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Annalena Baerbock ist Kanzlerkandidatin der Grünen.
© Imago Images/Sepp Spiegl

Mehrheit für Baerbock als Kanzlerin: Grüne mit weiterem Umfragerekord vor Union

In den meisten Wählerbefragungen schmieren CDU und CSU sowie die SPD ab. Die Grünen erzielen immer bessere Werte – und freuen sich über einen Mitgliederboom.

Die Grünen befinden sich in Umfragen weiter im Höhenflug. Im aktuellen „Sonntagstrend“ des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der „Bild am Sonntag“ überholen sie nun sogar die Union und erzielen den höchsten Wert, den die Partei in dieser Befragung jemals erreichte. Demnach legen die Grünen sechs Prozentpunkte zu und kommen nun auf 28 Prozent. Die Union verliert dagegen zwei Punkte und liegt nun bei 27 Prozent.

Auch die SPD büßt zwei Punkte ein und rutscht ab auf 13 Prozent – dem schlechtesten Wert seit August 2019. Linkspartei (7 Prozent) und AfD (10 Prozent) verlieren jeweils einen Punkt, die FDP bleibt bei 9 Prozent. Kantar befragte im Zeitraum vom 15. bis zum 21. April 1225 Menschen.

Am 19. April hatten die Grünen Parteichefin Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin nominiert. Ihr Ko-Vorsitzender Robert Habeck hatte verzichtet. In der Union hatte sich CDU-Chef Armin Laschet nach einem Machtkampf gegen den CSU-Vorsitzenden Markus Söder als Kanzlerkandidat durchgesetzt. Finanzminister Olaf Scholz steht schon länger als derjenige fest, der die SPD in den Bundestagswahlkampf führen soll.

Am 21. April waren die Grünen bereits im RTL/ntv-Trendbarometer des Meinungsforschungsinstituts Forsa um fünf Punkte nach oben geschossen und hatten mit 28 Prozent die Union vom Spitzenplatz der umfragestärksten Partei verdrängt. Die CDU/CSU verlor dagegen im Vergleich zum Montag einen Punkt und lag bei 27 Prozent.

Söder legte die Latte für die Union am Samstag deutlich höher. „Es muss schon ein Ergebnis sein, das deutlich über 30 Prozent liegt – näher an 35 Prozent“, sagte der bayerische Ministerpräsident der „Süddeutschen Zeitung“. Bei der Wahl 2017 hatten die Schwesterparteien zusammen 32,9 Prozent erzielt.

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Dass Baerbock derzeit bei den Wählerinnen und Wählern gut ankommt, zeigt nun eine weitere Umfrage. Denn würde in Deutschland am 26. September der Kanzler direkt gewählt, würden sich einer Insa-Befragung für die „Bild am Sonntag“ zufolge 30 Prozent für Baerbock entscheiden. 20 Prozent würden Scholz wählen und 18 Prozent für Laschet stimmen.

Mehrheit für Schwarz-Grün?

Die Insa-Umfrage kommt zudem zu dem Ergebnis, dass derzeit eine schwarz-grüne Bundesregierung keine Mehrheit hätte. Wäre am Sonntag Bundestagswahl, käme die Union danach nur noch auf 24 Prozent. Das sind drei Punkte weniger als bei der Befragung vom 20. April. Die Grünen gewinnen einen Punkt und kommen auf 23 Prozent. Ebenfalls je einen Punkt gewinnen SPD (17 Prozent), FDP (12) und Linke (8) hinzu. Die AfD verliert einen Punkt auf 11 Prozent. Rechnerisch sind damit ein Jamaika- und ein Ampel-Bündnis möglich.

Im letzten Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel, das am 16. April veröffentlicht worden war, hatte die Union dagegen trotz des Führungsstreits von CDU-Chef Laschet und dem CSU-Vorsitzenden Söder ihren Umfragewert noch verbessern können. In der sogenannten Sonntagsfrage erreichte sie 31 Prozent, drei Punkte mehr als zuvor. Die Grünen verloren zwei Punkte auf 21 Prozent. Die SPD sackte noch einmal um einen Punkt ab auf 14 Prozent. Für die AfD wurden elf Prozent vorhergesagt (minus eins). Die FDP blieb bei neun Prozent, die Linkspartei bei sieben Prozent. Rechnerisch möglich wäre dieser Umfrage zufolge facto nur ein schwarz-grünes Bündnis möglich.

Olaf Scholz ist Kanzlerkandidat der SPD.
Olaf Scholz ist Kanzlerkandidat der SPD.
© Hannibal Hanschke/Reuters

Scholz sprach seinen Konkurrenten Baerbock und Laschet die Eignung fürs Kanzleramt ab. „Deutschland ist eines der größten und erfolgreichsten Industrieländer der Welt“, sagte er der „Bild am Sonntag“ hervor. Es sollte daher „von jemandem geführt werden, der Erfahrung im Regieren hat, der nicht nur regieren will, sondern das auch wirklich kann“. Der Bundesfinanzminister sagte weiter: „Ich bin der Kanzlerkandidat, der über die notwendige Erfahrung und Kenntnisse für diese Aufgabe verfügt. Das unterscheidet mich von meinen Wettbewerbern.“

Scholz sieht für sich gute Chancen

Er forderte vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Laschet eine Entscheidung zwischen Bundes- und Landespolitik. „Laschet sollte klar sagen, ob er sich traut, ohne sicheren Rückfahrschein in den Bundestagswahlkampf zu ziehen“, sagte der SPD-Kanzlerkandidat. Schließlich gehe es „um das wichtigste Amt im Land“. Er fügte hinzu: „Lauwarm geht da nicht.“

Seine Chancen auf das Kanzleramt schätzt Scholz trotz der schlechten Umfragewerte der SPD weiterhin als gut ein. „Die SPD kann so stark werden, dass ich der nächste Kanzler werde“, sagte er. Dies sei durch die aktuellen Bewegungen in den Umfragen „sogar wahrscheinlicher geworden, weil sich die Abstände zwischen den Parteien verringert“ hätten.

Armin Laschet (CDU) setzte sich gegen Markus Söder (CSU) durch.
Armin Laschet (CDU) setzte sich gegen Markus Söder (CSU) durch.
© Tobias Schwarz/AFP

Die deutsche Wirtschaftselite favorisiert allerdings derzeit Baerbock für die Nachfolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen Entscheiderpanel hervor, das vom Umfrageinstitut Civey für das Magazin „Wirtschaftswoche“ erhoben wurde. In der Frage nach der Kanzler-Direktwahl kam die Grünen-Chefin unter Führungskräften auf 26,5 Prozent.

Grüne melden Rekord bei Eintritten

Auf Platz zwei folgt FDP-Chef Christian Lindner mit 16,2 Prozent. Dahinter rangiert Laschet mit 14,3 Prozent. Am wenigsten Zustimmung erhält Scholz mit 10,5 Prozent. Noch unentschieden sind 32,5 Prozent der Befragten. Civey befragte den Angaben zufolge am Dienstag und Mittwoch 1500 Führungskräfte aus Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst.

Nach der Nominierung von Baerbock als Kanzlerkandidatin Anfang der Woche verzeichnen die Grünen zudem einen Mitgliederboom. Von Montag bis Freitag stellten nach Angaben der Partei 2159 Menschen Beitrittsanträge. „Die Eintrittswelle in den letzten Tagen ist ein absoluter Rekord in der Parteigeschichte“, sagte Bundesgeschäftsführer Michael Kellner der Nachrichtenagentur dpa. „Es läuft rund bei uns und das macht mir gute Laune.“ Die Woche mit dem stärksten Interesse an einer Mitgliedschaft war den Grünen zufolge bislang die nach der Europawahl im Mai 2019 mit 1598 Anträgen. Im Durchschnitt schwankt die Zahl der Anträge für eine Parteimitgliedschaft demnach pro Woche zwischen 150 und 300. Im vergangenen Jahr gewannen die Grünen mehr als 10.000 Neumitglieder. Zum Jahreswechsel hatten sie mehr als 107.300 Mitglieder.

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