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Baukräne stehen auf dem großen Baugrundstück in der Heidestraße in Berlin.
© Kitty Kleist-Heinrich

Wohnen in Berlin: Schneller bauen, einfacher bauen, billiger bauen

In der Boomtown Berlin sind die bisherigen Instrumente zu stumpf, um die Mieten zu begrenzen. Schneller bauen, einfacher bauen, billiger bauen - nur dann wird es besser. Ein Kommentar.

Zehn Euro Kaltmiete pro Quadratmeter bei Neuvermietung – diese Zahl schmerzt. Sie ist ein Schock für die Mieterstadt, denn die Angebotspreise von heute sind die Mietspiegelwerte von morgen. Das trifft jeden. Eine Katastrophe für Berlin, wo bald jeder zweite Haushalt wegen eines vergleichsweise geringen Einkommens Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein und subventionierte Miete haben wird. Die Zahl der entlastend wirkenden Sozialwohnungen nimmt aber nicht zu – sie nimmt ab. Selbst in den 42 Milieuschutzgebieten, in denen 700 000 Mieter vor Luxussanierung und Verdrängung geschützt sein sollen, wird bei Neuvermietung zugelangt.

Eines ist überdeutlich: In der Boomtown sind die bisherigen Instrumente zu stumpf, um die Mieten zu begrenzen. Die eh zahnlose Mietpreisbremse gilt außerdem nicht für Neubauten, nach umfassender Sanierung von Altbauten oder für möblierte Wohnungen. Mit der Pflicht zur energetischen Sanierung ist der Gesetzgeber sogar selber Preistreiber, weil die Kosten auf die Mieter umgewälzt werden.

Schneller bauen, einfacher bauen, billiger bauen – nur dann wird es besser. Bauherrn klagen häufig, dass sie in den Bezirken mit ihren Projekten gegen eine ablehnend-feindliche Haltung ankämpfen müssen – und deswegen lieber in Brandenburg bauen. Die neue Koordinierungsstelle im Senat, die Projekte im Konfliktfall schneller beschließt, ist ein richtiger Schritt. Eine Sondersteuer auf Bauland könnte den Druck erhöhen, schneller mit Bauprojekten zu beginnen, statt abzuwarten und auf Wertsteigerungen zu setzen. Dass jede fünfte Wohnung nicht errichtet wird, weil Baugenehmigungen spekulativ mehrfach weiterverkauft werden, könnte eine Befristung der Genehmigungen verhindern.

Berlin kann es sich nicht leisten geeignete Flächen nicht zu bebauen

Geeignete Flächen wie die Elisabethaue in Pankow oder den Rand des Tempelhofer Felds nicht zu bebauen, kann sich Berlin nicht mehr leisten. Gerade in der Innenstadt besitzt das Land zu wenig Grundstücke – dort braucht es zwingend die privaten Bauherrn. Investoren aber mit dem Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung zwingen zu wollen, jeweils 30 Prozent der Wohnfläche in Neubauten für Geringverdiener verbilligt zu reservieren, läuft oft ins Leere. Das geht nur, wenn es einen Bebauungsplan gibt, der aber fehlt häufig, weil die Bauämter überlastet und personell ausgeblutet sind.

Wohnungen könnten billiger werden – durch die günstige Abgabe landeseigener Grundstücke jenseits des S-Bahn-Rings nicht nur an städtische Wohnungsbaugesellschaften, Wegfall der strengen Traufhöhe oder der erleichterten Aufstockung von Altbauten. Seit Jahren fordern Architekten den Verzicht auf kostentreibende Auflagen und überzogene Bau-Normen. Warum nicht durch private Unternehmen Baugenehmigungen erteilen, um Ämter zu entlasten und Projekte zu beschleunigen? Und mehr Mut zu modularen Bauten, auch wenn da mancher an DDR-Platte denkt. Im Notstand darf es kein Tabu geben.

Der Preis ist der soziale Frieden der Stadt. Ein Gemeinwesen ist nicht zukunftsfest, wenn auf dem entfesselten Immobilienmarkt die Schere zwischen steigenden Mieten und realen Einkommen immer größer wird. Für den Senat geht es angesichts dieser dramatischen Lage um die Glaubwürdigkeit der Politik, 28 Jahre nach dem Mauerfall in den Kiezen eine neue Spaltung der Stadt zu verhindern. Nur dafür ist kein Preis zu hoch.

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