Parallel zu Gipfeltreffen zu Syrien: Setzt Erdogan auf PKK-Gründer Öcalan?
Wie kurdische Medien berichten, soll die türkische Regierung den inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan gedrängt haben, auf Syriens Kurden einzuwirken.
Nicht nur die Regierungen im Westen, sondern auch die Kurden im Nahen Osten haben das Treffen der Präsidenten Russlands, des Iran und der Türkei mit Sorge beobachtet. In Ankara haben die Staatschefs Wladimir Putin, Hassan Ruhani und Recep Tayyip Erdogan über das Kriegsland Syrien gesprochen. Erdogan hält die syrische Kurdenprovinz Afrin besetzt, zuvor hatte Putin die Enklave für eine Offensive freigegeben. Die türkische Armee und verbündete Islamisten gingen dort auch am Mittwoch gegen die säkulare Kurdenmiliz YPG vor. Die YPG hatte die zur kurdischen Autonomiezone Rojava gehörende Enklave Afrin seit 2012 gegen die Zentralregierung Baschar al Assads und die Aufständischen verteidigt.
Erdogan sieht in der YPG und der ihr zugeordneten Partei PYD einzig den syrischen Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans PKK. Tatsächlich beziehen sich die syrischen Kurden auf PKK-Gründer Abdullah Öcalan, der einen strikten Föderalismus für den Nahen Osten vorschlägt. Offenbar hat Erdogans Regierung nun eine Delegation zu Öcalan entsandt – was jedoch offiziell nicht bestätigt wurde. Öcalan sitzt seit 1999 auf der Gefängnisinsel Imrali ein. Das PKK-Vorstandsmitglied Murat Karayilan wird in kurdischen Medien jetzt dahingehend zitiert, dass die türkische Regierung Öcalan gedrängt habe, die Kurden in Syrien vom Widerstand gegen den Einmarsch der Türkei abzuhalten. Öcalan soll das abgelehnt haben. Die Angaben lassen sich kaum überprüfen.
Kurdische Führung hofft womöglich noch auf internationale Hilfe
Unter Beobachtern gilt als auffällig, dass sich die PKK-Anhänger, zu denen Hunderttausende gezählt werden, noch nicht in einem Aufstand in der Türkei erhoben haben. Womöglich hofft die kurdische Führung in Syrien doch noch auf internationale Hilfe und möchte potenzielle Alliierte nicht abschrecken. Wie berichtet käme Frankreichs Regierung infrage. Erdogan hatte gedroht, nach der irakischen Wahl im Mai dieses Jahres auch die Kurdenregion im Nordirak anzugreifen. Dort hat die PKK ihre wichtigsten Stellungen.
Noch vor wenigen Jahren hatten Erdogans Stellen offiziell mit Öcalan verhandelt. Die islamistische AKP-Regierung in Ankara brach zunächst mit der harten Linie der kemalistischen Vorgängerkabinette. Diese hatten auf eine militärische Lösung im jahrzehntelangen Kampf gegen die PKK gesetzt.
Nun fürchten säkulare Kurden nicht nur die Türkei und die syrische Zentralregierung, sondern auch den Iran. Dessen Präsident Ruhani ließ die Kooperation mit Erdogan an der iranisch-türkischen Grenze, an der meist Kurden leben, ausbauen.
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