zum Hauptinhalt
Nawalny Anfang 2021 vor dem Bezirksgericht Babuskinsky.
© -/Babuskinsky District Court/AP/dpa

Diesmal angebliche Veruntreuung als Vorwurf: Russische Staatsanwaltschaft fordert 13 Jahre Haft für Nawalny

Der Kremlgegner sitzt bereits wegen Betrugs in einer Strafkolonie. Nun gibt es neue Vorwürfe. Seine Anwälte sprechen von „politischer Verfolgung“.

In dem neuen umstrittenen Prozess gegen den inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny hat die Staatsanwaltschaft 13 Jahre Gefängnis beantragt. Staatsanwältin Nadeschda Tichonowa forderte in dem als politische Inszenierung kritisierten Verfahren wegen angeblichen Betrugs am Dienstag auch die Verhängung einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Rubel (9000 Euro).

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Nawalnys Team sprach von einem neuen Beweis für die Justizwillkür in Russland. „Wir haben gesagt, dass Putin Nawalny für immer im Gefängnis halten will“, sagte die Sprecherin des Oppositionellen, Kira Jarmysch. Seine Anwälte sprechen von „politischer Verfolgung“. Nawalny ist der schärfste Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Verantworten muss sich Nawalny diesmal wegen angeblicher Veruntreuung von Geldern für seine inzwischen verbotene Anti-Korruptionsstiftung und wegen Beleidigung einer Richterin. Nach Angaben seines Teams drohen Nawalny bis zu 15 Jahre Haft.

Nawalny sitzt bereits eine zweieinhalbjährige Haftstrafe wegen Betrugs in einer östlich von Moskau gelegenen Strafkolonie ab. Der neue Prozess wegen Veruntreuung und Missachtung von Gerichtsauflagen gegen ihn wird in der Strafkolonie abgehalten.

Das Gericht lehnte es ab, den Prozess in die rund 100 Kilometer weit entfernte russische Hauptstadt Moskau zu verlegen. Die Auftraggeber des Verfahrens hätten Angst, dass dann jeder sehen könne, dass die Anklage erfunden sei, meinte der 45-Jährige vor Gericht.

[Lesen Sie hier zudem: Nawalny-Vertrauter Leonid Wolkow im Interview – „Leider sind viele Russen immer noch nicht aufgewacht“ (T+)]

Mehrere Journalisten fanden sich allerdings in dem Straflager in Pokrow im Gebiet Wladimir ein, wie die kremlkritische Zeitung „Nowaja Gaseta“ berichtete.

Sprecherin bezichtigt Putin der Rache

Jarmysch meinte, Putin räche sich mit dem Verfahren an Nawalny, „nachdem es ihm nicht gelungen ist, ihn zu töten“. Der Kremlgegner hatte einen Mordanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok im August 2020 nur knapp überlebt. Der Präsident wies eine Beteiligung zurück.

Die EU hatte wegen des Attentats Sanktionen gegen Russland verhängt. Nawalny war nach seiner Genesung in Deutschland, wo ihn die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Charité in Berlin besucht hatte, vor einem Jahr nach Russland zurückgekehrt.

Er wurde am 17. Januar 2021 noch am Flughafen in Moskau festgenommen, weil er gegen Auflagen in einem anderen Strafverfahren während seiner Genesung verstoßen haben soll. (dpa, AFP)

Zur Startseite