zum Hauptinhalt
 Im Südsudan herrscht Bürgerkrieg - und jetzt eine Hungersnot bei mehr als 100.000 Menschen.
© Kate Holt/UNICEF/dpa

Hungersnot in Afrika: Schon vor Trump haben die USA im Sudan versagt

Während der neue US-Präsident die Welt-Unordnung täglich vergrößert, hat das politische Vakuum, das die USA hinterlassen, längst Folgen - in Afrika zum Beispiel. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dagmar Dehmer

Zwar hat der US-Präsident seine Drohung, den Vereinten Nationen das Geld massiv zu kürzen, noch nicht wahr gemacht. Aber mehr Geld für Menschen, „die Amerika hassen“, will er nicht geben. Am Beispiel des Südsudan lassen sich die Folgen dieser Politik schon vor ihrer Umsetzung besichtigen.

Am Montag haben die Vereinten Nationen zum ersten Mal seit 2011 wieder eine Hungersnot ausgerufen. Der Grund dafür ist nicht die Dürre, die Ostafrika eisern im Griff hält – und in Somalia, im Norden Kenias und Äthiopien bald ähnlich dramatische Meldungen erwarten lässt. Der Grund ist ein seit 2013 andauernder Bürgerkrieg im jüngsten Land der Welt, das erst 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan erlangte – unter tätiger Mithilfe der amerikanischen Regierung unter Präsident George W. Bush.

Da die Debatten in den USA nicht erst mit dem Auftauchen von Donald Trump verrutscht sind, galten die südsudanesischen Rebellen als „christlich“ und damit „gut“. Die heutigen Gegner im Bürgerkrieg hatten mehr als 20 Jahre lang gegen den Sudan gekämpft. Dagegen war der Diktator von Khartum als Islamist und Terroristenfreund für die US-Öffentlichkeit vor allem „böse“, schließlich hatte er Al-Qaida-Chef Osama bin Laden beherbergt.

Vor dieser Schablone nahm die Regierung in Washington lange gar nicht wahr, mit wem sie sich da verbündet hatte. Das führte dazu, dass der heutige Präsident Salva Kiir und sein inzwischen entmachteter Vizepräsident Riek Machar lange glaubten, selbst mit Massakern einfach so davonzukommen. Anstatt den Staat aufzubauen, haben sie seinen Ölreichtum geplündert und sich in tödlichen Machtkämpfen verstrickt.

Hat sich "der Ami" über seine Grenzen hinaus eingemischt, dann war er natürlich Schuld an allen Miseren dieser Welt […]. Mischt sich "der Ami"  zu wenig in die Geschicke von Regionen und einzelnen Regierungen der "Weltgemeinschaft" ein, dann trägt er auch die Schuld [...].

schreibt NutzerIn cuibono

Die Landwirtschaft im Südsudan liegt brach

Seit drei Jahren ist im Südsudan nicht mehr viel gesät und noch weniger geerntet worden. Mittlerweile sind 5,8 der knapp neun Millionen Südsudanesen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Rund zwei Millionen sind auf der Flucht, und täglich werden es mehr. Diese Krise ist keine neue Krise, und es war lange absehbar, dass es nicht besser werden würde. Andere Weltkrisen, wie in Syrien, oder politische Eruptionen wie die Brexit-Entscheidung und die Wahl von Donald Trump haben die Weltöffentlichkeit aber mehr beschäftigt als ein Bürgerkrieg in einem unwichtigen Ölförderland in Afrika.

Dabei steht Afrika doch beim G-20-Gipfel der größten Ökonomien im Sommer in Hamburg ganz oben auf der Tagesordnung. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat gerade seinen „Marschall- Plan“ für den „Chancenkontinent“ vorgestellt – und bei einer Wirtschaftskonferenz in Nairobi auch afrikanischen Politikern zu verkaufen versucht. Die Wirtschaft würde lieber über neue Absatzmärkte reden und die neue Mittelklasse und all die Fortschritte, die in vielen afrikanischen Ländern gemacht worden sind. Doch die Europäische Union und Gerd Müller reden eigentlich nur noch davon, dass „Fluchtursachen bekämpft“ werden und die Afrikaner doch bitte zu Hause bleiben sollen.

Geld für das Erreichen der 17 Nachhaltigkeitsziele, auf die sich die UN 2015 geeinigt haben, gibt es immer öfter nur noch im Austausch mit der Abwehr der mobilen afrikanischen Jugend. Dass die Flüchtlingsströme aus dem Südsudan es jemals bis Europa schaffen könnten, braucht nun niemand zu befürchten. Die Südsudanesen sind so arm, dass sie nicht so weit kommen. Sie gehen zu Fuß ins nächste von UN-Truppen geschützte Flüchtlingslager im Südsudan selbst, nach Uganda oder Kenia. Wenn sie Glück haben, überleben sie ihre Flucht, auf der sie von Blättern und Wurzeln leben und sich vor Milizen verstecken müssen.

Vorläufig kann die Bundesregierung nicht mehr tun, als humanitäre Hilfe zu finanzieren. Das aber schnell. Im Mai beginnt die Regenzeit, dann lässt sich kaum noch etwas transportieren. Im Südsudan wird es noch dauern, bis das Land zum „Chancenkontinent“ aufgeschlossen hat. Falls es je so weit kommt.

Zur Startseite