der Kreischefs beugen.
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