Deutsch-französisches Ministertreffen: Schaulaufen für "Mercron"
Heute treffen sich Kanzlerin Merkel und der französische Präsident Macron in Paris. Zu viel sollte man davon nicht erwarten. Ein Kommentar.
Es ist gut möglich, dass sich Emmanuel Macron heute an jene Szene vorm Kanzleramt erinnert, die sich im Mai bei seinem Antrittsbesuch in Berlin abspielte. Damals jubelten ihm Menschen mit Europaflaggen zu. An diesem Donnerstag ist Frankreichs Präsident im Elysée-Palast nun selber Gastgeber, wenn er Angela Merkel und eine ganze Riege Berliner Ressortchefs begrüßt.
Für den Staatschef und die Kanzlerin ist der erste deutsch-französische Ministerrat nach Macrons Wahlsieg eine harte Probe: Wird das Gespann „Mercron“ tatsächlich den Erwartungen an einen Neustart der EU gerecht?
Wer darauf setzt, wird wohl bei dem Treffen enttäuscht werden. Denn erst nach der Bundestagswahl will man sich in Berlin und Paris auf die Großbaustelle der Reform der Euro-Zone wagen, bei der es um verstärkte Haushaltskontrolle in den Euro-Staaten einerseits und mögliche Transfers Richtung Süden andererseits geht.
Heute wollen Merkel und Macron stattdessen einen umfangreichen Katalog gemeinsamer Initiativen vorstellen, der von einer einheitlichen Bemessungsgrundlage bei der Körperschaftsteuer über die Förderung des Deutschunterrichts in Frankreich bis zur gemeinsamen Verteidigungspolitik reicht. Vieles wirkt da überhastet zusammengestellt. Wenn das Treffen aber statt greifbarer Ergebnisse nur Symbolik liefert, wäre dies eine vertane Chance.
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