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Polizisten am Ort des Anaschlag in Tunesiens Hauptstadt Tunis.
© Fethi Belaid/AFP
Update

Ein Toter, mehrere Verletzte in Tunesien: Selbstmordanschläge erschüttern Tunis

Tunesien wird von zwei Selbstmordanschlägen erschüttert, bei denen ein Mensch stirbt und acht verletzt sind. Der IS reklamiert die Taten für sich.

Zwei Selbstmordanschläge auf Sicherheitskräfte und die Nachricht von ernsten gesundheitlichen Problemen von Staatschef Béji Caïd Essebsi haben Tunesien am Donnerstag erschüttert. Bei den Bombenanschlägen in der Hauptstadt Tunis wurden mindestens ein Mensch getötet und acht weitere verletzt, wie das Innenministerium erklärte. Die Dschihadistenmiliz IS reklamierte die Taten für sich. Überdies wurde mitgeteilt, dass Präsident Essebsi in einem "kritischem" Zustand im Krankenhaus liege.

In der Nähe von Polizisten habe sich ein Selbstmordattentäter in Tunis in die Luft gesprengt, teilte das Innenministerium mit. Er verletzte zwei Polizisten und drei Passanten, einer der Polizisten erlag später seinen Verletzungen. Die Tat ereignete sich unweit der Altstadt der tunesischen Hauptstadt auf der Hauptverkehrsstraße Avenue Habib Bourguiba, an der auch das Innenministerium liegt.

Eine halbe Stunde später sprengte sich ein weiterer Selbstmordattentäter am Hinterausgang einer Einrichtung von Nationalgarde, Polizei und Anti-Terror-Behörde in die Luft. Dabei seien vier Sicherheitskräfte verletzt worden, erklärte das Innenministerium. Nach Angaben der Anti-Terror-Staatsanwalt trugen die Täter Sprengstoffwesten.

Nach dem Anschlag auf der Avenue Habib Bourguiba spielten sich dort chaotische Szenen ab. Einige Passanten fielen in Ohnmacht, andere flohen in Panik. Sicherheitskräfte schlossen Geschäfte und Büros. Am Anschlagsort versammelten sich einige aufgebrachte Bürger und machten ihrem Unmut über die Behörden Luft.

Regierungschef Youssef Chahed hob hervor, dass sich die Anschläge mitten in der Urlaubssaison im stark vom Tourismus abhängigen Tunesien ereigneten. "Es war eine feige Operation von Terroristen, um Tunesien, die Wirtschaft und den demokratischen Wandel zu destabilisieren", sagte der Ministerpräsident vor Journalisten. Der "Krieg" gegen solche Extremisten sei für Tunesien "eine Frage von Leben und Tod".

Später reklamierte die IS-Miliz die beiden Selbstmordanschläge für sich. Bei den Attentätern habe es sich um "Kämpfer des Islamischen Staates" gehandelt, erklärte das IS-Propagandaorgan Amaq nach Angaben des US-Unternehmens Site, das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisiert ist.

Die Anschläge erschütterten Tunesien vor der Parlamentswahl am 6.Oktober

Tunesien gilt als eines der wenigen Länder, in dem im Zuge des Arabischen Frühlings 2011 ein demokratischer Wandel gelang. Seit dem politischen Umbruch wurden in dem nordafrikanischen Land allerdings dutzende Menschen bei Anschlägen getötet. Die meisten Opfer waren Touristen oder Sicherheitskräfte.

Bei einem islamistischen Anschlag auf das Bardo-Nationalmuseum in Tunis im März 2015 starben 21 ausländische Touristen und ein Polizist. Drei Monate später tötete ein bewaffneter Angreifer vor einem Strandhotel in Port El Kantaoui bei Sousse 38 Touristen, darunter 30 Briten und zwei Deutsche. Zuletzt sprengte sich Ende Oktober 2018 eine Arbeitslose in der Nähe von Polizeifahrzeugen auf der Avenue Habib Bourguiba in die Luft und verletzte 26 Menschen. Die Frau, die bei der Tat starb, hatte nach Behördenangaben dem IS die Treue geschworen.

Die Selbstmordanschläge vom Donnerstag erschütterten Tunesien kurz vor der für den 6. Oktober anberaumten Parlamentswahl und der für den 17. November geplanten Präsidentschaftswahl. Amtsinhaber Essebsi hatte im April seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärt.

Am Donnerstag teilte sein Berater Firas Guefrech via Twitter mit, der 92-jährige Staatschef befinde sich in "kritischem, aber stabilem Zustand" im Krankenhaus. Laut Präsidialamt wurde Essebsi wegen einer "schweren Krankheit" ins Militärkrankenhaus in Tunis verlegt. Tunesischen Medienberichten zufolge soll Parlamentspräsident Mohamed Ennaceur in Essebsis Abwesenheit die Rolle des Interimspräsidenten übernehmen.

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