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Die Ermordung eines Georgiers im Berliner Tiergarten löste politische Spannungen zwischen Deutschland und Russland aus.
© Christoph Soeder/dpa

Nach Falschaussage vor Kammergericht: Schwager identifiziert mutmaßlichen Tiergartenmörder

Mehr als zwei Jahre nach dem sogenannten Tiergartenmord kommt Bewegung in den Prozess. Ein Familienangehöriger belastet den mutmaßlichen Täter schwer.

Im Prozess um den sogenannten Tiergartenmord im Sommer 2019 gibt es einem Medienbericht zufolge ein neues Detail. Ein Zeuge soll den mutmaßlichen Täter als seinen Schwager identifiziert haben, berichtet der „Spiegel“. Demnach handelt es sich bei dem vor dem Kammergericht stehenden Mann um Vadim Krasikov, wie Oleksandr V. dem Magazin und den Investigativplattformen „Bellingcat“ und „The Insider“ sagte.

Mit der Aussage belastet V. nicht nur seinen Schwager, sondern widerspricht dessen ursprünglicher Aussage. Der Angeklagte hatte zu Beginn des Prozesses im Oktober über seinen Anwalt erklären lassen, er heiße Vadim Sokolov. Dies deckt sich jedoch nicht mit Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft.

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Der Zeuge V. bestätigte laut dem „Spiegel“-Bericht zudem, der Angeklagte habe einen Hintergrund im russischen Sicherheitsapparat, unter anderem beim Inlandsgeheimdienst FSB. Der Verteidiger des Angeklagten hat dem „Spiegel“ zufolge die Vorwürfe und die Identifizierung als falsch zurückgewiesen.

Der Angeklagte wird beschuldigt, am 23. August 2019 einen 40-jährigen Georgier tschetschenischer Abstammung im Kleinen Tiergarten am helllichten Tag aus nächster Nähe erschossen zu haben. Das Opfer hatte im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft und galt dort nach Angaben der Anklage als Staatsfeind. Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland stark. Die Bundesanwaltschaft geht von einem Auftrag staatlicher Stellen der Zentralregierung der Russischen Föderation aus.

Bei einer früheren Anhörung hatte der Zeuge V. den Angeklagten noch nicht als seinen Schwager identifiziert. Nun räumte er dem „Spiegel“-Bericht zufolge ein, „nicht ehrlich“ gewesen zu sein. Als Grund habe er Angst vor Attacken russischer Geheimdienste genannt. Nun allerdings fühle er sich und seine Familie in der Ukraine ausreichend vor Racheakten von russischer Seite geschützt, um die Wahrheit sagen zu können, heißt es in dem Bericht. Demnach habe ihm Deutschland kein Zeugenschutzprogramm angeboten. (Tsp)

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