„Kämpft für den Frieden“: Nawalny ruft zu Demonstrationen gegen Putins Krieg auf
Russland dürfe nicht zu „einer Nation von ängstlichen Schweigern werden“, twittert der inhaftierte Oppositionelle Nawalny. „Wir können nicht länger warten.“
Der inhaftierte Oppositionelle Alexej Nawalny hat die russische Bevölkerung zu Widerstand und Demonstrationen gegen die russische Invasion der Ukraine aufgerufen. „Wo auch immer Sie sind, in Russland, Weißrussland oder auf der anderen Seite des Planeten, gehen Sie jeden Wochentag und an Wochenenden und Feiertagen um 14 Uhr auf den Hauptplatz Ihrer Stadt“, schrieb er auf Twitter.
„Wir müssen, die Angst überwindend, auf die Straße gehen und ein Ende des Krieges fordern. Jeder Verhaftete muss durch zwei Neue ersetzt werden“, heißt es weiter. Russland dürfe nicht zu „einer Nation von ängstlichen Schweigern werden“.
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Bei russischen Protesten gegen den Einmarsch in die Ukraine sind nach Angaben des Bürgerrechtsportal Owd-Info bislang 6440 Menschen festgenommen worden. Rund die Hälfte der Festnahmen - 3126 - habe es in Moskau gegeben, wie Owd-Info in der Nacht zu Dienstag mitteilte. Insgesamt habe es seit Beginn des Angriffs Russlands auf die Ukraine Proteste in 103 russischen Städten gegeben.
Mit Blick auf die vielen Festnahmen von Demonstranten erwidert Nawalny: „Wenn wir, um den Krieg zu beenden, Gefängnisse und Reisewagen mit uns selbst füllen müssen, werden wir Gefängnisse und Reisewagen mit uns selbst füllen.“
„Wir sehen reale Drohungen, einen Atomkrieg auszulösen, vor unseren Fernsehern. Ich selbst stamme aus der UdSSR. Ich bin dort geboren. Und der wichtigste Satz von dort - aus meiner Kindheit - war 'kämpft für den Frieden'“, twittert Nawalny. „Ich rufe alle dazu auf, auf die Straße zu gehen und für den Frieden zu kämpfen.“
„Kremlbande tötet, um zu kaluen“
Bereits am Montag hatten Unterstützer des Oppositionellen in einem Video auf der Plattform Youtube die russische Zivilbevölkerung aufgerufen, sich gegen die Kriegserklärung Putins an die Ukraine zu stellen.
„Putin hat der Ukraine den Krieg erklärt. Außerdem bedroht er die ganze Welt mit Atomwaffen. Und Putin versucht auch, allen weißzumachen, dass die Ukraine von Russland angegriffen wurde, also von uns allen. Das ist jedoch nicht der Fall“, heißt es in einem Video, das in einem Post auf dem offiziellen Twitter-Kanal Nawalnys verlinkt ist.
„Wir müssen zeigen, dass wir diesen blutigen Krieg nicht unterstützen. Wir rufen alle Russen zum zivilen Ungehorsam auf. Schweigen Sie nicht“, heißt es in dem Video weiter. Die Unterstützer Nawalnys veröffentlichen in den vergangenen Tagen mehrere Beiträge mit Videos, in denen sie zum Kampf gegen den Krieg aufrufen.
Nawalny äußerte sich am Donnerstag auch selbst vor Gericht. „Ich bin gegen Krieg“, sagte der im Straflager inhaftiere Putin-Gegner, dem in einem neuen umstrittenen Prozess 15 Jahre Haft drohen. Der Angriff auf die Ukraine sei ein Brudermord und verbrecherisch. „Die Kremlbande hat ihn losgetreten, damit sie weiter stehlen kann. Sie töten, um zu klauen.“
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Dass die breite Masse in Russland die Aussagen Nawalnys und seiner Unterstützer zu sehen bekommen, ist unwahrscheinlich. Die russische Regierung kontrolliert die Medien und droht mit harten Strafen, sollten diese oder Einzelpersonen nicht nur das teilen, was von offiziellen Staatssender verbreitet wird.
Die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor hatte etwa verboten, in der Berichterstattung über den Krieg gegen die Ukraine Begriffe wie „Angriff“, „Invasion“ und „Kriegserklärung“ zu nutzen. (Tsp, dpa)