Maskenpflicht im Freien, Ausgangssperren, Lockdown: So stellen sich Deutschlands Nachbarn gegen das Coronavirus
Deutschlands Nachbarn ergreifen in der Pandemie neue Gegenmaßnahmen: In Frankreich stehen weitere Einschränkungen an, in Tschechien kommt eine Ausgangssperre.
Die zweite Welle der Corona-Pandemie hat zahlreiche Nachbarstaaten Deutschlands noch stärker als die Bundesrepublik erfasst. Besonders hohe Infektionsraten werden in Frankreich, den Benelux-Staaten, Österreich, Schweiz und Tschechien registriert. Eine Übersicht zu den Zahlen und den Gegenmaßnahmen der Regierungen:
Frankreich
In Frankreich hatte die Zahl der täglichen Neuinfektionen am Wochenende die Marke von 50.000 überschritten, am Montag wurden 26.771 neue Fälle registriert. Angesichts dieser Zahlen lancierte Gilles Pialoux, Spezialist für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, am Dienstag einen überdeutlichen Appell. Die Verbreitung des Virus sei in Frankreich "außer Kontrolle" geraten, sagte er im Fernsehsender BFM-TV. Nach der Ansicht von Pialoux führt angesichts der zweiten Welle der Pandemie kein Weg daran vorbei, dass noch striktere Ausgangsbeschränkungen verhängt werden müssen.
Pialoux, der am Pariser Krankenhaus Tenon die Abteilung für Infektionskrankheiten leitet, ist Vize-Präsident der französischen Gesellschaft zur Aids-Bekämpfung. Acht Monate seien eine vergleichsweise kurze Zeit im Verlauf einer Pandemie, erklärte der 64-Jährige mit Blick auf das erste Auftreten des Virus in Frankreich zu Beginn des Jahres. Die wirtschaftliche Einbruch in Folge eines weiteren Lockdown lasse sich kompensieren, nicht aber die tödlichen Folgen der Pandemie, mahnte Pialoux.
[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
In wie weit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron die Auffassung des Mediziners teilt, dürfte sich nach zwei Krisensitzungen des Kabinetts vom Dienstag und Mittwoch zeigen. In Frankreich gilt schon jetzt für 46 Millionen Menschen eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 21 und 6 Uhr.
Nach den Worten des Finanzministers Bruno Le Maire werden die Einschränkungen absehbar zu einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes im letzten Jahresquartal führen. Von daher dürfte Macron darauf bedacht sein, Schließungen von Betrieben möglichst zu vermeiden. Laut Medienberichten könnte Macron allerdings wie schon im vergangenen Frühjahr mehrwöchige Ausgangsbeschränkungen verfügen. Damals war es für viele Bürger lediglich erlaubt, sich in einem Radius von einem Kilometer von ihrem Wohnort zu entfernen.
Belgien
Unter den Benelux-Staaten ist besonders Belgien von der zweiten Welle betroffen. Dort wird seit Beginn der Pandemie weltweit eine der höchsten Todesraten registriert: Pro 100.000 Einwohner wurden im Königreich insgesamt 93 Todesfälle registriert. In der französischsprachigen Wallonie und in der Hauptstadt Brüssel gilt bereits zum Teil ein Lockdown. Im flämischen Landesteil im Norden sollte am Dienstagabend ein Ministerrat darüber entschieden, ob auch hier ähnliche Maßnahmen ergriffen werden.
Schweiz
In der Schweiz sind nach den Angaben der Johns Hopkins University seit Beginn der Pandemie 2146 Menschen am Coronavirus gestorben. In der Schweiz und in Liechtenstein wurden am Dienstag für die zurückliegenden 24 Stunden 5949 Neuinfektionen gemeldet. Da auch in der Eidgenossenschaft die Infektionszahlen inzwischen exponentiell steigen, gilt seit einer Woche im gesamten Land in öffentlichen Gebäuden eine Maskenpflicht. Seit Beginn der Woche müssen in Tessin auch im Freien Masken getragen werden, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.
Österreich
In Österreich sind nach einer Übersicht der europäischen Seuchenbehörde ECDC besonders die Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg betroffen. Am Montag waren in ganz Österreich 2456 Neuinfektionen gemeldet worden. Bundeskanzler Sebastian Kurz erklärte, dass ab einer Schwelle von 6000 Neuinfektionen pro Tag ein Lockdown unvermeidbar sei.
Tschechien
In Tschechien gilt ab diesem Mittwoch eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr, die bis zum 3. November in Kraft bleiben soll. Bereits vor zwei Wochen waren Restaurants, Bars und Clubs sowie Kultureinrichtungen wie Theater und Kinos geschlossen worden.
Das änderte aber nichts daran, dass in Tschechien die Zahl der Neuinfektionen rasant nach oben schnellt. Am Dienstag wurden innerhalb von 24 Stunden landesweit 10.273 neue Fälle registriert.