Die SPD muss zulegen, aber wie?: So reicht es für einen Kanzler Scholz nicht
Die Sozialdemokraten sacken in den Umfragen auf 13 Prozent ab. Wie wollen Partei und Spitzenkandidat das noch drehen? Realismus könnte helfen. Ein Kommentar.
15, 14, 13 – wie ein Countdown. 13 Prozent hat die einstmals stolze Sozialdemokratie gerade noch in Umfragen. Wenn das der Olaf-Scholz-Effekt ist… Na gut, vielleicht stünde die Sozialdemokratie ohne ihn jetzt bei neun Prozent. Es gibt ja Landesverbände, wo das schon so ist, im Bayernland, Söderland, wie man hört. Schlimm genug. Und der Trend wird kein Genosse.
Wie sich das noch wenden lässt, ist doch sehr die Frage. Frühes Benennen des Kanzlerkandidaten? Nix gebracht. Frühes Verabschieden des Programms? Nix gebracht? Wie es die SPD auch macht – die Macht kommt nicht näher. Sie entfernt sich eher.
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Was das außer anhaltendem Siechtum auch noch heißt: Scholz wird aller Voraussicht nicht in die Verlegenheit geraten, der nächste (sozialdemokratische) Kanzler der Bundesrepublik zu werden.
Die Sache wird, Stand jetzt, ausgemacht zwischen den Grünen und der Union, zwischen Annalena Baerbock und Armin Laschet (sonst Markus Söder). Es hat deshalb nicht nur etwas Trotziges, sondern auch etwas Trauriges, ja Tragisches, wenn Scholz sagt: Ich werde Kanzler.
Er macht es, so gut er kann
Muss er wahrscheinlich sagen; wer von sich selbst nicht überzeugt ist, wie soll der andere überzeugen. Aber er ist eben kein Kanzlerkandidat – er ist nur der Spitzenkandidat. So heißt das sowieso korrekt. Wobei das Wort Spitze in seinem Fall auch schon eine ist.
Sei’s drum, einer muss es ja machen, und das ist Scholz. Er macht es, so gut er kann. Mag Scholz auch persönlich bessere Werte als die Partei haben, er zieht sie nicht so hoch, wie sie gezogen werden müsste, um in einer anderen Konstellation, einer Dreierkoalition, stärkste Kraft zu werden. Es kann sogar sein, dass er seinen Wahlkreis im Duell mit Baerbock nicht gewinnt.
Und dass die Grünen auf ihre Ambitionen verzichten würden, weil Scholz so toll regieren kann – das steht nicht zur Debatte. Wo doch nicht mal die ganze SPD Scholz toll findet, von der Parteispitze zu schweigen. Frei nach Willy Brandt wären 18 Prozent da auch schon ein schönes Ergebnis.
Brandt sagte das übrigens damals, weil er fand, dass der SPD Realismus besser zu Gesicht stehe als ein unhaltbares Ziel. Johannes Rau als Kanzlerkandidat strebte nämlich eine eigene Mehrheit an. Das war absolut zu viel. Vielleicht sollte die SPD jetzt auch nicht zu viel wollen. Das hochverehrte Publikum ist ja nicht dumm. Es kann sein, dass sie die SPD da platziert, wo sie jetzt hingehört. Das wäre dann: die Opposition.
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