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Liegt noch immer in der Berliner Charité: Alexej Nawalny. In Russland hat die Polizei unterdessen Vorermittlungen eingeleitet.
© Pavel Golovkin/dpa

Mutmaßliche Vergiftung von Alexej Nawalny: Russische Behörden sehen keine Anhaltspunkte für Giftanschlag

Die russische Polizei hat die Orte untersucht, an denen sich Nawalny aufgehalten hatte, bevor er ins Koma fiel. Sie fand keine Spuren von Betäubungsmitteln.

Nach der mutmaßlichen Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny hat die russische Polizei Vorermittlungen eingeleitet, aber keine Spuren von Betäubungsmitteln an Orten gefunden, an denen sich der Oppositionelle aufgehalten hatte.

Untersucht worden sei sein Hotelzimmer in der sibirischen Stadt Tomsk sowie Wege und Straßen, teilten die Behörden am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge mit. „Im Moment wurden keine stark wirkenden Mittel oder Drogen gefunden.“

Die Polizei beschlagnahmte dabei nach eigenen Angaben mehr als 100 Gegenstände, die möglicherweise als Beweis bei den Untersuchungen dienen könnten. Auch seien Überwachungskameras ausgewertet worden. Außerdem habe es mehr als 20 forensische Studien gegeben.

Aufgrund der Ergebnisse der Vorermittlungen sieht die russische Generalstaatsanwaltschaft derzeit keine Anhaltspunkte für einen Giftanschlag auf Nawalny. Es gebe daher auch keine Grundlage für die Eröffnung einer strafrechtlichen Untersuchung, teilte die Behörde am Donnerstag mit.

Die russische Regierung hatte zuvor mitgeteilt, die Erkrankung des nach Berlin ausgeflogenen Oppositionellen untersuchen zu lassen. Der Kreml sieht keine Beweise für eine Vergiftung und spricht von „voreiligen Schlussfolgerungen“.

Trotzdem hat die russische Generalstaatsanwaltschaft im Fall Nawalny nun auch Deutschland um Mithilfe gebeten. Die deutsche Seite sei angefragt worden, Erläuterung, Informationen und Nachweise zu der Diagnose der Ärzte der Berliner Universitätsklinik Charité zu überstellen, sagte ein Behördensprecher der Agentur Interfax zufolge. Außerdem seien Untersuchungsergebnisse angefordert worden.

Deutschland habe sich bereiterklärt, mit den russischen Behörden zusammenzuarbeiten, sagte der Sprecher weiter. Die Bundesregierung hatte eine Untersuchung der Umstände gefordert – ebenso wie die EU und die USA.

Ärzte der Charité gehen von einer Vergiftung aus

Nawalny wird seit Samstag – bewacht von Beamten des Bundeskriminalamts (BKA) – in der Berliner Charité behandelt, nachdem er auf einem Inlandsflug zusammengebrochen und zunächst in einem Krankenhaus im sibirischen Omsk behandelt worden war. Nawalnys Umfeld glaubt, dass er durch einen Tee vergiftet wurde, den er kurz vor dem Abflug getrunken hatte.

Auch die Ärzte der Charité gehen nach ihren bisherigen Befunden von einer Vergiftung durch eine „Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmer“ bei Nawalny aus. Der Oppositionelle ist einer der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Auf ihn wurden schon mehrere Anschläge verübt. (dpa, AFP)

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