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Paul Ryan, Speaker des US-Repräsentantenhauses.
© AFP

US-Präsidentschaftswahl: Republikaner-Führung gibt Trump verloren

Paul Ryan, der "Speaker" des Abgeordnetenhauses, will mit Spitzenkandidat Trump nicht mehr auftreten. Er fürchtet um die Kongressmehrheit. Ein Porträt.

Endlich! So jubeln die Einen. Paul Ryan, als „Speaker“ des Repräsentantenhauses der nach Amt und Ansehen mächtigste Republikaner, wendet sich von Donald Trump ab. Warum erst jetzt, nachdem ein elf Jahre altes Tonband mit frauenverachtenden Äußerungen aufgetaucht ist und Trump die Chance vertan hat, sich in der TV-Debatte glaubwürdig zu entschuldigen? Das fragen die Anderen. Ist nicht schon lange klar, dass er sich nicht eignet für das höchste Amt? Dass seine Unverschämtheiten gegen Frauen, Latinos, Behinderte, Muslime nicht nur für ihn peinlich sind, sondern der ganzen Partei schaden.

Die Parteiführung gibt ein Signal

Ryans späte Distanzierung ist ein Signal: Die Parteiführung gibt den Kampf um das Weiße Haus verloren. Priorität hat jetzt, zu verhindern, dass der schlechte Ruf des Spitzenkandidaten auf die Kongresswahl abfärbt und es den Republikanern erschwert, ihre Parlamentsmehrheit zu verteidigen. Ryan hat Trumps Kandidatur von Anfang auf mehrdeutige Weise begleitet. Er kennt den Zorn an der Basis. Der richtet sich nicht allein gegen „die da oben“ bei den Demokraten, sondern ebenso bei den Republikanern.

Ryan stammt aus Wisconsin und gehört zu den „Young Guns“, die die Energie der „Tea Party“ geschickt für den eigenen Aufstieg nutzten. Mit 45 Jahren „Speaker“, das gelingt wenigen.

Ryans Machtbasis sind die Abgeordneten

Seine wahre Machtbasis sind aber nicht die „Zornbürger“, sondern die Abgeordneten der Republikaner. Deren Interesse, wiedergewählt zu werden, rangiert für ihn vor der Rücksicht auf die Parteibasis und deren Kandidaten Trump. Deshalb hat Ryan im Frühjahr lange gezögert, Trump zu unterstützten. Er verlangte Zusagen, dass der sich einer gemeinsamen Strategie unterordnet. In Kenntnis von Trumps Charakter wird es ihn nicht überrascht haben, dass dessen Disziplin nur kurz hielt.

Für die letzten 28 Tage bis zur Wahl bedeutet das: Es gibt nicht einmal mehr den Anschein eines gemeinsamen Wahlkampfs. Trump und die meisten Amtsträger der Republikaner gehen getrennte Wege. Jeder kämpft für sich allein.

Trump kann - und wird - sich alles erlauben

Trump wird seine Basis weiter mit atemberaubenden Provokationen aufpeitschen und sich nicht kontrollieren lassen. Ryan und seine Getreuen bemühen sich um Schadensbegrenzung. Trump wird nach der Niederlage von New York aus Verschwörungstheorien verbreiten, wie ihm der sichere Sieg geraubt wurde. Ryan, Vizekandidat Mike Pence und andere müssen die Scherben zusammenkehren und die Partei für eine realistischere Zukunft öffnen.

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