Simbabwe: Robert Mugabe denkt über Ruhestand nach
Simbabwes Langzeit-Präsident Robert Mugabe spricht über das Ende seiner Regierungszeit und gibt erstmals auch Fehler zu.
Mugabe regiert das südafrikanische Land seit 36 Jahren, zunächst als Premierminister, seit 1987 als Präsident. Wie der südafrikanische Sender eNCA (Montag) berichtet, wünscht sich Mugabe nun einen „angemessenen“ Abtritt. Vor einer Gruppe von Kriegsveteranen bekannte sich der greise Staatsmann in einer seltenen Geste zu den Missständen im Land, darunter eine durch Dürre beförderte Hungersnot und die vom Kollaps bedrohte Wirtschaft.
Beobachter bezweifeln allerdings, dass Mugabe tatsächlich demnächst Platz für seinen Nachfolger machen wird. Laut seiner Regierungspartei ZANU-PF wird der Präsident frühestens nach einer weiteren Amtsperiode im Jahr 2023 den Ruhestand in Betracht ziehen; dann wäre er 99.
Noch dementiert seine in sich zerstrittene Regierungspartei ZANU-PF. Doch die Anwärter bringen sich längst in Stellung - vorneweg seine eigene Ehefrau, die prunksüchtige Ex-Sekretärin Grace (51). Ihr Lager innerhalb der Partei wird als „Jungtürken“ bezeichnet. Das Gegenlager um Vize-Präsident Emmerson Mnangagwa (70) heißt im Volksmund „Team Lacoste“, wohl nach der edlen Polohemd-Marke. Von der Opposition meldet Joice Mujuru (61), Vorsitzende der Partei Zimbabwe People First (ZimPF), Ansprüche an.
Proteste gegen die Misswirtschaft
In den vergangenen Monaten kam es zu teils starken Protesten gegen das Regime in Harare. Wegen der Hyperinflation hatte Mugabes Regierung angekündigt, noch vor Monatsende Schuldscheine als offizielle Währung des Landes einführen zu wollen. Nach dem Einbruch der Wirtschaft vor acht Jahren hatte sie den US-Dollar als Ersatzwährung etabliert. Der Großteil der Simbabwer ist gegen eine erneute Währungsreform. Wie die südafrikanische Tageszeitung „Times“ (Montag) berichtet, wurden vor dem Wochenende Dutzende Oppositionsanhänger vor geplanten Protesten verhaftet.
Seit seiner staatlichen Unabhängigkeit 1980 hat das einstige Rhodesien keinen anderen Regierungschef erlebt als Mugabe. Als Anführer schwarzer Rebellen hatte Mugabe in einem blutigen Bürgerkrieg die „Kornkammer Afrikas“ aus der Hand der weißen Eliten erobert. Und als alle schon mit einem großen Gemetzel an der kolonialen Oberschicht rechneten, packte der neue starke Mann zur Überraschung der Weltöffentlichkeit die Friedenspfeife aus und rief zu Versöhnung und zum gemeinsamen Wiederaufbau auf. Ein Star war geboren; ein ethnisches Massaker an rund 20.000 angeblichen Kollaborateuren wurde geflissentlich übersehen. Die meisten Weißen blieben im Land - und erlebten staunend mit, wie der gutaussehende Intellektuelle mit seinem lupenreinen Englisch Gesundheits- und Bildungsprogramme für die Schwarzen auflegte und eine kluge, soziale Wirtschaftspolitik betrieb. Die westliche Welt überschlug sich mit Elogen. Wie Mugabe - so musste es Afrika machen.
Vom Friedensstifter zum Monster
Es ist viel psychologisiert und politologisiert worden, warum der erfolgsgewohnte Könner seit den 90er Jahren zu einem eiskalten Monster mutierte. Ein wichtiger Faktor scheint der Tod seiner ersten Frau Sally 1992 gewesen zu sein, mit der er keine Kinder haben konnte. Mugabe heiratete seine Sekretärin Grace, die zügellosen Luxus liebt. Hummer und Champagner gehörten fortan zur Grundausstattung, auch als seine Landsleute bereits zu Tausenden verhungerten.
Ein zweiter psychologischer Knick dürfte die Befreiung von Nelson Mandela im Februar 1990 gewesen sein. Dass der Freiheitsheld aus dem Nachbarland Südafrika ihm auf Anhieb den Rang als das Idol des Schwarzen Kontinents ablief, konnte der eitle Mugabe nicht verwinden.
Die Landreform, die der Präsident seit 1990 einleitete, begünstigte die eigene Klientel statt der landlosen Masse. Marktwirtschaft wich Dirigismus, und die Einmischung Simbabwes in den Bürgerkrieg im Kongo führte den Staatshaushalt in die roten Zahlen. Endgültiger politischer Wendepunkt war ein verlorenes Verfassungsreferendum 1999: Mugabe wandte sich voll Verachtung von seinem eigenen Volk ab. Von nun an war der Machterhalt sein einziges Interesse.
Im Jahr 2000 wurden massenhaft weiße Farmer gewaltsam enteignet, Hofschranzen als Verwalter eingesetzt. Sie richteten die landwirtschaftliche Produktion binnen kurzem zugrunde. Die Elendsquartiere rund um Harare und andere Städte wurden in der Aktion „Schmeißt den Müll raus!“ von Bulldozern zusammengeschoben, Hunderttausende Menschen vertrieben und in noch tiefere Not gestürzt. Die Inflation stieg auf Tausende Prozent; das Land hungerte.
Seinen ernsthaftesten Konkurrenten dieser Jahre, Morgan Tsvangirai, hängte Mugabe nach einer leichten Besserung der wirtschaftlichen Lage bei den Wahlen 2013 deutlich ab. Seitdem regiert er wieder ganz allein - die Amtszeit endet 2018. (KNA)
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